Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

infolge der trostlosen, so schwer zu fassenden Zustände, das Jn-
teresse weiter Kreise auf sich. Der Verband fortschritt-
licher Frauenvereine
, der durch die evang.-soziale
Gruppe gegründete Gewerkverein der Heimarbei-
terinnen
für Kleider und Wäsche-Konfektion, vor allem
auch der Bund deutscher Frauenvereine, durch
seine den Arbeiterinnenschutz behandelnde Kommission und
der deutsch-evangelische Frauenbund haben wirk-
same Anregungen auf diesem Gebiete gegeben. Wie früher in
evangelischen Kreisen, so ist neuerdings im katholischen Frauen-
bunde Frau Elisabeth Gnauck-Kühne warm für die Ar-
beiterinnenfrage eingetreten. Für Organisation der Kellne-
rinnen
wirkte der Münchener Verein für Fraueninteressen,
und auch die Dienstboten sind mit Gründung des "Hilfsvereins
für weibliches Hauspersonal" (1899), dann des "Vereins
Berliner Dienstherrschaften und Dienstangestellten" (1900) in
die Genossenschaftsbewegung eingetreten.

Die Dienstbotenfrage trifft ja die Frauen am nächsten.
Hier mögen alle die Frauen, die sich für Freiheit und Gleich-
heit begeistern, zeigen, daß sie mit der Tat hinter ihren Worten
stehen. Sie mögen zeigen, daß sie wahrhaft sozial empfinden,
daß sie in den Dienstboten, wie Auguste Schmidt das einst in
Worte faßte, "unsere Wohltäterinnen sehen, denen wir die Zeit
zu geistiger Arbeit verdanken".

Der Dienstbotenverein verlangte:

1. Abschaffung der Gesinde-Ordnungen und Regelung der
Rechtsverhältnisse der Hausangestellten durch eine neue Novelle
zur Gewerbeordnung.

2. Die Zuständigkeit der Gewerbegerichte auch auf die
aus dem Dienstverhältnis sich ergebenden Rechtsstreitigkeiten
auszudehnen.

infolge der trostlosen, so schwer zu fassenden Zustände, das Jn-
teresse weiter Kreise auf sich. Der Verband fortschritt-
licher Frauenvereine
, der durch die evang.-soziale
Gruppe gegründete Gewerkverein der Heimarbei-
terinnen
für Kleider und Wäsche-Konfektion, vor allem
auch der Bund deutscher Frauenvereine, durch
seine den Arbeiterinnenschutz behandelnde Kommission und
der deutsch-evangelische Frauenbund haben wirk-
same Anregungen auf diesem Gebiete gegeben. Wie früher in
evangelischen Kreisen, so ist neuerdings im katholischen Frauen-
bunde Frau Elisabeth Gnauck-Kühne warm für die Ar-
beiterinnenfrage eingetreten. Für Organisation der Kellne-
rinnen
wirkte der Münchener Verein für Fraueninteressen,
und auch die Dienstboten sind mit Gründung des „Hilfsvereins
für weibliches Hauspersonal“ (1899), dann des „Vereins
Berliner Dienstherrschaften und Dienstangestellten“ (1900) in
die Genossenschaftsbewegung eingetreten.

Die Dienstbotenfrage trifft ja die Frauen am nächsten.
Hier mögen alle die Frauen, die sich für Freiheit und Gleich-
heit begeistern, zeigen, daß sie mit der Tat hinter ihren Worten
stehen. Sie mögen zeigen, daß sie wahrhaft sozial empfinden,
daß sie in den Dienstboten, wie Auguste Schmidt das einst in
Worte faßte, „unsere Wohltäterinnen sehen, denen wir die Zeit
zu geistiger Arbeit verdanken“.

Der Dienstbotenverein verlangte:

1. Abschaffung der Gesinde-Ordnungen und Regelung der
Rechtsverhältnisse der Hausangestellten durch eine neue Novelle
zur Gewerbeordnung.

2. Die Zuständigkeit der Gewerbegerichte auch auf die
aus dem Dienstverhältnis sich ergebenden Rechtsstreitigkeiten
auszudehnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0270" n="260"/>
infolge der trostlosen, so schwer zu fassenden Zustände, das Jn-<lb/>
teresse weiter Kreise auf sich. Der <hi rendition="#g">Verband fortschritt-<lb/>
licher Frauenvereine</hi>, der durch die evang.-soziale<lb/>
Gruppe gegründete <hi rendition="#g">Gewerkverein der Heimarbei-<lb/>
terinnen</hi> für Kleider und Wäsche-Konfektion, vor allem<lb/>
auch der <hi rendition="#g">Bund deutscher Frauenvereine</hi>, durch<lb/>
seine den Arbeiterinnenschutz behandelnde Kommission und<lb/>
der <hi rendition="#g">deutsch-evangelische Frauenbund</hi> haben wirk-<lb/>
same Anregungen auf diesem Gebiete gegeben. Wie früher in<lb/>
evangelischen Kreisen, so ist neuerdings im katholischen Frauen-<lb/>
bunde Frau <hi rendition="#g">Elisabeth Gnauck-Kühne</hi> warm für die Ar-<lb/>
beiterinnenfrage eingetreten. Für Organisation der <hi rendition="#g">Kellne-<lb/>
rinnen</hi> wirkte der Münchener Verein für Fraueninteressen,<lb/>
und auch die Dienstboten sind mit Gründung des &#x201E;Hilfsvereins<lb/>
für weibliches Hauspersonal&#x201C; (1899), dann des &#x201E;Vereins<lb/>
Berliner Dienstherrschaften und Dienstangestellten&#x201C; (1900) in<lb/>
die Genossenschaftsbewegung eingetreten.</p><lb/>
        <p>Die Dienstbotenfrage trifft ja die Frauen am nächsten.<lb/>
Hier mögen alle die Frauen, die sich für Freiheit und Gleich-<lb/>
heit begeistern, zeigen, daß sie mit der Tat hinter ihren Worten<lb/>
stehen. Sie mögen zeigen, daß sie wahrhaft sozial empfinden,<lb/>
daß sie in den Dienstboten, wie Auguste Schmidt das einst in<lb/>
Worte faßte, &#x201E;unsere Wohltäterinnen sehen, denen wir die
 Zeit<lb/>
zu geistiger Arbeit verdanken&#x201C;.</p><lb/>
        <p>Der Dienstbotenverein verlangte: <list><item> 1. Abschaffung der Gesinde-Ordnungen und Regelung der<lb/>
Rechtsverhältnisse der Hausangestellten durch eine neue Novelle<lb/>
zur Gewerbeordnung.</item><lb/><item>2. Die Zuständigkeit der Gewerbegerichte auch auf die<lb/>
aus dem Dienstverhältnis sich ergebenden Rechtsstreitigkeiten<lb/>
auszudehnen.</item><lb/></list></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0270] infolge der trostlosen, so schwer zu fassenden Zustände, das Jn- teresse weiter Kreise auf sich. Der Verband fortschritt- licher Frauenvereine, der durch die evang.-soziale Gruppe gegründete Gewerkverein der Heimarbei- terinnen für Kleider und Wäsche-Konfektion, vor allem auch der Bund deutscher Frauenvereine, durch seine den Arbeiterinnenschutz behandelnde Kommission und der deutsch-evangelische Frauenbund haben wirk- same Anregungen auf diesem Gebiete gegeben. Wie früher in evangelischen Kreisen, so ist neuerdings im katholischen Frauen- bunde Frau Elisabeth Gnauck-Kühne warm für die Ar- beiterinnenfrage eingetreten. Für Organisation der Kellne- rinnen wirkte der Münchener Verein für Fraueninteressen, und auch die Dienstboten sind mit Gründung des „Hilfsvereins für weibliches Hauspersonal“ (1899), dann des „Vereins Berliner Dienstherrschaften und Dienstangestellten“ (1900) in die Genossenschaftsbewegung eingetreten. Die Dienstbotenfrage trifft ja die Frauen am nächsten. Hier mögen alle die Frauen, die sich für Freiheit und Gleich- heit begeistern, zeigen, daß sie mit der Tat hinter ihren Worten stehen. Sie mögen zeigen, daß sie wahrhaft sozial empfinden, daß sie in den Dienstboten, wie Auguste Schmidt das einst in Worte faßte, „unsere Wohltäterinnen sehen, denen wir die Zeit zu geistiger Arbeit verdanken“. Der Dienstbotenverein verlangte: 1. Abschaffung der Gesinde-Ordnungen und Regelung der Rechtsverhältnisse der Hausangestellten durch eine neue Novelle zur Gewerbeordnung. 2. Die Zuständigkeit der Gewerbegerichte auch auf die aus dem Dienstverhältnis sich ergebenden Rechtsstreitigkeiten auszudehnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/270
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/270>, abgerufen am 26.11.2024.