Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort- schritt die Wege verlegt.
Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein- fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen ersehnen solches Recht, und auf die Dauer - das ist unser aller feste Ueberzeugung - wird man es uns nicht wehren können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver- langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen, reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet. Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger und würdiger zur Erreichung solchen Zieles zu werden. Mögen
Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort- schritt die Wege verlegt.
Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein- fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen ersehnen solches Recht, und auf die Dauer – das ist unser aller feste Ueberzeugung – wird man es uns nicht wehren können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver- langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen, reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet. Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger und würdiger zur Erreichung solchen Zieles zu werden. Mögen
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0289"n="279"/><p>Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort-<lb/>
schritt die Wege verlegt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt<lb/>
vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse<lb/>
nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung<lb/>
der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein-<lb/>
fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen<lb/>
schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen<lb/>
ersehnen solches Recht, und auf die Dauer –<hirendition="#g">das ist unser<lb/>
aller feste Ueberzeugung</hi>– wird man es uns nicht wehren<lb/>
können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver-<lb/>
langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke<lb/>
des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer<lb/>
Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole<lb/>
das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in<lb/>
die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen,<lb/>
reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten<lb/>
an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung<lb/>
der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet.<lb/>
Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem<lb/>
Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu<lb/>
führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen<lb/>
vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die<lb/>
Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen<lb/>
alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles<lb/>
gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger<lb/>
und würdiger zur Erreichung solchen Zieles zu werden. Mögen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[279/0289]
Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort-
schritt die Wege verlegt.
Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt
vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse
nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung
der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein-
fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen
schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen
ersehnen solches Recht, und auf die Dauer – das ist unser
aller feste Ueberzeugung – wird man es uns nicht wehren
können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver-
langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke
des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer
Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole
das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in
die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen,
reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten
an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung
der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet.
Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem
Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu
führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen
vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die
Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen
alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles
gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger
und würdiger zur Erreichung solchen Zieles zu werden. Mögen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-11-13T13:59:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat.
(2015-08-06T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: wie Vorlage;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/289>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.