einen auf gleicher Höhe mit dem seinen stehenden Unterricht zu geben.
An solchen Lehrerinnen aber fehlte es damals fast voll- ständig. Man kannte nur seminaristisch gebildete Lehrerinnen und die Lehrerinnen-Seminare waren und sind nach dem Ur- teile Sachverständiger noch jetzt in hohem Maße reformbe- dürftig.
Daher die zweite Forderung jener Petition, die Regie- rung möge den Lehrerinnen Gelegenheit zu wissenschaftlicher Ausbildung geben.
Auf diesen Punkt legte der Allgemeine Deutsche Lehre- rinnenverein besonderes Gewicht.
Der Fraueneinfluß in der Schule, darauf wies Helene Lange, darauf wies auch Frau Loeper-Housselle in ihrer Zeitschrift "Die Lehrerin" wieder und wieder hin, steht und fällt mit der Möglichkeit besserer Lehrerinnenbildung. Lieber - trotz allem - den ganzen Unterricht in Männerhänden als Unterricht in den oberen Klassen durch minderwertig vorge- bildete weibliche Kräfte.
Von der Persönlichkeit der Lehrenden, so führt Helene Lange in verschiedenen ihrer Schriften aus, hängt der Er- folg des Unterrichts ab. "Am wirksamsten sind Lehrer und Lehrerinnen, die eine ausgesprochene Jndividualität besitzen. Selbst wenn diese nicht ohne Ecken ist, wenn sie der land- läufigen Charakteristik der pädagogischen Lehrbücher wider- spricht, wenn die Lehrstunden ganz gegen alle Herbart-Ziller- Stoyschen Regeln verlaufen, dem Zauber einer mächtigen Jn- dividualität - solange sie echtes Menschentum verkörpert - vermögen wir uns nicht zu entziehen."
Um zu solcher Persönlichkeit zu werden, um zu innerer Selbständigkeit zu gelangen, verlangt sie für die Lehrerin
4*
einen auf gleicher Höhe mit dem seinen stehenden Unterricht zu geben.
An solchen Lehrerinnen aber fehlte es damals fast voll- ständig. Man kannte nur seminaristisch gebildete Lehrerinnen und die Lehrerinnen-Seminare waren und sind nach dem Ur- teile Sachverständiger noch jetzt in hohem Maße reformbe- dürftig.
Daher die zweite Forderung jener Petition, die Regie- rung möge den Lehrerinnen Gelegenheit zu wissenschaftlicher Ausbildung geben.
Auf diesen Punkt legte der Allgemeine Deutsche Lehre- rinnenverein besonderes Gewicht.
Der Fraueneinfluß in der Schule, darauf wies Helene Lange, darauf wies auch Frau Loeper-Housselle in ihrer Zeitschrift „Die Lehrerin“ wieder und wieder hin, steht und fällt mit der Möglichkeit besserer Lehrerinnenbildung. Lieber – trotz allem – den ganzen Unterricht in Männerhänden als Unterricht in den oberen Klassen durch minderwertig vorge- bildete weibliche Kräfte.
Von der Persönlichkeit der Lehrenden, so führt Helene Lange in verschiedenen ihrer Schriften aus, hängt der Er- folg des Unterrichts ab. „Am wirksamsten sind Lehrer und Lehrerinnen, die eine ausgesprochene Jndividualität besitzen. Selbst wenn diese nicht ohne Ecken ist, wenn sie der land- läufigen Charakteristik der pädagogischen Lehrbücher wider- spricht, wenn die Lehrstunden ganz gegen alle Herbart-Ziller- Stoyschen Regeln verlaufen, dem Zauber einer mächtigen Jn- dividualität – solange sie echtes Menschentum verkörpert – vermögen wir uns nicht zu entziehen.“
Um zu solcher Persönlichkeit zu werden, um zu innerer Selbständigkeit zu gelangen, verlangt sie für die Lehrerin
4*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0061"n="51"/>
einen auf gleicher Höhe mit dem seinen stehenden Unterricht<lb/>
zu geben.</p><lb/><p>An solchen Lehrerinnen aber fehlte es damals fast voll-<lb/>
ständig. Man kannte nur seminaristisch gebildete Lehrerinnen<lb/>
und die Lehrerinnen-Seminare waren und sind nach dem Ur-<lb/>
teile Sachverständiger noch jetzt in hohem Maße reformbe-<lb/>
dürftig.</p><lb/><p>Daher die zweite Forderung jener Petition, die Regie-<lb/>
rung möge den Lehrerinnen Gelegenheit zu wissenschaftlicher<lb/>
Ausbildung geben.</p><lb/><p>Auf diesen Punkt legte der Allgemeine Deutsche Lehre-<lb/>
rinnenverein besonderes Gewicht.</p><lb/><p>Der Fraueneinfluß in der Schule, darauf wies <hirendition="#g">Helene<lb/>
Lange</hi>, darauf wies auch <hirendition="#g">Frau Loeper-Housselle</hi> in ihrer<lb/>
Zeitschrift „Die Lehrerin“ wieder und wieder hin, steht und<lb/>
fällt mit der Möglichkeit besserer Lehrerinnenbildung. Lieber<lb/>– trotz allem – den ganzen Unterricht in Männerhänden als<lb/>
Unterricht in den oberen Klassen durch minderwertig vorge-<lb/>
bildete weibliche Kräfte.</p><lb/><p>Von der Persönlichkeit der Lehrenden, so führt Helene<lb/>
Lange in verschiedenen ihrer Schriften aus, hängt der Er-<lb/>
folg des Unterrichts ab. „Am wirksamsten sind Lehrer und<lb/>
Lehrerinnen, die eine ausgesprochene Jndividualität besitzen.<lb/>
Selbst wenn diese nicht ohne Ecken ist, wenn sie der land-<lb/>
läufigen Charakteristik der pädagogischen Lehrbücher wider-<lb/>
spricht, wenn die Lehrstunden ganz gegen alle Herbart-Ziller-<lb/>
Stoyschen Regeln verlaufen, dem Zauber einer mächtigen Jn-<lb/>
dividualität – solange sie echtes Menschentum verkörpert –<lb/>
vermögen wir uns nicht zu entziehen.“</p><lb/><p>Um zu solcher Persönlichkeit zu werden, um zu innerer<lb/>
Selbständigkeit zu gelangen, verlangt sie für die Lehrerin<lb/><fwplace="bottom"type="sig">4*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[51/0061]
einen auf gleicher Höhe mit dem seinen stehenden Unterricht
zu geben.
An solchen Lehrerinnen aber fehlte es damals fast voll-
ständig. Man kannte nur seminaristisch gebildete Lehrerinnen
und die Lehrerinnen-Seminare waren und sind nach dem Ur-
teile Sachverständiger noch jetzt in hohem Maße reformbe-
dürftig.
Daher die zweite Forderung jener Petition, die Regie-
rung möge den Lehrerinnen Gelegenheit zu wissenschaftlicher
Ausbildung geben.
Auf diesen Punkt legte der Allgemeine Deutsche Lehre-
rinnenverein besonderes Gewicht.
Der Fraueneinfluß in der Schule, darauf wies Helene
Lange, darauf wies auch Frau Loeper-Housselle in ihrer
Zeitschrift „Die Lehrerin“ wieder und wieder hin, steht und
fällt mit der Möglichkeit besserer Lehrerinnenbildung. Lieber
– trotz allem – den ganzen Unterricht in Männerhänden als
Unterricht in den oberen Klassen durch minderwertig vorge-
bildete weibliche Kräfte.
Von der Persönlichkeit der Lehrenden, so führt Helene
Lange in verschiedenen ihrer Schriften aus, hängt der Er-
folg des Unterrichts ab. „Am wirksamsten sind Lehrer und
Lehrerinnen, die eine ausgesprochene Jndividualität besitzen.
Selbst wenn diese nicht ohne Ecken ist, wenn sie der land-
läufigen Charakteristik der pädagogischen Lehrbücher wider-
spricht, wenn die Lehrstunden ganz gegen alle Herbart-Ziller-
Stoyschen Regeln verlaufen, dem Zauber einer mächtigen Jn-
dividualität – solange sie echtes Menschentum verkörpert –
vermögen wir uns nicht zu entziehen.“
Um zu solcher Persönlichkeit zu werden, um zu innerer
Selbständigkeit zu gelangen, verlangt sie für die Lehrerin
4*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-11-13T13:59:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat.
(2015-08-06T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: wie Vorlage;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/61>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.