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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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können - auch in rechter Weise vorbereitet sein. Nur aus
der Hand wirklich gut gebildeter ihre Aufgabe voll erfassen-
der Lehrerinnen können Frauen hervorgehen, die sich inmitten
der Not unserer Zeit, sei es als Gattin und Mutter, sei es in
einem Berufe als echte Frauen bewähren.

Die vorausgegangenen Blätter haben in erster Linie preu-
ßische Verhältnisse geschildert. Aber was die Frauen und Leh-
rerinnen in Preußen erstreben, erstreben sie auch in allen an-
deren deutschen Bundesstaaten. Die großen Vereine verbinden
Nord und Süd und mit gleicher Begeisterung, mit gleicher Hin-
gabe und Treue wird überall - wenn auch bisher noch mit
wenig positivem Resultat - für Ausbau der Mädchenschule ge-
wirkt. Jn Baden, in Bayern steht ebenfalls eine Reorgani-
sation dicht bevor. Darum möge es genügen, hier zu erwähnen,
daß Baden und Hessen die 10stufige Mädchenschule hat, an
der in Preußen nur die Westprovinzen festhalten. Einer Ver-
bindung der Schule mit Gymnasial- und Realschulabteilung ist
man in Baden gern entgegengekommen. Frauen in der Lei-
tung öffentlicher Schulen kennt Baden und kennt auch Hessen
noch nicht (Preußen hat z. B. in Kreuznach bei 290 Schülerinnen,
in Ruhrort, in Vohwinkel bei allerdings nur kleiner Schülerinnen-
zahl an öffentlichen höheren Mädchenschulen weibliche Direkto-
ren). Jn Offenburg, Karlsruhe, Mannheim und Freiburg, neuer-
dings auch in Heidelberg, sind Frauen im Aufsichtsrat der
öffentlichen Schulen. Jn der eigentlichen Schulverwaltung
ist nur in Offenburg eine Lehrerin hinzugezogen. Die Seminare
kranken in Baden an dem Mangel einer Uebungsschule, die
in Bayern dagegen vorgesehen ist. Jn Bayern ist für die
Unterstufe der Besuch der Volksschule obligatorisch bis zum
10. Lebensjahre. Weiterhin liegt in Bayern der Unterricht
vielfach in den Händen von Klosterschwestern, während in

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können – auch in rechter Weise vorbereitet sein. Nur aus
der Hand wirklich gut gebildeter ihre Aufgabe voll erfassen-
der Lehrerinnen können Frauen hervorgehen, die sich inmitten
der Not unserer Zeit, sei es als Gattin und Mutter, sei es in
einem Berufe als echte Frauen bewähren.

Die vorausgegangenen Blätter haben in erster Linie preu-
ßische Verhältnisse geschildert. Aber was die Frauen und Leh-
rerinnen in Preußen erstreben, erstreben sie auch in allen an-
deren deutschen Bundesstaaten. Die großen Vereine verbinden
Nord und Süd und mit gleicher Begeisterung, mit gleicher Hin-
gabe und Treue wird überall – wenn auch bisher noch mit
wenig positivem Resultat – für Ausbau der Mädchenschule ge-
wirkt. Jn Baden, in Bayern steht ebenfalls eine Reorgani-
sation dicht bevor. Darum möge es genügen, hier zu erwähnen,
daß Baden und Hessen die 10stufige Mädchenschule hat, an
der in Preußen nur die Westprovinzen festhalten. Einer Ver-
bindung der Schule mit Gymnasial- und Realschulabteilung ist
man in Baden gern entgegengekommen. Frauen in der Lei-
tung öffentlicher Schulen kennt Baden und kennt auch Hessen
noch nicht (Preußen hat z. B. in Kreuznach bei 290 Schülerinnen,
in Ruhrort, in Vohwinkel bei allerdings nur kleiner Schülerinnen-
zahl an öffentlichen höheren Mädchenschulen weibliche Direkto-
ren). Jn Offenburg, Karlsruhe, Mannheim und Freiburg, neuer-
dings auch in Heidelberg, sind Frauen im Aufsichtsrat der
öffentlichen Schulen. Jn der eigentlichen Schulverwaltung
ist nur in Offenburg eine Lehrerin hinzugezogen. Die Seminare
kranken in Baden an dem Mangel einer Uebungsschule, die
in Bayern dagegen vorgesehen ist. Jn Bayern ist für die
Unterstufe der Besuch der Volksschule obligatorisch bis zum
10. Lebensjahre. Weiterhin liegt in Bayern der Unterricht
vielfach in den Händen von Klosterschwestern, während in

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[67/0077] können – auch in rechter Weise vorbereitet sein. Nur aus der Hand wirklich gut gebildeter ihre Aufgabe voll erfassen- der Lehrerinnen können Frauen hervorgehen, die sich inmitten der Not unserer Zeit, sei es als Gattin und Mutter, sei es in einem Berufe als echte Frauen bewähren. Die vorausgegangenen Blätter haben in erster Linie preu- ßische Verhältnisse geschildert. Aber was die Frauen und Leh- rerinnen in Preußen erstreben, erstreben sie auch in allen an- deren deutschen Bundesstaaten. Die großen Vereine verbinden Nord und Süd und mit gleicher Begeisterung, mit gleicher Hin- gabe und Treue wird überall – wenn auch bisher noch mit wenig positivem Resultat – für Ausbau der Mädchenschule ge- wirkt. Jn Baden, in Bayern steht ebenfalls eine Reorgani- sation dicht bevor. Darum möge es genügen, hier zu erwähnen, daß Baden und Hessen die 10stufige Mädchenschule hat, an der in Preußen nur die Westprovinzen festhalten. Einer Ver- bindung der Schule mit Gymnasial- und Realschulabteilung ist man in Baden gern entgegengekommen. Frauen in der Lei- tung öffentlicher Schulen kennt Baden und kennt auch Hessen noch nicht (Preußen hat z. B. in Kreuznach bei 290 Schülerinnen, in Ruhrort, in Vohwinkel bei allerdings nur kleiner Schülerinnen- zahl an öffentlichen höheren Mädchenschulen weibliche Direkto- ren). Jn Offenburg, Karlsruhe, Mannheim und Freiburg, neuer- dings auch in Heidelberg, sind Frauen im Aufsichtsrat der öffentlichen Schulen. Jn der eigentlichen Schulverwaltung ist nur in Offenburg eine Lehrerin hinzugezogen. Die Seminare kranken in Baden an dem Mangel einer Uebungsschule, die in Bayern dagegen vorgesehen ist. Jn Bayern ist für die Unterstufe der Besuch der Volksschule obligatorisch bis zum 10. Lebensjahre. Weiterhin liegt in Bayern der Unterricht vielfach in den Händen von Klosterschwestern, während in 5*

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/77>, abgerufen am 21.11.2024.