Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

sollte; und endlich wurde berichtet, daß ein kleiner Schoner, um die kleinen Handelsfahrzeuge vor dem Einlaufe zu decken, mit einer schon ausgerüsteten Fregatte ankommen würde, welche letztere einige Meilen davon ihren Posten bekommen hatte, so wie auch ihr Chef eine ganze Flottille, die an der Küste zerstreut lag, commandiren und ihnen weitere Befehle ertheilen sollte. -- Dem Datum der Ordre zufolge konnte dieser Ersatz jeden Augenblick erwartet werden. Das erste und dringendste Geschäft war, aus den Ueberresten des vorigen Schiffs vorerwähnte Batterie zu bilden.

Neue freudige Hoffnung erfüllte Holger's Herz; er eilte zu Woldemar, um ihm dieselbe mitzutheilen, und erst nachdem dies geschehen, erhielt dieser einen treuen Bericht von dem so eben vorgefallenen Duell und dem Anlaß dazu.

Woldemar, der nach seiner Verlobung, so kam es wenigstens dem Freunde vor, nicht mit dem alten Feuer seinen Ideen entgegenkam oder sie theilte, hörte ihm aufmerksam zu, drückte seine Hand fest und schüttelte leise den Kopf.

Wenn es mit dem Diamant nur abgethan wäre, -- sagte er -- aber für wessen Sache hast du dein Leben bloßgestellt! -- Gieb Acht, die Wahrheit wird doch wohl durchblicken, und wenn auch nicht, werden wir doch durch ihn ähnlicher Schande vielleicht lange ausgesetzt sein; denn er hält dir nicht Wort, kann es nicht einmal vor der Zeit, wie er richtig bemerkt; wir müssen

sollte; und endlich wurde berichtet, daß ein kleiner Schoner, um die kleinen Handelsfahrzeuge vor dem Einlaufe zu decken, mit einer schon ausgerüsteten Fregatte ankommen würde, welche letztere einige Meilen davon ihren Posten bekommen hatte, so wie auch ihr Chef eine ganze Flottille, die an der Küste zerstreut lag, commandiren und ihnen weitere Befehle ertheilen sollte. — Dem Datum der Ordre zufolge konnte dieser Ersatz jeden Augenblick erwartet werden. Das erste und dringendste Geschäft war, aus den Ueberresten des vorigen Schiffs vorerwähnte Batterie zu bilden.

Neue freudige Hoffnung erfüllte Holger's Herz; er eilte zu Woldemar, um ihm dieselbe mitzutheilen, und erst nachdem dies geschehen, erhielt dieser einen treuen Bericht von dem so eben vorgefallenen Duell und dem Anlaß dazu.

Woldemar, der nach seiner Verlobung, so kam es wenigstens dem Freunde vor, nicht mit dem alten Feuer seinen Ideen entgegenkam oder sie theilte, hörte ihm aufmerksam zu, drückte seine Hand fest und schüttelte leise den Kopf.

Wenn es mit dem Diamant nur abgethan wäre, — sagte er — aber für wessen Sache hast du dein Leben bloßgestellt! — Gieb Acht, die Wahrheit wird doch wohl durchblicken, und wenn auch nicht, werden wir doch durch ihn ähnlicher Schande vielleicht lange ausgesetzt sein; denn er hält dir nicht Wort, kann es nicht einmal vor der Zeit, wie er richtig bemerkt; wir müssen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066"/>
sollte; und endlich wurde berichtet, daß ein kleiner Schoner, um die kleinen      Handelsfahrzeuge vor dem Einlaufe zu decken, mit einer schon ausgerüsteten Fregatte ankommen      würde, welche letztere einige Meilen davon ihren Posten bekommen hatte, so wie auch ihr Chef      eine ganze Flottille, die an der Küste zerstreut lag, commandiren und ihnen weitere Befehle      ertheilen sollte. &#x2014; Dem Datum der Ordre zufolge konnte dieser Ersatz jeden Augenblick erwartet      werden. Das erste und dringendste Geschäft war, aus den Ueberresten des vorigen Schiffs      vorerwähnte Batterie zu bilden.</p><lb/>
        <p>Neue freudige Hoffnung erfüllte Holger's Herz; er eilte zu Woldemar, um ihm dieselbe      mitzutheilen, und erst nachdem dies geschehen, erhielt dieser einen treuen Bericht von dem so      eben vorgefallenen Duell und dem Anlaß dazu.</p><lb/>
        <p>Woldemar, der nach seiner Verlobung, so kam es wenigstens dem Freunde vor, nicht mit dem      alten Feuer seinen Ideen entgegenkam oder sie theilte, hörte ihm aufmerksam zu, drückte seine      Hand fest und schüttelte leise den Kopf.</p><lb/>
        <p>Wenn es mit dem Diamant nur abgethan wäre, &#x2014; sagte er &#x2014; aber für wessen Sache hast du dein      Leben bloßgestellt! &#x2014; Gieb Acht, die Wahrheit wird doch wohl durchblicken, und wenn auch nicht,      werden wir doch durch ihn ähnlicher Schande vielleicht lange ausgesetzt sein; denn er hält dir      nicht Wort, kann es nicht einmal vor der Zeit, wie er richtig bemerkt; wir müssen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0066] sollte; und endlich wurde berichtet, daß ein kleiner Schoner, um die kleinen Handelsfahrzeuge vor dem Einlaufe zu decken, mit einer schon ausgerüsteten Fregatte ankommen würde, welche letztere einige Meilen davon ihren Posten bekommen hatte, so wie auch ihr Chef eine ganze Flottille, die an der Küste zerstreut lag, commandiren und ihnen weitere Befehle ertheilen sollte. — Dem Datum der Ordre zufolge konnte dieser Ersatz jeden Augenblick erwartet werden. Das erste und dringendste Geschäft war, aus den Ueberresten des vorigen Schiffs vorerwähnte Batterie zu bilden. Neue freudige Hoffnung erfüllte Holger's Herz; er eilte zu Woldemar, um ihm dieselbe mitzutheilen, und erst nachdem dies geschehen, erhielt dieser einen treuen Bericht von dem so eben vorgefallenen Duell und dem Anlaß dazu. Woldemar, der nach seiner Verlobung, so kam es wenigstens dem Freunde vor, nicht mit dem alten Feuer seinen Ideen entgegenkam oder sie theilte, hörte ihm aufmerksam zu, drückte seine Hand fest und schüttelte leise den Kopf. Wenn es mit dem Diamant nur abgethan wäre, — sagte er — aber für wessen Sache hast du dein Leben bloßgestellt! — Gieb Acht, die Wahrheit wird doch wohl durchblicken, und wenn auch nicht, werden wir doch durch ihn ähnlicher Schande vielleicht lange ausgesetzt sein; denn er hält dir nicht Wort, kann es nicht einmal vor der Zeit, wie er richtig bemerkt; wir müssen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:52:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:52:36Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/66
Zitationshilfe: Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/66>, abgerufen am 26.11.2024.