N001 Mitglied des Zentralkomitees der SED sssesssssszs
N001 Leiter der Abteilung Wissenschaften N002 Marx-Engels-Plat z N003 Berlin N004 1020
N001 Lieber Hannes:
N001 Ich war auf der diesjährigen (35") Pugwaeh-d?agung. Wie ich be- N002 fürchtet hatte, ist die Pugwash-Bewegung arg heruntergekommen, N003 im Grunde relativ bedeutungslos geworden"
N001 Gleich am ersten Tag wurde da3 bestätigt durch einen uns vorge- N002 legten Brief des Genossen M. Markow, einer der Vertreter der SU N003 im Pugwash Executive Committee, der sehr ausführlich seinen N004 Rücktritt begründete mit seinen vergeblichen Bemühungen, das N005 alte Niveau zu halten. Gleichzeitig unterbreitete J. Rotblatt, N006 erster Generalsekretär und bis heute ein führendes Mitglied, den N007 Mitgliedern einen Reformplan, der Pugwash zu einer Massenorgani- N008 sation maohen will, während Markow zu der alten Elite-Organisa- N009 tion und möglichst vielen Nobelpreisträgern und enger Verbindung N010 zu den jeweiligen Regierungen zurückkehren will. Beide Vorschläge N011 wurden auf dem Council Meeting abgelehnt"
N001 Der Unterschied zu früher wurde besonders deutlich durch den N002 Plenar-Vortrag des Sowjetvertreters V. Goldansky, eine nette, N003 ordentliche Rede, während man vor 20 Jahren wußte, daß die Rede N004 mit Gromykow abgestimmt war und stets entweder etwas Neues brachte N005 oder Altes wiederholte, was aber auch wichtig war. Auch die wich- N006 tigsten Amerikaner hatten früher natürlich vor der Konferenz ganz N007 oben im State-Department eine Besprechung gehabt, während sie N008 heute bedeutungslos, wenn auch natürlich oft klug und mit Sach- N009 kenntnis plauderten.
N001 Karlheinz Lohs meinte zunächst, daß Pugwash in einer Zeit der N002 Entspannung niemals die Bedeutung hat wie in einer Zeit der Krise N003 und Konfrontation, womit er, was die fernere Vergangenheit be- N004 trifft, durchaus recht hat. Aber heute sitzt das Übel tiefer. Der N005 in gewisser Beziehung einzigartige Platz, den Pugwash früher hatte
N001 7. Sept. 1987
N001 Genossen Hannes Hörnig Persönlich!
N001 Mitglied des Zentralkomitees der SED sssesssssszs
N001 Leiter der Abteilung Wissenschaften N002 Marx-Engels-Plat z N003 Berlin N004 1020
N001 Lieber Hannes:
N001 Ich war auf der diesjährigen (35«) Pugwaeh-d?agung. Wie ich be- N002 fürchtet hatte, ist die Pugwash-Bewegung arg heruntergekommen, N003 im Grunde relativ bedeutungslos geworden«
N001 Gleich am ersten Tag wurde da3 bestätigt durch einen uns vorge- N002 legten Brief des Genossen M. Markow, einer der Vertreter der SU N003 im Pugwash Executive Committee, der sehr ausführlich seinen N004 Rücktritt begründete mit seinen vergeblichen Bemühungen, das N005 alte Niveau zu halten. Gleichzeitig unterbreitete J. Rotblatt, N006 erster Generalsekretär und bis heute ein führendes Mitglied, den N007 Mitgliedern einen Reformplan, der Pugwash zu einer Massenorgani- N008 sation maohen will, während Markow zu der alten Elite-Organisa- N009 tion und möglichst vielen Nobelpreisträgern und enger Verbindung N010 zu den jeweiligen Regierungen zurückkehren will. Beide Vorschläge N011 wurden auf dem Council Meeting abgelehnt«
N001 Der Unterschied zu früher wurde besonders deutlich durch den N002 Plenar-Vortrag des Sowjetvertreters V. Goldansky, eine nette, N003 ordentliche Rede, während man vor 20 Jahren wußte, daß die Rede N004 mit Gromykow abgestimmt war und stets entweder etwas Neues brachte N005 oder Altes wiederholte, was aber auch wichtig war. Auch die wich- N006 tigsten Amerikaner hatten früher natürlich vor der Konferenz ganz N007 oben im State-Department eine Besprechung gehabt, während sie N008 heute bedeutungslos, wenn auch natürlich oft klug und mit Sach- N009 kenntnis plauderten.
N001 Karlheinz Lohs meinte zunächst, daß Pugwash in einer Zeit der N002 Entspannung niemals die Bedeutung hat wie in einer Zeit der Krise N003 und Konfrontation, womit er, was die fernere Vergangenheit be- N004 trifft, durchaus recht hat. Aber heute sitzt das Übel tiefer. Der N005 in gewisser Beziehung einzigartige Platz, den Pugwash früher hatte
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7. Sept. 1987
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Genossen Hannes Hörnig Persönlich!
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Mitglied des Zentralkomitees der SED sssesssssszs
N001
Leiter der Abteilung Wissenschaften N002
Marx-Engels-Plat z N003
Berlin N004
1020
N001
Lieber Hannes:
N001
Ich war auf der diesjährigen (35«) Pugwaeh-d?agung. Wie ich be- N002
fürchtet hatte, ist die Pugwash-Bewegung arg heruntergekommen, N003
im Grunde relativ bedeutungslos geworden«
N001
Gleich am ersten Tag wurde da3 bestätigt durch einen uns vorge- N002
legten Brief des Genossen M. Markow, einer der Vertreter der SU N003
im Pugwash Executive Committee, der sehr ausführlich seinen N004
Rücktritt begründete mit seinen vergeblichen Bemühungen, das N005
alte Niveau zu halten. Gleichzeitig unterbreitete J. Rotblatt, N006
erster Generalsekretär und bis heute ein führendes Mitglied, den N007
Mitgliedern einen Reformplan, der Pugwash zu einer Massenorgani- N008
sation maohen will, während Markow zu der alten Elite-Organisa- N009
tion und möglichst vielen Nobelpreisträgern und enger Verbindung N010
zu den jeweiligen Regierungen zurückkehren will. Beide Vorschläge N011
wurden auf dem Council Meeting abgelehnt«
N001
Der Unterschied zu früher wurde besonders deutlich durch den N002
Plenar-Vortrag des Sowjetvertreters V. Goldansky, eine nette, N003
ordentliche Rede, während man vor 20 Jahren wußte, daß die Rede N004
mit Gromykow abgestimmt war und stets entweder etwas Neues brachte N005
oder Altes wiederholte, was aber auch wichtig war. Auch die wich- N006
tigsten Amerikaner hatten früher natürlich vor der Konferenz ganz N007
oben im State-Department eine Besprechung gehabt, während sie N008
heute bedeutungslos, wenn auch natürlich oft klug und mit Sach- N009
kenntnis plauderten.
N001
Karlheinz Lohs meinte zunächst, daß Pugwash in einer Zeit der N002
Entspannung niemals die Bedeutung hat wie in einer Zeit der Krise N003
und Konfrontation, womit er, was die fernere Vergangenheit be- N004
trifft, durchaus recht hat. Aber heute sitzt das Übel tiefer. Der N005
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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/1023>, abgerufen am 27.11.2024.
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