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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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Hannes Hornig war mit meiner Bede in der Akademie-Klasse N002
über Forderungen an die Gesellschaftswissenschaftler, die ich N003
ihm nicht in seiner Funktion, sondern als Freund zu lesen gege- N004
ben hatte, gar nioht zufrieden" Sein Haupteinwandt loh dürfe die N005
Gesellschaftswissenschaftler nicht nach ihren verö ff ent lichten N006
Arbeiten, sondern müsse sie nach ihren vertraulichen Memoranden N007
usw. für die Partei- und Staatsführung beurteilen. Nun sind diese N008
sicherlich offener und kritischer und sind natürlich auch nützlioh N009
- aber was ist das für eine Haltung unserem Volk gegenüberl was für N010
ein Zeugnis des Mißtrauens und der Verachtung! Eine wahre Schande, N011
wenn man meint, man dürfe dem Volk niohfefvon unseren Schwierigkei- N012
ten, unseren Mängeln, den Widersprüchen sagen - obwohl die Menschen N013
diese doch alltäglich selbst erleben und auch der Westen über das N014
west Hohe Fernsehen wie die Besucher aus der Bundesrepublik darüber N015
sprechen.

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Was haben sich da unsere Schriftsteller für eine andere ge- N002
sellschaftliche Position geschaffen! Sie können Uber so vieles N003
offen spreohen.

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Immer hat unsere Partei, einschließlich der KPD vor 194-6 N002
Schwierigkeiten mit der "Behandlung der Intelligenz" gehabt. Die N003
Gesellschaftswissenschaftler bei uns hat sie gezähmt, die Schrift- N004
steller, Gottseidank, nur in ganz geringem Maße - und auf dem N005
Sohriftstellerkongreß beschwerte man sioh auch Uber die doch rela- N006
tiv milde, wenn auch bisweilen alberne oder feige Zensur durch das N007
Kulturministerium.

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20,12.1987

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Den jämmerlichen Zustand bei uns in so vieler Beziehung hat N002
das Plenum in dieser Woche aufgezeigt. Man stelle sioh vor, Erich

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Hannes Hornig war mit meiner Bede in der Akademie-Klasse N002
über Forderungen an die Gesellschaftswissenschaftler, die ich N003
ihm nicht in seiner Funktion, sondern als Freund zu lesen gege- N004
ben hatte, gar nioht zufrieden« Sein Haupteinwandt loh dürfe die N005
Gesellschaftswissenschaftler nicht nach ihren verö ff ent lichten N006
Arbeiten, sondern müsse sie nach ihren vertraulichen Memoranden N007
usw. für die Partei- und Staatsführung beurteilen. Nun sind diese N008
sicherlich offener und kritischer und sind natürlich auch nützlioh N009
- aber was ist das für eine Haltung unserem Volk gegenüberl was für N010
ein Zeugnis des Mißtrauens und der Verachtung! Eine wahre Schande, N011
wenn man meint, man dürfe dem Volk niohfefvon unseren Schwierigkei- N012
ten, unseren Mängeln, den Widersprüchen sagen - obwohl die Menschen N013
diese doch alltäglich selbst erleben und auch der Westen über das N014
west Hohe Fernsehen wie die Besucher aus der Bundesrepublik darüber N015
sprechen.

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Was haben sich da unsere Schriftsteller für eine andere ge- N002
sellschaftliche Position geschaffen! Sie können Uber so vieles N003
offen spreohen.

N001
Immer hat unsere Partei, einschließlich der KPD vor 194-6 N002
Schwierigkeiten mit der "Behandlung der Intelligenz" gehabt. Die N003
Gesellschaftswissenschaftler bei uns hat sie gezähmt, die Schrift- N004
steller, Gottseidank, nur in ganz geringem Maße - und auf dem N005
Sohriftstellerkongreß beschwerte man sioh auch Uber die doch rela- N006
tiv milde, wenn auch bisweilen alberne oder feige Zensur durch das N007
Kulturministerium.

N001
20,12.1987

N001
Den jämmerlichen Zustand bei uns in so vieler Beziehung hat N002
das Plenum in dieser Woche aufgezeigt. Man stelle sioh vor, Erich

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[50/1037] N001 Hannes Hornig war mit meiner Bede in der Akademie-Klasse N002 über Forderungen an die Gesellschaftswissenschaftler, die ich N003 ihm nicht in seiner Funktion, sondern als Freund zu lesen gege- N004 ben hatte, gar nioht zufrieden« Sein Haupteinwandt loh dürfe die N005 Gesellschaftswissenschaftler nicht nach ihren verö ff ent lichten N006 Arbeiten, sondern müsse sie nach ihren vertraulichen Memoranden N007 usw. für die Partei- und Staatsführung beurteilen. Nun sind diese N008 sicherlich offener und kritischer und sind natürlich auch nützlioh N009 - aber was ist das für eine Haltung unserem Volk gegenüberl was für N010 ein Zeugnis des Mißtrauens und der Verachtung! Eine wahre Schande, N011 wenn man meint, man dürfe dem Volk niohfefvon unseren Schwierigkei- N012 ten, unseren Mängeln, den Widersprüchen sagen - obwohl die Menschen N013 diese doch alltäglich selbst erleben und auch der Westen über das N014 west Hohe Fernsehen wie die Besucher aus der Bundesrepublik darüber N015 sprechen. N001 Was haben sich da unsere Schriftsteller für eine andere ge- N002 sellschaftliche Position geschaffen! Sie können Uber so vieles N003 offen spreohen. N001 Immer hat unsere Partei, einschließlich der KPD vor 194-6 N002 Schwierigkeiten mit der "Behandlung der Intelligenz" gehabt. Die N003 Gesellschaftswissenschaftler bei uns hat sie gezähmt, die Schrift- N004 steller, Gottseidank, nur in ganz geringem Maße - und auf dem N005 Sohriftstellerkongreß beschwerte man sioh auch Uber die doch rela- N006 tiv milde, wenn auch bisweilen alberne oder feige Zensur durch das N007 Kulturministerium. N001 20,12.1987 N001 Den jämmerlichen Zustand bei uns in so vieler Beziehung hat N002 das Plenum in dieser Woche aufgezeigt. Man stelle sioh vor, Erich

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/1037>, abgerufen am 23.11.2024.