N001 Wissenschaften in der Akademie (wir waren zu vorsichtig, um N002 von der Republik als ganzer zu sprechen) geachtet sind. Mir N003 scheint die Mißachtung der Gesellschaftswissenschaften - rich- N004 tiger der Gesellschaftswissenschaftler - denn wenn Walter N005 irgendwelchen gesellschaftswissenschaftlichen Unsinn über Ent- N006 fremdung sagt, dann gilt das natürlich als größere Weisheit N007 als irgendeine naturwissenschaftliche Entdeckung - ein ganz N008 großer Fehler, und zwar gerade in einem Lande wie dem unarlgen. N009 Man muß sich doch sagens bei der heutigen Abspaltung der Länder N010 untereinander, auch der sozialistischen, bei der heute aus mili- N011 tärischen Gründen notwendigen Geheimniskrämerei auf wissenschaft- N012 lichem Gebiet, gibt es doch nur zwei von sich und vom Rest der N013 Welt völlig abgespaltene, isolierte Orte, wo noch Haturwissen- N014 schaften umfassend betrieben werden können* die USA und die SU. N015 Hur sie haben die Mittel, und weder die Westdeutschen oder N016 Engländer haben freien Zutritt zu den fortgeschrittensten For- N017 sohungsstellen in den USA, noch wir oder die Polen zu denen der N018 SU. Dagegen könnten wir - insbesondere bei dem Rückstand der SU N019 etwa auf den Gebieten der Geschichte oder Politischen Ökonomie - N020 in den Gesellschaftswissenschaften durchaus an der Weltspitze N021 stehen. Unsere materiellen Mittel reichen aus, und wir haben N022 ebenso kluge Wissenschaftler wie die SU, die bei geringerer Be- N023 hinderung der Forschnngs- und Denkfreiheit als ln der SU leicht N024 an die Spitze voranstürmen könnten. Heute hängt der Fortschritt N025 auf dem Gebiete der Gesellschaftswissenschaften in den soziali- N026 stischen Ländern in erster Linie von der Freiheit, die man den N027 Gesellschaftswissenschaftlern gibt, ab. Man kann nicht sagen, N028 daß die Partei die Wirtschaftsgeschichte in irgendeiner Welse N029 gefördert hat, aber allein schon die Tatsache, daß Hannes HBrnig
N001 Wissenschaften in der Akademie (wir waren zu vorsichtig, um N002 von der Republik als ganzer zu sprechen) geachtet sind. Mir N003 scheint die Mißachtung der Gesellschaftswissenschaften - rich- N004 tiger der Gesellschaftswissenschaftler - denn wenn Walter N005 irgendwelchen gesellschaftswissenschaftlichen Unsinn über Ent- N006 fremdung sagt, dann gilt das natürlich als größere Weisheit N007 als irgendeine naturwissenschaftliche Entdeckung - ein ganz N008 großer Fehler, und zwar gerade in einem Lande wie dem unarlgen. N009 Man muß sich doch sagens bei der heutigen Abspaltung der Länder N010 untereinander, auch der sozialistischen, bei der heute aus mili- N011 tärischen Gründen notwendigen Geheimniskrämerei auf wissenschaft- N012 lichem Gebiet, gibt es doch nur zwei von sich und vom Rest der N013 Welt völlig abgespaltene, isolierte Orte, wo noch Haturwissen- N014 schaften umfassend betrieben werden können* die USA und die SU. N015 Hur sie haben die Mittel, und weder die Westdeutschen oder N016 Engländer haben freien Zutritt zu den fortgeschrittensten For- N017 sohungsstellen in den USA, noch wir oder die Polen zu denen der N018 SU. Dagegen könnten wir - insbesondere bei dem Rückstand der SU N019 etwa auf den Gebieten der Geschichte oder Politischen Ökonomie - N020 in den Gesellschaftswissenschaften durchaus an der Weltspitze N021 stehen. Unsere materiellen Mittel reichen aus, und wir haben N022 ebenso kluge Wissenschaftler wie die SU, die bei geringerer Be- N023 hinderung der Forschnngs- und Denkfreiheit als ln der SU leicht N024 an die Spitze voranstürmen könnten. Heute hängt der Fortschritt N025 auf dem Gebiete der Gesellschaftswissenschaften in den soziali- N026 stischen Ländern in erster Linie von der Freiheit, die man den N027 Gesellschaftswissenschaftlern gibt, ab. Man kann nicht sagen, N028 daß die Partei die Wirtschaftsgeschichte in irgendeiner Welse N029 gefördert hat, aber allein schon die Tatsache, daß Hannes HBrnig
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Wissenschaften in der Akademie (wir waren zu vorsichtig, um N002
von der Republik als ganzer zu sprechen) geachtet sind. Mir N003
scheint die Mißachtung der Gesellschaftswissenschaften - rich- N004
tiger der Gesellschaftswissenschaftler - denn wenn Walter N005
irgendwelchen gesellschaftswissenschaftlichen Unsinn über Ent- N006
fremdung sagt, dann gilt das natürlich als größere Weisheit N007
als irgendeine naturwissenschaftliche Entdeckung - ein ganz N008
großer Fehler, und zwar gerade in einem Lande wie dem unarlgen. N009
Man muß sich doch sagens bei der heutigen Abspaltung der Länder N010
untereinander, auch der sozialistischen, bei der heute aus mili- N011
tärischen Gründen notwendigen Geheimniskrämerei auf wissenschaft- N012
lichem Gebiet, gibt es doch nur zwei von sich und vom Rest der N013
Welt völlig abgespaltene, isolierte Orte, wo noch Haturwissen- N014
schaften umfassend betrieben werden können* die USA und die SU. N015
Hur sie haben die Mittel, und weder die Westdeutschen oder N016
Engländer haben freien Zutritt zu den fortgeschrittensten For- N017
sohungsstellen in den USA, noch wir oder die Polen zu denen der N018
SU. Dagegen könnten wir - insbesondere bei dem Rückstand der SU N019
etwa auf den Gebieten der Geschichte oder Politischen Ökonomie - N020
in den Gesellschaftswissenschaften durchaus an der Weltspitze N021
stehen. Unsere materiellen Mittel reichen aus, und wir haben N022
ebenso kluge Wissenschaftler wie die SU, die bei geringerer Be- N023
hinderung der Forschnngs- und Denkfreiheit als ln der SU leicht N024
an die Spitze voranstürmen könnten. Heute hängt der Fortschritt N025
auf dem Gebiete der Gesellschaftswissenschaften in den soziali- N026
stischen Ländern in erster Linie von der Freiheit, die man den N027
Gesellschaftswissenschaftlern gibt, ab. Man kann nicht sagen, N028
daß die Partei die Wirtschaftsgeschichte in irgendeiner Welse N029
gefördert hat, aber allein schon die Tatsache, daß Hannes HBrnig
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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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