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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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unberechtigteiweise darüber hinweg. Ein kritisches Klima des Mei- N002
nungsstreites, der Diskussion und des Widerspruchs, würde unsere N003
großen Dinge bemerkenswerter erscheinen lassen und ihrer innewoh- N004
nenden Größe gerecht werden. Die Offenheit zu Problemen würde Kon- N005
struktivität, Zukunftsorientiertheit und Zuversicht erkennen las- N006
sen. Alles Dinge, derer wir uns nicht zu schämen brauchten. Ist der N007
XXVII. Parteitag der KPdSU, dessen ehrliche Aussprache, spurlos an N008
uns vorbeigegangen? Stattdessen pünktlich zu Monatsbeginn stati- N009
stische Erf olgsmeldungen, die wohl kaum ernst genommen werden"

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Mir ist bekannt, daß Lenin einmal folgendes bemerkte, sinn- N002
gemäß* Derjenige ist kein ! Kommunist, der aus Prestigegründen N003
bzw. aus Angst, dem Gegner Argumente oder Kaum im Klassenkampf zu N004
liefern, die Wahrheit verbirgt. Wahr ist, daß genau das Gegenteil N005
des Beabsichtigten eintritt.

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Oder Brechts Galilei* "Wer die Wahrheit kennt und sie eine N002
Lüge nennt, der ist ein Verbrecher."

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Mag sein, daß einiges zu drastisch formuliert ist, doch möch- N002
ten wir im Kerngedanken nicht nachgeben.

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Eine gewisse Einheitlichkeit und Uniformität an Ausdruoks- N002
weisen und Standardbegriffen ist nicht Randerscheinung, Zeitungs- N003
phrasen und Modewörter bieten Bequemlichkeit im Denken. Verschwun- N004
den ist, so scheint es bei vielen schriftlichen und mündlichen Ver- N005
öffentlichungen, unsere sprachliche Weite, die lebenserfüllte N006
Spraohlandschaft unserer Klassiker.

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Unserer Kultur fehlt es an Differenzierung und damit auch an N002
Vielfalt. Bürokratie läßt manohmal unser Leben recht grau und aus- N003
gelotet aussehen, es fehlt an Farbigkeit, an Einzigartigkeit und N004
Kraftquellen.

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Unsere Lebensweise ist befangen vom Alltag, vom Schlange- N002
stehen, vom mächtigen Unwesentlichen, vom passiven Auf nehmen im

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unberechtigteiweise darüber hinweg. Ein kritisches Klima des Mei- N002
nungsstreites, der Diskussion und des Widerspruchs, würde unsere N003
großen Dinge bemerkenswerter erscheinen lassen und ihrer innewoh- N004
nenden Größe gerecht werden. Die Offenheit zu Problemen würde Kon- N005
struktivität, Zukunftsorientiertheit und Zuversicht erkennen las- N006
sen. Alles Dinge, derer wir uns nicht zu schämen brauchten. Ist der N007
XXVII. Parteitag der KPdSU, dessen ehrliche Aussprache, spurlos an N008
uns vorbeigegangen? Stattdessen pünktlich zu Monatsbeginn stati- N009
stische Erf olgsmeldungen, die wohl kaum ernst genommen werden«

N001
Mir ist bekannt, daß Lenin einmal folgendes bemerkte, sinn- N002
gemäß* Derjenige ist kein ! Kommunist, der aus Prestigegründen N003
bzw. aus Angst, dem Gegner Argumente oder Kaum im Klassenkampf zu N004
liefern, die Wahrheit verbirgt. Wahr ist, daß genau das Gegenteil N005
des Beabsichtigten eintritt.

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Oder Brechts Galilei* "Wer die Wahrheit kennt und sie eine N002
Lüge nennt, der ist ein Verbrecher."

N001
Mag sein, daß einiges zu drastisch formuliert ist, doch möch- N002
ten wir im Kerngedanken nicht nachgeben.

N001
Eine gewisse Einheitlichkeit und Uniformität an Ausdruoks- N002
weisen und Standardbegriffen ist nicht Randerscheinung, Zeitungs- N003
phrasen und Modewörter bieten Bequemlichkeit im Denken. Verschwun- N004
den ist, so scheint es bei vielen schriftlichen und mündlichen Ver- N005
öffentlichungen, unsere sprachliche Weite, die lebenserfüllte N006
Spraohlandschaft unserer Klassiker.

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Unserer Kultur fehlt es an Differenzierung und damit auch an N002
Vielfalt. Bürokratie läßt manohmal unser Leben recht grau und aus- N003
gelotet aussehen, es fehlt an Farbigkeit, an Einzigartigkeit und N004
Kraftquellen.

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Unsere Lebensweise ist befangen vom Alltag, vom Schlange- N002
stehen, vom mächtigen Unwesentlichen, vom passiven Auf nehmen im

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[0952] N001 unberechtigteiweise darüber hinweg. Ein kritisches Klima des Mei- N002 nungsstreites, der Diskussion und des Widerspruchs, würde unsere N003 großen Dinge bemerkenswerter erscheinen lassen und ihrer innewoh- N004 nenden Größe gerecht werden. Die Offenheit zu Problemen würde Kon- N005 struktivität, Zukunftsorientiertheit und Zuversicht erkennen las- N006 sen. Alles Dinge, derer wir uns nicht zu schämen brauchten. Ist der N007 XXVII. Parteitag der KPdSU, dessen ehrliche Aussprache, spurlos an N008 uns vorbeigegangen? Stattdessen pünktlich zu Monatsbeginn stati- N009 stische Erf olgsmeldungen, die wohl kaum ernst genommen werden« N001 Mir ist bekannt, daß Lenin einmal folgendes bemerkte, sinn- N002 gemäß* Derjenige ist kein ! Kommunist, der aus Prestigegründen N003 bzw. aus Angst, dem Gegner Argumente oder Kaum im Klassenkampf zu N004 liefern, die Wahrheit verbirgt. Wahr ist, daß genau das Gegenteil N005 des Beabsichtigten eintritt. N001 Oder Brechts Galilei* "Wer die Wahrheit kennt und sie eine N002 Lüge nennt, der ist ein Verbrecher." N001 Mag sein, daß einiges zu drastisch formuliert ist, doch möch- N002 ten wir im Kerngedanken nicht nachgeben. N001 Eine gewisse Einheitlichkeit und Uniformität an Ausdruoks- N002 weisen und Standardbegriffen ist nicht Randerscheinung, Zeitungs- N003 phrasen und Modewörter bieten Bequemlichkeit im Denken. Verschwun- N004 den ist, so scheint es bei vielen schriftlichen und mündlichen Ver- N005 öffentlichungen, unsere sprachliche Weite, die lebenserfüllte N006 Spraohlandschaft unserer Klassiker. N001 Unserer Kultur fehlt es an Differenzierung und damit auch an N002 Vielfalt. Bürokratie läßt manohmal unser Leben recht grau und aus- N003 gelotet aussehen, es fehlt an Farbigkeit, an Einzigartigkeit und N004 Kraftquellen. N001 Unsere Lebensweise ist befangen vom Alltag, vom Schlange- N002 stehen, vom mächtigen Unwesentlichen, vom passiven Auf nehmen im

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/952>, abgerufen am 23.11.2024.