Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.sich der Boden. Hier und dort waren Arbeiter auf dem Felde beschäftigt. Alles kündigte an, daß man sich einem volkreichen Platze, für dessen Bedürfnisse die Umgegend mit zu sorgen habe, nähere. Endlich, nach etwa zweistündigem Marsche, öffnete sich das Thal, und der glänzende Spiegel des Golfs lag vor den Blicken der Wandrer, links die mächtige Stadt, Salonichi, mit ihren Kuppeln und Minarets sich den Uferhügel emporbreitend und auf der Höhe von einer festen Citadelle bekrönt. Zahlreiche Schiffe lagen auf der Rhede; aus dem Frankenviertel der Stadt winkten die Fahnen der europäischen Consulate dem europäischen Wandrer ein gastliches Willkommen entgegen. Das ganze reiche Bild spielte bei dem Schein der abendlichen Sonne in wundersamen Lichtern und Farben. Die Männer hielten einen Augenblick inne. Stuart fühlte sich bei dem unerwarteten Anblick in tiefer Seele ergriffen. Er hatte schon darauf Bedacht genommen, das Spiel der abenteuerlichen Rolle, mit welcher er vor den Reisegenossen aufgetreten war, leise und unvermerkt herabzustimmen. Er wußte es, daß England hier, an einem der wichtigsten Handelsplätze der Levante, ein bedeutendes und einflußreiches Consulat besaß, und es kam ihm nunmehr Alles darauf an, sich unverzüglich, bevor ihn irgend ein neues Wirrsal erfaßte, unter den Schutz des brittischen Consuls zu begeben. Die Reisegefährten fanden in ihrer schlichten Gutmüthigkeit nichts Verfängliches darin, als er sie, gelegentlich noch einige sich der Boden. Hier und dort waren Arbeiter auf dem Felde beschäftigt. Alles kündigte an, daß man sich einem volkreichen Platze, für dessen Bedürfnisse die Umgegend mit zu sorgen habe, nähere. Endlich, nach etwa zweistündigem Marsche, öffnete sich das Thal, und der glänzende Spiegel des Golfs lag vor den Blicken der Wandrer, links die mächtige Stadt, Salonichi, mit ihren Kuppeln und Minarets sich den Uferhügel emporbreitend und auf der Höhe von einer festen Citadelle bekrönt. Zahlreiche Schiffe lagen auf der Rhede; aus dem Frankenviertel der Stadt winkten die Fahnen der europäischen Consulate dem europäischen Wandrer ein gastliches Willkommen entgegen. Das ganze reiche Bild spielte bei dem Schein der abendlichen Sonne in wundersamen Lichtern und Farben. Die Männer hielten einen Augenblick inne. Stuart fühlte sich bei dem unerwarteten Anblick in tiefer Seele ergriffen. Er hatte schon darauf Bedacht genommen, das Spiel der abenteuerlichen Rolle, mit welcher er vor den Reisegenossen aufgetreten war, leise und unvermerkt herabzustimmen. Er wußte es, daß England hier, an einem der wichtigsten Handelsplätze der Levante, ein bedeutendes und einflußreiches Consulat besaß, und es kam ihm nunmehr Alles darauf an, sich unverzüglich, bevor ihn irgend ein neues Wirrsal erfaßte, unter den Schutz des brittischen Consuls zu begeben. Die Reisegefährten fanden in ihrer schlichten Gutmüthigkeit nichts Verfängliches darin, als er sie, gelegentlich noch einige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015"/> sich der Boden. Hier und dort waren Arbeiter auf dem Felde beschäftigt. Alles kündigte an, daß man sich einem volkreichen Platze, für dessen Bedürfnisse die Umgegend mit zu sorgen habe, nähere. Endlich, nach etwa zweistündigem Marsche, öffnete sich das Thal, und der glänzende Spiegel des Golfs lag vor den Blicken der Wandrer, links die mächtige Stadt, Salonichi, mit ihren Kuppeln und Minarets sich den Uferhügel emporbreitend und auf der Höhe von einer festen Citadelle bekrönt. Zahlreiche Schiffe lagen auf der Rhede; aus dem Frankenviertel der Stadt winkten die Fahnen der europäischen Consulate dem europäischen Wandrer ein gastliches Willkommen entgegen. Das ganze reiche Bild spielte bei dem Schein der abendlichen Sonne in wundersamen Lichtern und Farben. Die Männer hielten einen Augenblick inne. Stuart fühlte sich bei dem unerwarteten Anblick in tiefer Seele ergriffen.</p><lb/> <p>Er hatte schon darauf Bedacht genommen, das Spiel der abenteuerlichen Rolle, mit welcher er vor den Reisegenossen aufgetreten war, leise und unvermerkt herabzustimmen. Er wußte es, daß England hier, an einem der wichtigsten Handelsplätze der Levante, ein bedeutendes und einflußreiches Consulat besaß, und es kam ihm nunmehr Alles darauf an, sich unverzüglich, bevor ihn irgend ein neues Wirrsal erfaßte, unter den Schutz des brittischen Consuls zu begeben. Die Reisegefährten fanden in ihrer schlichten Gutmüthigkeit nichts Verfängliches darin, als er sie, gelegentlich noch einige<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
sich der Boden. Hier und dort waren Arbeiter auf dem Felde beschäftigt. Alles kündigte an, daß man sich einem volkreichen Platze, für dessen Bedürfnisse die Umgegend mit zu sorgen habe, nähere. Endlich, nach etwa zweistündigem Marsche, öffnete sich das Thal, und der glänzende Spiegel des Golfs lag vor den Blicken der Wandrer, links die mächtige Stadt, Salonichi, mit ihren Kuppeln und Minarets sich den Uferhügel emporbreitend und auf der Höhe von einer festen Citadelle bekrönt. Zahlreiche Schiffe lagen auf der Rhede; aus dem Frankenviertel der Stadt winkten die Fahnen der europäischen Consulate dem europäischen Wandrer ein gastliches Willkommen entgegen. Das ganze reiche Bild spielte bei dem Schein der abendlichen Sonne in wundersamen Lichtern und Farben. Die Männer hielten einen Augenblick inne. Stuart fühlte sich bei dem unerwarteten Anblick in tiefer Seele ergriffen.
Er hatte schon darauf Bedacht genommen, das Spiel der abenteuerlichen Rolle, mit welcher er vor den Reisegenossen aufgetreten war, leise und unvermerkt herabzustimmen. Er wußte es, daß England hier, an einem der wichtigsten Handelsplätze der Levante, ein bedeutendes und einflußreiches Consulat besaß, und es kam ihm nunmehr Alles darauf an, sich unverzüglich, bevor ihn irgend ein neues Wirrsal erfaßte, unter den Schutz des brittischen Consuls zu begeben. Die Reisegefährten fanden in ihrer schlichten Gutmüthigkeit nichts Verfängliches darin, als er sie, gelegentlich noch einige
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T14:01:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T14:01:39Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |