Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Stuart reichte dem Freunde zum Abschied seine Rechte. Du bist jetzt ein Mann, Dimitri, sagte er zu ihm. Was da kommen wird, wissen wir nicht; aber, was auch kommen mag, trage wie ein Mann und handle wie ein Mann! -- Mit kräftigem Händedruck schied er von ihm. Als Stuart heimkehrte und seinem Wirthe die Ereignisse des Tages und das, was Dimitri ihm mitgetheilt hatte, erzählte, glaubte Paradise aus Logotheti's Benehmen und seiner Aeußerung gegen jenen Janitscharen voraussetzen zu müssen, daß irgend ein Unternehmen von bedrohlichem Ernste gegen Stuart im Werke sei. Er beschloß, sofort näher nachforschen zu lassen. Es fehlte ihm nicht an geheimen Canälen, durch die er von manchen Dingen, welche die Umgebung des Pascha's von Salonichi betrafen, Auskunft zu erhalten im Stande war. So konnte er Stuart schon am nächsten Morgen berichten, daß Hadschi-Ali, in dessen Gefolge jener die Reise von Athen aus angetreten hatte, von Konstantinopel zurückkehrend wirklich in Salonichi eingetroffen war und daß Logotheti ihn begleitet hatte. Beide durften mit dem Erfolg ihrer Reise wenig zufrieden sein, da Hadschi-Ali, trotz der im Serail des Großherrn aufgewandten Geldspenden und sonstiger Geschenke, die nachgesuchte Woiwodenstelle von Athen nicht erhalten, Logotheti aber die Stelle des brittischen Consuls von Athen verloren hatte. Beides schien den nachdrücklichen Beschwerden zugeschrieben werden zu müssen, Stuart reichte dem Freunde zum Abschied seine Rechte. Du bist jetzt ein Mann, Dimitri, sagte er zu ihm. Was da kommen wird, wissen wir nicht; aber, was auch kommen mag, trage wie ein Mann und handle wie ein Mann! — Mit kräftigem Händedruck schied er von ihm. Als Stuart heimkehrte und seinem Wirthe die Ereignisse des Tages und das, was Dimitri ihm mitgetheilt hatte, erzählte, glaubte Paradise aus Logotheti's Benehmen und seiner Aeußerung gegen jenen Janitscharen voraussetzen zu müssen, daß irgend ein Unternehmen von bedrohlichem Ernste gegen Stuart im Werke sei. Er beschloß, sofort näher nachforschen zu lassen. Es fehlte ihm nicht an geheimen Canälen, durch die er von manchen Dingen, welche die Umgebung des Pascha's von Salonichi betrafen, Auskunft zu erhalten im Stande war. So konnte er Stuart schon am nächsten Morgen berichten, daß Hadschi-Ali, in dessen Gefolge jener die Reise von Athen aus angetreten hatte, von Konstantinopel zurückkehrend wirklich in Salonichi eingetroffen war und daß Logotheti ihn begleitet hatte. Beide durften mit dem Erfolg ihrer Reise wenig zufrieden sein, da Hadschi-Ali, trotz der im Serail des Großherrn aufgewandten Geldspenden und sonstiger Geschenke, die nachgesuchte Woiwodenstelle von Athen nicht erhalten, Logotheti aber die Stelle des brittischen Consuls von Athen verloren hatte. Beides schien den nachdrücklichen Beschwerden zugeschrieben werden zu müssen, <TEI> <text> <body> <div n="6"> <pb facs="#f0062"/> <p>Stuart reichte dem Freunde zum Abschied seine Rechte. Du bist jetzt ein Mann, Dimitri, sagte er zu ihm. Was da kommen wird, wissen wir nicht; aber, was auch kommen mag, trage wie ein Mann und handle wie ein Mann! — Mit kräftigem Händedruck schied er von ihm.</p><lb/> <p>Als Stuart heimkehrte und seinem Wirthe die Ereignisse des Tages und das, was Dimitri ihm mitgetheilt hatte, erzählte, glaubte Paradise aus Logotheti's Benehmen und seiner Aeußerung gegen jenen Janitscharen voraussetzen zu müssen, daß irgend ein Unternehmen von bedrohlichem Ernste gegen Stuart im Werke sei. Er beschloß, sofort näher nachforschen zu lassen. Es fehlte ihm nicht an geheimen Canälen, durch die er von manchen Dingen, welche die Umgebung des Pascha's von Salonichi betrafen, Auskunft zu erhalten im Stande war. So konnte er Stuart schon am nächsten Morgen berichten, daß Hadschi-Ali, in dessen Gefolge jener die Reise von Athen aus angetreten hatte, von Konstantinopel zurückkehrend wirklich in Salonichi eingetroffen war und daß Logotheti ihn begleitet hatte. Beide durften mit dem Erfolg ihrer Reise wenig zufrieden sein, da Hadschi-Ali, trotz der im Serail des Großherrn aufgewandten Geldspenden und sonstiger Geschenke, die nachgesuchte Woiwodenstelle von Athen nicht erhalten, Logotheti aber die Stelle des brittischen Consuls von Athen verloren hatte. Beides schien den nachdrücklichen Beschwerden zugeschrieben werden zu müssen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0062]
Stuart reichte dem Freunde zum Abschied seine Rechte. Du bist jetzt ein Mann, Dimitri, sagte er zu ihm. Was da kommen wird, wissen wir nicht; aber, was auch kommen mag, trage wie ein Mann und handle wie ein Mann! — Mit kräftigem Händedruck schied er von ihm.
Als Stuart heimkehrte und seinem Wirthe die Ereignisse des Tages und das, was Dimitri ihm mitgetheilt hatte, erzählte, glaubte Paradise aus Logotheti's Benehmen und seiner Aeußerung gegen jenen Janitscharen voraussetzen zu müssen, daß irgend ein Unternehmen von bedrohlichem Ernste gegen Stuart im Werke sei. Er beschloß, sofort näher nachforschen zu lassen. Es fehlte ihm nicht an geheimen Canälen, durch die er von manchen Dingen, welche die Umgebung des Pascha's von Salonichi betrafen, Auskunft zu erhalten im Stande war. So konnte er Stuart schon am nächsten Morgen berichten, daß Hadschi-Ali, in dessen Gefolge jener die Reise von Athen aus angetreten hatte, von Konstantinopel zurückkehrend wirklich in Salonichi eingetroffen war und daß Logotheti ihn begleitet hatte. Beide durften mit dem Erfolg ihrer Reise wenig zufrieden sein, da Hadschi-Ali, trotz der im Serail des Großherrn aufgewandten Geldspenden und sonstiger Geschenke, die nachgesuchte Woiwodenstelle von Athen nicht erhalten, Logotheti aber die Stelle des brittischen Consuls von Athen verloren hatte. Beides schien den nachdrücklichen Beschwerden zugeschrieben werden zu müssen,
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Zitationshilfe: | Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kugler_incantada_1910/62>, abgerufen am 16.07.2024. |