Kuhnow, Anna: Gedanken und Erfahrungen über Frauenbildung und Frauenberuf. Leipzig, 1896.eine so schmähliche Concurrenz bereiten, sie zeitigen aber eine so schmähliche Concurrenz bereiten, sie zeitigen aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="12"/> eine so schmähliche Concurrenz bereiten, sie zeitigen aber<lb/> auch sehr viele Fälle von Hysterie in den Schichten der<lb/> Vermögenden, in denen, den heutigen Culturerrungenschaften<lb/> entsprechend, vielfach das malthusianische Princip der kleinen<lb/> Familie auch bei uns schon vorwaltet und in den nächsten<lb/> Decennien, aller Wahrscheinlichkeit nach, noch in viel<lb/> weiterem Umfange vorwalten wird; sodass, verhältnissmässig<lb/> zur Lebenszeit, nur ein <hi rendition="#g">winziger</hi> Theil des Lebens der<lb/> Frau dem Mutterberufe gewidmet wird. Da sitzt so eine<lb/> reiche Frau denn tagaus, tagein mit einem hohlen Dasein:<lb/> die Küche besorgt die Köchin, das Haus das Stubenmädchen<lb/> und die Stütze der Hausfrau, in der Kinderstube herrscht<lb/> die Amme, das Kinderfräulein, die Gouvernante. Wohl führt<lb/> die Hausfrau die sogenannte Oberaufsicht, aber sie ist meist<lb/> ein Schattenkönig, degradirt einzig zum Liebesbedürfniss des<lb/> Mannes. – Die Hohlheit eines solchen Lebens lastet auf<lb/> einer Frau mit einiger geistigen Begabung; eine tiefe Un-<lb/> zufriedenheit mit ihrem Schicksal stellt sich ein, sie schämt<lb/> sich ihres Parasitenthums und da sie eine Entschuldigung<lb/> für ihr Nichtsthun haben möchte, ergeht sie sich in Ver-<lb/> gnügungen, Modethorheiten, erfindet bald eine Krankheit,<lb/> und tyrannisirt mit ihren überreizten Nerven ihr ganzes<lb/> Haus, ganz besonders, wenn nicht Neigung, sondern, wie<lb/> heutigen Tages leider nur zu oft, Convenienz ihre Ehe<lb/> schloss. Einzelne jener Frauen sind wohl ehrlich genug,<lb/> um diesen Zusammenhang der Dinge zuzugeben, aber ihre<lb/> ganze Erziehung hat in ihnen eine solche Energielosigkeit<lb/> gezeitigt, dass ihnen die berufsmässige Erfüllung einer nütz-<lb/> lichen Thätigkeit zur absoluten Unmöglichkeit geworden ist.<lb/> – Ueber diese Energielosigkeit seiner Frau habe ich man-<lb/> chen Mann schon klagen hören, und ich habe ihnen oft ge-<lb/> sagt: „Rosen wachsen nicht in einem Sumpfe, was die Er-<lb/> ziehung nicht entwickelte, können wir von einem menschlichen<lb/> Wesen nicht verlangen. Die Frauen sind so, wie sie durch<lb/> die Erziehung, die ihnen jetzt gegeben wird, werden können.“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0013]
eine so schmähliche Concurrenz bereiten, sie zeitigen aber
auch sehr viele Fälle von Hysterie in den Schichten der
Vermögenden, in denen, den heutigen Culturerrungenschaften
entsprechend, vielfach das malthusianische Princip der kleinen
Familie auch bei uns schon vorwaltet und in den nächsten
Decennien, aller Wahrscheinlichkeit nach, noch in viel
weiterem Umfange vorwalten wird; sodass, verhältnissmässig
zur Lebenszeit, nur ein winziger Theil des Lebens der
Frau dem Mutterberufe gewidmet wird. Da sitzt so eine
reiche Frau denn tagaus, tagein mit einem hohlen Dasein:
die Küche besorgt die Köchin, das Haus das Stubenmädchen
und die Stütze der Hausfrau, in der Kinderstube herrscht
die Amme, das Kinderfräulein, die Gouvernante. Wohl führt
die Hausfrau die sogenannte Oberaufsicht, aber sie ist meist
ein Schattenkönig, degradirt einzig zum Liebesbedürfniss des
Mannes. – Die Hohlheit eines solchen Lebens lastet auf
einer Frau mit einiger geistigen Begabung; eine tiefe Un-
zufriedenheit mit ihrem Schicksal stellt sich ein, sie schämt
sich ihres Parasitenthums und da sie eine Entschuldigung
für ihr Nichtsthun haben möchte, ergeht sie sich in Ver-
gnügungen, Modethorheiten, erfindet bald eine Krankheit,
und tyrannisirt mit ihren überreizten Nerven ihr ganzes
Haus, ganz besonders, wenn nicht Neigung, sondern, wie
heutigen Tages leider nur zu oft, Convenienz ihre Ehe
schloss. Einzelne jener Frauen sind wohl ehrlich genug,
um diesen Zusammenhang der Dinge zuzugeben, aber ihre
ganze Erziehung hat in ihnen eine solche Energielosigkeit
gezeitigt, dass ihnen die berufsmässige Erfüllung einer nütz-
lichen Thätigkeit zur absoluten Unmöglichkeit geworden ist.
– Ueber diese Energielosigkeit seiner Frau habe ich man-
chen Mann schon klagen hören, und ich habe ihnen oft ge-
sagt: „Rosen wachsen nicht in einem Sumpfe, was die Er-
ziehung nicht entwickelte, können wir von einem menschlichen
Wesen nicht verlangen. Die Frauen sind so, wie sie durch
die Erziehung, die ihnen jetzt gegeben wird, werden können.“
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(2024-05-30T15:49:03Z)
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