Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.ANTHONII NERI Andres Buch/ chen/ unter die Hände kommen; so hat mich doch für gut angesehen (dieweilich willens bin/ das Werck vollkommen an den Tag zu geben;) einen rechten und guten Chymischen modum anzudeuten/ vermittels welches/ die Kunste rfahrne Liebhaber/ ohne anderer/ Beyhülff/ allerley dergleichen Werck/ recht und wohl/ mit geringern Unkosten/ selbsten bereiten können. Denn wo die Materia gebührlich praepariret/ ingleichen die me- Und weil die Calcedonier-Farb oder vielmehr das compositum, dar- Die rothe Farb/ (davon im 124. Capitel/) und der Weinstein müs- Letzlich muß man im gantzen Werck solchen Fleiß anwenden/ wie es sondern
ANTHONII NERI Andres Buch/ chen/ unter die Haͤnde kom̃en; ſo hat mich doch fuͤr gut angeſehen (dieweilich willens bin/ das Werck vollkommen an den Tag zu geben;) einen rechten und guten Chymiſchen modum anzudeuten/ vermittels welches/ die Kunſte rfahrne Liebhaber/ ohne anderer/ Beyhuͤlff/ allerley dergleichen Werck/ recht und wohl/ mit geringern Unkoſten/ ſelbſten bereiten koͤnnen. Denn wo die Materia gebuͤhrlich præpariret/ ingleichen die me- Und weil die Calcedonier-Farb oder vielmehr das compoſitum, daꝛ- Die rothe Farb/ (davon im 124. Capitel/) und der Weinſtein muͤſ- Letzlich muß man im gantzen Werck ſolchen Fleiß anwenden/ wie es ſondern
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ANTHONII NERI Andres Buch/
chen/ unter die Haͤnde kom̃en; ſo hat mich doch fuͤr gut angeſehen (dieweil
ich willens bin/ das Werck vollkommen an den Tag zu geben;) einen
rechten und guten Chymiſchen modum anzudeuten/ vermittels welches/
die Kunſte rfahrne Liebhaber/ ohne anderer/ Beyhuͤlff/ allerley dergleichen
Werck/ recht und wohl/ mit geringern Unkoſten/ ſelbſten bereiten koͤnnen.
Denn wo die Materia gebuͤhrlich præpariret/ ingleichen die me-
talliſche Farb/ recht auffgeſchloſſen/ auch von aller irdiſchen Unreinig-
keit und unſaubern Theilen wohl abgeſondert iſt worden (welche insge-
mein die Vereinigung der Farben mit den Glaͤſern zu verhindern pfleget)
ſo iſt kein Zweifel/ daß nicht das Glas mit lebendigen/ leuchtenden und lieb-
lichen Farben getingiret werde/ welche die gemeinen Glasmacher-Far-
ben/ gar weit uͤbertreffen.
Und weil die Calcedonier-Farb oder vielmehr das compoſitum, daꝛ-
aus dieſer Stein wird/ nichts anders iſt/ als eine Zuſammenhauffung
faſt aller der jenigen Farben/ welche vom Glas angenommen werden/
ſolche aber ins gemein nicht einem jeden bekannt ſind (denn die Farben
ſelbſt/ wofern ſie nicht wohl bereitet/ die verlangte Schoͤnheit und Glantz
nicht von ſich geben;) ſo iſt derohalben nothwendig/ daß die Metallen
nicht gecalciniret/ zertheilet/ auffgeſchloſſẽ/ auch das Kupffer/ der Schwe-
fel/ Vitriol/ Salmiac/ und dergleichen/ mit geraumer Zeit/ und gelin-
den Feuer eroͤffnet und bereitet werden; denn das uͤbermaͤßige Feuer iſt
hier ſchaͤdlich.
Die rothe Farb/ (davon im 124. Capitel/) und der Weinſtein muͤſ-
ſen nicht allein recht und auffs beſte gecalciniret ſeyn/ ſondern ſie ſollen
auch in gebuͤhrlichen Gewicht/ und proportion/ zu rechter Zeit darzuge-
than werden: es muß auch das Glas wohl gekocht/ gereiniget und zum
Werck zeitig ſeyn.
Letzlich muß man im gantzen Werck ſolchen Fleiß anwenden/ wie es
fleißigen Kuͤnſtlern gebuͤhren will: Und auff ſolche Art kan man den O-
rientaliſchen Jaſpis/ Achat/ und Calcedonier vollkoͤmmlich nachahmen/
mit ſolcher Mannigfaltigkeit der Farben und ſpielenden lieblichen Fle-
cken/ auch mit einer ſolchen eigentlichen Lebhafftigkeit/ daß es gleichſam
unmoͤglich ſcheinet/ daß es ſo hoch von der Natur gebracht werden koͤn-
ne: Wiewohl man ins gemein zuſagen pfleget/ auch wahr zu ſeyn ſchei-
net/ daß es nehmlich die Kunſt der Natur nicht gleich machen kan/ ſo iſt
jedoch aus der Erfahrung bekannt/ daß es die Kunſt/ in vielen Dingen/
ſonderlich aber in dieſer Sach/ der Natur nicht nur allein gleich mache/
ſondern
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