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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.

MAn fetzet die Frittam Crystalli mit einen Topff in den Ofen/ und wirfft
sie 3mal ins Wasser/ hernach färbet man sie mit der praeparirten Pie-
montischen Magnesie/ so wird sie Purpur-färbicht werden.

Alsdenn setzet man des subtilgepülverten Alauns (allhier stehet im
Jtaliänischen Exemplar Allume di Cantina) so viel als genug ist darzu/
damit das Glas Purpur-farbicht werde: solches thut man zum 8ten mahl.

Wobey zu mercken/ daß das Glas vom Alaun nicht schwartz/ son-
dern gelblicht werde/ und zur Röthe sich neige/ die Magnesie aber sich all-
mählig verliehre: das letzte mahl setzet man nur die Magnesie al-
lein/ und keinen Alaun hinzu/ es sey dann daß die Farb gar zu völlig wäre;
Alsdann wird man eine herrliche und schöne Balaß-Farb bekommen.

Das 123. Capitel.

Die Animam Saturni zu extrahiren/ welche zu vielen Sa-
chen der Smalten und Gläser dienet.

MAn thut eine Silberglett in einen verglasurten Topff/ und giesset so
viel Eßig darüber/ daß er 4. qver Finger darüber gehe: dieses läst
man so lang stehen/ biß der Eßig eine Milch-Farb bekommet/ welches al-
sobald zu geschehen pfleget: den gefärbten Eßig giesset man ab/ an dessen
statt aber einen neuen daran/ dieser/ wann er auch gefärbet/ wird gleichfals
wie zuvor abgegossen/ solches muß so lang geschehen/ biß der Eßig keine
Farb mehr an sich nehme: Den gefärbten Eßig thut man sämtlich in ein
verglasurtes Geschirr/ und lässets so lange ruhen/ biß sich die Milch-far-
bichte Materia zu Boden gesetzet hat; alsdann giesset man den lautern Es-
sig davon ab: die Milch-farbichte Materia aber ist die Anima und der aller-
edleste Theil des Bleyes/ welcher zu denen Smalten/ und vielen Gläser-
Sachen dienet: Jm Fall sich die Milch-farbichte Materia nicht recht zu
Boden setzete; so giesset man nur ein wenig kaltes Wasser daran; so schlä-
get solches gedachte Materiam zu Boden; wann sichs aber auch auff solche
Weiß nicht zu Boden setzen wolte/ so lässet man das Wasser und den Es-
sig aus- oder abbrauchen/ so verbleibet die subtilere Materia auff den Boden
liegen/ welche/ in der Glaßmacher-Kunst/ zu vielen Dingen nützlich ist.

Das 124. Capitel.

Eine Rosen-farbichte Smalte oder Schmeltzglaß zu ma-
chen/ von den Jtaliänern
Rosichiero genandt/ mit
welchen das Gold bemahlet wird.

Hier-
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Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn fetzet die Frittam Cryſtalli mit einen Topff in den Ofen/ und wirfft
ſie 3mal ins Waſſer/ hernach faͤrbet man ſie mit der præparirten Pie-
montiſchen Magneſie/ ſo wird ſie Purpur-faͤrbicht werden.

Alsdenn ſetzet man des ſubtilgepuͤlverten Alauns (allhier ſtehet im
Jtaliaͤniſchen Exemplar Allume di Cantina) ſo viel als genug iſt darzu/
damit das Glas Purpur-farbicht werde: ſolches thut man zum 8ten mahl.

Wobey zu mercken/ daß das Glas vom Alaun nicht ſchwartz/ ſon-
dern gelblicht werde/ und zur Roͤthe ſich neige/ die Magneſie aber ſich all-
maͤhlig verliehre: das letzte mahl ſetzet man nur die Magneſie al-
lein/ und keinen Alaun hinzu/ es ſey dann daß die Farb gar zu voͤllig waͤre;
Alsdann wird man eine herrliche und ſchoͤne Balaß-Farb bekommen.

Das 123. Capitel.

Die Animam Saturni zu extrahiren/ welche zu vielen Sa-
chen der Smalten und Glaͤſer dienet.

MAn thut eine Silberglett in einen verglaſurten Topff/ und gieſſet ſo
viel Eßig daruͤber/ daß er 4. qver Finger daruͤber gehe: dieſes laͤſt
man ſo lang ſtehen/ biß der Eßig eine Milch-Farb bekommet/ welches al-
ſobald zu geſchehen pfleget: den gefaͤrbten Eßig gieſſet man ab/ an deſſen
ſtatt aber einen neuen daran/ dieſer/ wann er auch gefaͤrbet/ wird gleichfals
wie zuvor abgegoſſen/ ſolches muß ſo lang geſchehen/ biß der Eßig keine
Farb mehr an ſich nehme: Den gefaͤrbten Eßig thut man ſaͤmtlich in ein
verglaſurtes Geſchirr/ und laͤſſets ſo lange ruhen/ biß ſich die Milch-far-
bichte Materia zu Boden geſetzet hat; alsdann gieſſet man den lautern Eſ-
ſig davon ab: die Milch-farbichte Materia aber iſt die Anima und der aller-
edleſte Theil des Bleyes/ welcher zu denen Smalten/ und vielen Glaͤſer-
Sachen dienet: Jm Fall ſich die Milch-farbichte Materia nicht recht zu
Boden ſetzete; ſo gieſſet man nur ein wenig kaltes Waſſer daran; ſo ſchlaͤ-
get ſolches gedachte Materiam zu Boden; wann ſichs aber auch auff ſolche
Weiß nicht zu Boden ſetzen wolte/ ſo laͤſſet man das Waſſer und den Eſ-
ſig aus- oder abbrauchen/ ſo verbleibet die ſubtilere Materia auff den Boden
liegen/ welche/ in der Glaßmacher-Kunſt/ zu vielen Dingen nuͤtzlich iſt.

Das 124. Capitel.

Eine Roſen-farbichte Smalte oder Schmeltzglaß zu ma-
chen/ von den Jtaliaͤnern
Roſichiero genandt/ mit
welchen das Gold bemahlet wird.

Hier-
X ij
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[165/0203] Von der Glasmacher-Kunſt. MAn fetzet die Frittam Cryſtalli mit einen Topff in den Ofen/ und wirfft ſie 3mal ins Waſſer/ hernach faͤrbet man ſie mit der præparirten Pie- montiſchen Magneſie/ ſo wird ſie Purpur-faͤrbicht werden. Alsdenn ſetzet man des ſubtilgepuͤlverten Alauns (allhier ſtehet im Jtaliaͤniſchen Exemplar Allume di Cantina) ſo viel als genug iſt darzu/ damit das Glas Purpur-farbicht werde: ſolches thut man zum 8ten mahl. Wobey zu mercken/ daß das Glas vom Alaun nicht ſchwartz/ ſon- dern gelblicht werde/ und zur Roͤthe ſich neige/ die Magneſie aber ſich all- maͤhlig verliehre: das letzte mahl ſetzet man nur die Magneſie al- lein/ und keinen Alaun hinzu/ es ſey dann daß die Farb gar zu voͤllig waͤre; Alsdann wird man eine herrliche und ſchoͤne Balaß-Farb bekommen. Das 123. Capitel. Die Animam Saturni zu extrahiren/ welche zu vielen Sa- chen der Smalten und Glaͤſer dienet. MAn thut eine Silberglett in einen verglaſurten Topff/ und gieſſet ſo viel Eßig daruͤber/ daß er 4. qver Finger daruͤber gehe: dieſes laͤſt man ſo lang ſtehen/ biß der Eßig eine Milch-Farb bekommet/ welches al- ſobald zu geſchehen pfleget: den gefaͤrbten Eßig gieſſet man ab/ an deſſen ſtatt aber einen neuen daran/ dieſer/ wann er auch gefaͤrbet/ wird gleichfals wie zuvor abgegoſſen/ ſolches muß ſo lang geſchehen/ biß der Eßig keine Farb mehr an ſich nehme: Den gefaͤrbten Eßig thut man ſaͤmtlich in ein verglaſurtes Geſchirr/ und laͤſſets ſo lange ruhen/ biß ſich die Milch-far- bichte Materia zu Boden geſetzet hat; alsdann gieſſet man den lautern Eſ- ſig davon ab: die Milch-farbichte Materia aber iſt die Anima und der aller- edleſte Theil des Bleyes/ welcher zu denen Smalten/ und vielen Glaͤſer- Sachen dienet: Jm Fall ſich die Milch-farbichte Materia nicht recht zu Boden ſetzete; ſo gieſſet man nur ein wenig kaltes Waſſer daran; ſo ſchlaͤ- get ſolches gedachte Materiam zu Boden; wann ſichs aber auch auff ſolche Weiß nicht zu Boden ſetzen wolte/ ſo laͤſſet man das Waſſer und den Eſ- ſig aus- oder abbrauchen/ ſo verbleibet die ſubtilere Materia auff den Boden liegen/ welche/ in der Glaßmacher-Kunſt/ zu vielen Dingen nuͤtzlich iſt. Das 124. Capitel. Eine Roſen-farbichte Smalte oder Schmeltzglaß zu ma- chen/ von den Jtaliaͤnern Roſichiero genandt/ mit welchen das Gold bemahlet wird. Hier- X ij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/203>, abgerufen am 29.11.2024.