Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Anthonii Neri von der Glas-Kunst. einen Kupffern-Kessel/ so groß/ daß die Wolle darinnenRaum habe/ geuß die Hälffte vom Kleyen-Wasser darein/ und ferner so viel reines Wasser darzu/ als dir bedünckt gnug zu seyn zu der Wolle; laß es also kochen. Weiter thue den ob- gesetzen Allaun und Weinstein darein/ und hernach die Wol- le/ und ferner 2. Stund kochen lassen/ es muß aber die Wolle alle zeit von Grund auff gerühret/ und denn wieder nieder- gestossen werden/ gleichwie es die Weiber im Waschen ma- chen; damit die Wolle recht und wohl gereiniget werde: Wann es denn seine bestimmte Zeit gekocht/ so thue die Wolle in ein Netz/ daß sie wohl ausrinne; denn nehm ich die zuvor behal- tene Hälffte des Kleyen-Wassers/ und giesse dazu noch 24. Kannen (ungefehr) rein Wasser/ laß es kochen: wann es nun wohl kocht/ so thue die Coscionell hinein/ selbige muß zuvor- hero auffs kleinste mit 4. Loth weissen Weinstein gerieben und miscirt seyn. Dieses muß man auch immerzu rühren/ daß es nicht überläufft/ alsdenn thue die Wolle hinein/ und laß es anderthalb Stund wohl kochen; dabey wieder allezeit die Wolle umb- und von Grunde auffgerührt. Wann nun die Wolle die Farb angenommen/ so thue ich sie wieder in ein Netz/ und lasse sie wohl abrinnen/ so ist es Scharlach-Farbe. Es kan zwar diese Farbe auf eine andere Art und Weise/ nem- lich mit Zinn und Aqvafort oder Scheidwasser/ und in zinner- nen Kesseln viel höher gebracht werden: ich hab aber hier nur diesen Modum gesetzt/ weil er am dienlichsten eine Lacca dar- aus zu machen/ und so leicht/ daß er fast von iederman kan imitirt und nachgemacht werden: ich selbst lasse Strümpffe/ Cammesole und andere dergleichen Dinge/ die ins Haus- halten gehören/ auff diese Weise vor mich/ durch meine Leute färben. Jch habe hier alles auffs kläreste beschrieben/ also daß man nicht wohl irren kan; nur erinnere ich nochmahl/ daß man die Proportion der ingredientien beobachte: Denn hat
Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. einen Kupffern-Keſſel/ ſo groß/ daß die Wolle darinnenRaum habe/ geuß die Haͤlffte vom Kleyẽ-Waſſeꝛ darein/ und ferner ſo viel reines Waſſer darzu/ als dir beduͤnckt gnug zu ſeyn zu der Wolle; laß es alſo kochen. Weiter thue den ob- geſetzen Allaun und Weinſtein darein/ und hernach die Wol- le/ und ferner 2. Stund kochen laſſen/ es muß aber die Wolle alle zeit von Grund auff geruͤhret/ und denn wieder nieder- geſtoſſen werden/ gleichwie es die Weiber im Waſchen ma- chen; damit die Wolle recht und wohl gereiniget werde: Wañ es denn ſeine beſtimmte Zeit gekocht/ ſo thue die Wolle in ein Netz/ daß ſie wohl ausrinne; denn nehm ich die zuvor behal- tene Haͤlffte des Kleyen-Waſſers/ und gieſſe dazu noch 24. Kannen (ungefehr) rein Waſſer/ laß es kochen: wann es nun wohl kocht/ ſo thue die Coſcionell hinein/ ſelbige muß zuvor- hero auffs kleinſte mit 4. Loth weiſſen Weinſtein gerieben und miſcirt ſeyn. Dieſes muß man auch immerzu ruͤhren/ daß es nicht uͤberlaͤufft/ alsdenn thue die Wolle hinein/ und laß es anderthalb Stund wohl kochen; dabey wieder allezeit die Wolle umb- und von Grunde auffgeruͤhrt. Wann nun die Wolle die Farb angenommen/ ſo thue ich ſie wieder in ein Netz/ und laſſe ſie wohl abrinnen/ ſo iſt es Scharlach-Farbe. Es kan zwar dieſe Farbe auf eine andere Art und Weiſe/ nem- lich mit Zinn und Aqvafort oder Scheidwaſſer/ und in zinner- nen Keſſeln viel hoͤher gebracht werden: ich hab aber hier nur dieſen Modum geſetzt/ weil er am dienlichſten eine Lacca dar- aus zu machen/ und ſo leicht/ daß er faſt von iederman kan imitirt und nachgemacht werden: ich ſelbſt laſſe Struͤmpffe/ Cammeſole und andere dergleichen Dinge/ die ins Haus- halten gehoͤren/ auff dieſe Weiſe vor mich/ durch meine Leute faͤrben. Jch habe hier alles auffs klaͤreſte beſchrieben/ alſo daß man nicht wohl irren kan; nur erinnere ich nochmahl/ daß man die Proportion der ingredientien beobachte: Denn hat
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Anthonii Neri von der Glas-Kunſt.
einen Kupffern-Keſſel/ ſo groß/ daß die Wolle darinnen
Raum habe/ geuß die Haͤlffte vom Kleyẽ-Waſſeꝛ darein/ und
ferner ſo viel reines Waſſer darzu/ als dir beduͤnckt gnug zu
ſeyn zu der Wolle; laß es alſo kochen. Weiter thue den ob-
geſetzen Allaun und Weinſtein darein/ und hernach die Wol-
le/ und ferner 2. Stund kochen laſſen/ es muß aber die Wolle
alle zeit von Grund auff geruͤhret/ und denn wieder nieder-
geſtoſſen werden/ gleichwie es die Weiber im Waſchen ma-
chen; damit die Wolle recht und wohl gereiniget werde: Wañ
es denn ſeine beſtimmte Zeit gekocht/ ſo thue die Wolle in ein
Netz/ daß ſie wohl ausrinne; denn nehm ich die zuvor behal-
tene Haͤlffte des Kleyen-Waſſers/ und gieſſe dazu noch 24.
Kannen (ungefehr) rein Waſſer/ laß es kochen: wann es nun
wohl kocht/ ſo thue die Coſcionell hinein/ ſelbige muß zuvor-
hero auffs kleinſte mit 4. Loth weiſſen Weinſtein gerieben und
miſcirt ſeyn. Dieſes muß man auch immerzu ruͤhren/ daß
es nicht uͤberlaͤufft/ alsdenn thue die Wolle hinein/ und laß es
anderthalb Stund wohl kochen; dabey wieder allezeit die
Wolle umb- und von Grunde auffgeruͤhrt. Wann nun die
Wolle die Farb angenommen/ ſo thue ich ſie wieder in ein
Netz/ und laſſe ſie wohl abrinnen/ ſo iſt es Scharlach-Farbe.
Es kan zwar dieſe Farbe auf eine andere Art und Weiſe/ nem-
lich mit Zinn und Aqvafort oder Scheidwaſſer/ und in zinner-
nen Keſſeln viel hoͤher gebracht werden: ich hab aber hier nur
dieſen Modum geſetzt/ weil er am dienlichſten eine Lacca dar-
aus zu machen/ und ſo leicht/ daß er faſt von iederman kan
imitirt und nachgemacht werden: ich ſelbſt laſſe Struͤmpffe/
Cammeſole und andere dergleichen Dinge/ die ins Haus-
halten gehoͤren/ auff dieſe Weiſe vor mich/ durch meine Leute
faͤrben. Jch habe hier alles auffs klaͤreſte beſchrieben/ alſo
daß man nicht wohl irren kan; nur erinnere ich nochmahl/
daß man die Proportion der ingredientien beobachte: Denn
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