Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Von der Glasmacher-Kunst. 8. Läst sich dehnen/ wanns wohl erhitzet worden/ und nimmt allerley Figuren an sich: läst sich nicht häm- mern/ sondern wird durch das Blasen in eine Con- cavität geformieret. 9. Wann es sehr dünne und nicht heis ist/ so zerbrichts. 10. Wanns kalt ist/ so läst es sich zermalmen; dahero un- ser Sprüchwort entstanden: zerbrechlich wie ein Glaß. 11. Jst es durchsichtig/ es sey gleich kalt oder warm. 12. Läst sich beugen/ und wanns in Faden gezogen/ so hat es eine gleiche Bewegung. 13. Es zerspringet von der Kälte und feuchten Liqvore, in- sonderheit wann solcher saltzicht/ und das Glaß geh- ling erhitzet wird. 14. Läst sich blos mit dem Diamant und Schmergel schneiden und arbeiten. 15. Jst es/ gleich wie die andern Edelgesteine/ durchsichtig und gefärbt. 16. Wird im Aqva forti, Regis oder Mercurii nicht dissolvi- ret. 17. Die sauren Säffte/ und alle andere Dinge bekommen/ von dem Glaß/ weder Farb/ Geschmack/ oder an- dere Qvalität. 18. Es kan poliret oder geschliffen werden. 19. Es verlieret/ durch vielfältigen Gebrauch/ nichts von seinem Gewicht. 20. Es befördert den Fluß der andern Metallen/ und ma- chet solche geschmeidiger. 21. Es nimmt allerley metallische Farben/ so wohl inner- lich als äusserlich an sich/ dahero ist es zu den Ge- mählen/ vor allen andern Dingen/ beqvem. 22. Es lässet sich/ vor allen andern Dingen in der gantzen Welt/ am besten bügen. 23. Es Ee 2
Von der Glasmacher-Kunſt. 8. Laͤſt ſich dehnen/ wanns wohl erhitzet worden/ und nimmt allerley Figuren an ſich: laͤſt ſich nicht haͤm- mern/ ſondern wird durch das Blaſen in eine Con- cavitaͤt geformieret. 9. Wann es ſehr duͤnne und nicht heis iſt/ ſo zerbrichts. 10. Wanns kalt iſt/ ſo laͤſt es ſich zermalmen; dahero un- ſer Spruͤchwort entſtanden: zerbrechlich wie ein Glaß. 11. Jſt es durchſichtig/ es ſey gleich kalt oder warm. 12. Laͤſt ſich beugen/ und wanns in Faden gezogen/ ſo hat es eine gleiche Bewegung. 13. Es zerſpringet von der Kaͤlte und feuchten Liqvore, in- ſonderheit wann ſolcher ſaltzicht/ und das Glaß geh- ling erhitzet wird. 14. Laͤſt ſich blos mit dem Diamant und Schmergel ſchneiden und arbeiten. 15. Jſt es/ gleich wie die andern Edelgeſteine/ durchſichtig und gefaͤrbt. 16. Wird im Aqva forti, Regis oder Mercurii nicht diſſolvi- ret. 17. Die ſauren Saͤffte/ und alle andere Dinge bekom̃en/ von dem Glaß/ weder Farb/ Geſchmack/ oder an- dere Qvalitaͤt. 18. Es kan poliret oder geſchliffen werden. 19. Es verlieret/ durch vielfaͤltigen Gebrauch/ nichts von ſeinem Gewicht. 20. Es befoͤrdert den Fluß der andern Metallen/ und ma- chet ſolche geſchmeidiger. 21. Es nimmt allerley metalliſche Farben/ ſo wohl inner- lich als aͤuſſerlich an ſich/ dahero iſt es zu den Ge- maͤhlen/ vor allen andern Dingen/ beqvem. 22. Es laͤſſet ſich/ vor allen andern Dingen in der gantzen Welt/ am beſten buͤgen. 23. Es Ee 2
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nimmt allerley Figuren an ſich: laͤſt ſich nicht haͤm-
mern/ ſondern wird durch das Blaſen in eine Con-
cavitaͤt geformieret.
9. Wann es ſehr duͤnne und nicht heis iſt/ ſo zerbrichts.
10. Wanns kalt iſt/ ſo laͤſt es ſich zermalmen; dahero un-
ſer Spruͤchwort entſtanden: zerbrechlich wie ein
Glaß.
11. Jſt es durchſichtig/ es ſey gleich kalt oder warm.
12. Laͤſt ſich beugen/ und wanns in Faden gezogen/ ſo hat
es eine gleiche Bewegung.
13. Es zerſpringet von der Kaͤlte und feuchten Liqvore, in-
ſonderheit wann ſolcher ſaltzicht/ und das Glaß geh-
ling erhitzet wird.
14. Laͤſt ſich blos mit dem Diamant und Schmergel
ſchneiden und arbeiten.
15. Jſt es/ gleich wie die andern Edelgeſteine/ durchſichtig
und gefaͤrbt.
16. Wird im Aqva forti, Regis oder Mercurii nicht diſſolvi-
ret.
17. Die ſauren Saͤffte/ und alle andere Dinge bekom̃en/
von dem Glaß/ weder Farb/ Geſchmack/ oder an-
dere Qvalitaͤt.
18. Es kan poliret oder geſchliffen werden.
19. Es verlieret/ durch vielfaͤltigen Gebrauch/ nichts von
ſeinem Gewicht.
20. Es befoͤrdert den Fluß der andern Metallen/ und ma-
chet ſolche geſchmeidiger.
21. Es nimmt allerley metalliſche Farben/ ſo wohl inner-
lich als aͤuſſerlich an ſich/ dahero iſt es zu den Ge-
maͤhlen/ vor allen andern Dingen/ beqvem.
22. Es laͤſſet ſich/ vor allen andern Dingen in der gantzen
Welt/ am beſten buͤgen.
23. Es
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Zitationshilfe: | Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/265>, abgerufen am 17.07.2024. |