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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen über die Bücher NERI,

Belangend die Art und Weiß/ das Glas zu machen/ wie solche
von unserm Authore angeführet wird/ und von den Kauffleuten soll er-
funden worden seyn/ kommet der Warheit nicht ähnlich/ denn die stete
Verbrennung und Einäscherung des Krautes Kali oder einer andern
Materie/ weder bey den Egyptiern/ und Hispaniern/ noch bey uns/ nie-
mahls dergleichen hervorgebracht hat/ ungeachtet solche Verbrennung
in weit mehrerer Copie/ und mit stärckern und langwierigern Feuer/ als
bey den gedachten Kauffleuten geschehen ist; ja das starcke Schmeltz-
Feuer des Kalchofens selbst/ kan solches nicht zu wege bringen: auch ha-
ben es auff solche Art niemahls in acht nehmen mögen die Metallschmel-
tzer/ davon Tubalcain der erste Erfinder gewesen/ noch die alten Feuer-
künstler/ welche doch die Metallen in sehr heissen Oesen/ und langwieri-
gen Feuer gehalten haben.

Dergleichen Feuerkünstler sind die Egyptischen Fürsten/ die al-
lerersten und ältesten gewesen/ welche alle von Hermete Trismegisto an/
diese Kunst verstanden/ und sich auff die universal-Medicin geleget ha-
ben; nicht aber auff die vermeinte Verwandlung der Metallen/ wie
Kircherus solches in seinem Oedipo behaupten will.

Das Vorhaben nun der gedachten Metallschmeltzer wäre ver-
geblich gewesen/ sonder grosses Feuer und Oesen/ als welche doch offt-
mals/ samt den Materialien/ zu einem Glaß werden geschmoltzen seyn;
erhellet also gnugsam aus diesem/ was bißhero ist gesaget worden/ daß
zwar die Wissenschafft des Glases sehr alt/ die Glasmacherkunst aber/ ei-
ne von den neuern Erfindungen seye/ und ist nach Plinii Zeugnis im 36.
Buch/ Cap. 26. Sidon der erste Ort gewesen/ welcher wegen dieser
Kunst/ und den Glaßofen berühmet gewesen ist: Gleich wie auch Tibe-
rius
unter den Römern der erste war/ zu dessen Zeiten laut der Historien/
Glaß bereitet wurde/ wie aus der Geschichte deßjenigen zu ersehen/ von
welchen Plinius erzehlet/ daß einer deßwegen umbgebracht wurde/ die-
weil er das Glas also bereitete/ daß mans hämmern könte; davon her-
nach ein mehrers.

Vom Gebrauch des Glases.

Es werden zu dem Hauswesen aus dem Glaß mancherley Geschirr/
von unterschiedlicher Farb und Größ/ verfertiget: als da sind flache und
zugespitzte Becher/ gantz oder nur zum Theil gefärbet; dienende zum

Reini-
C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,

Belangend die Art und Weiß/ das Glas zu machen/ wie ſolche
von unſerm Authore angefuͤhret wird/ und von den Kauffleuten ſoll er-
funden worden ſeyn/ kommet der Warheit nicht aͤhnlich/ denn die ſtete
Verbrennung und Einaͤſcherung des Krautes Kali oder einer andern
Materie/ weder bey den Egyptiern/ und Hiſpaniern/ noch bey uns/ nie-
mahls dergleichen hervorgebracht hat/ ungeachtet ſolche Verbrennung
in weit mehrerer Copie/ und mit ſtaͤrckern und langwierigern Feuer/ als
bey den gedachten Kauffleuten geſchehen iſt; ja das ſtarcke Schmeltz-
Feuer des Kalchofens ſelbſt/ kan ſolches nicht zu wege bringen: auch ha-
ben es auff ſolche Art niemahls in acht nehmen moͤgen die Metallſchmel-
tzer/ davon Tubalcain der erſte Erfinder geweſen/ noch die alten Feuer-
kuͤnſtler/ welche doch die Metallen in ſehr heiſſen Oeſen/ und langwieri-
gen Feuer gehalten haben.

Dergleichen Feuerkuͤnſtler ſind die Egyptiſchen Fuͤrſten/ die al-
lererſten und aͤlteſten geweſen/ welche alle von Hermete Trismegiſto an/
dieſe Kunſt verſtanden/ und ſich auff die univerſal-Medicin geleget ha-
ben; nicht aber auff die vermeinte Verwandlung der Metallen/ wie
Kircherus ſolches in ſeinem Oedipo behaupten will.

Das Vorhaben nun der gedachten Metallſchmeltzer waͤre ver-
geblich geweſen/ ſonder groſſes Feuer und Oeſen/ als welche doch offt-
mals/ ſamt den Materialien/ zu einem Glaß werden geſchmoltzen ſeyn;
erhellet alſo gnugſam aus dieſem/ was bißhero iſt geſaget worden/ daß
zwar die Wiſſenſchafft des Glaſes ſehr alt/ die Glasmacherkunſt aber/ ei-
ne von den neuern Erfindungen ſeye/ und iſt nach Plinii Zeugnis im 36.
Buch/ Cap. 26. Sidon der erſte Ort geweſen/ welcher wegen dieſer
Kunſt/ und den Glaßofen beruͤhmet geweſen iſt: Gleich wie auch Tibe-
rius
unter den Roͤmern der erſte war/ zu deſſen Zeiten laut der Hiſtorien/
Glaß bereitet wurde/ wie aus der Geſchichte deßjenigen zu erſehen/ von
welchen Plinius erzehlet/ daß einer deßwegen umbgebracht wurde/ die-
weil er das Glas alſo bereitete/ daß mans haͤmmern koͤnte; davon her-
nach ein mehrers.

Vom Gebrauch des Glaſes.

Es werden zu dem Hausweſen aus dem Glaß mancherley Geſchirr/
von unterſchiedlicher Farb und Groͤß/ verfertiget: als da ſind flache und
zugeſpitzte Becher/ gantz oder nur zum Theil gefaͤrbet; dienende zum

Reini-
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[228/0272] C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, Belangend die Art und Weiß/ das Glas zu machen/ wie ſolche von unſerm Authore angefuͤhret wird/ und von den Kauffleuten ſoll er- funden worden ſeyn/ kommet der Warheit nicht aͤhnlich/ denn die ſtete Verbrennung und Einaͤſcherung des Krautes Kali oder einer andern Materie/ weder bey den Egyptiern/ und Hiſpaniern/ noch bey uns/ nie- mahls dergleichen hervorgebracht hat/ ungeachtet ſolche Verbrennung in weit mehrerer Copie/ und mit ſtaͤrckern und langwierigern Feuer/ als bey den gedachten Kauffleuten geſchehen iſt; ja das ſtarcke Schmeltz- Feuer des Kalchofens ſelbſt/ kan ſolches nicht zu wege bringen: auch ha- ben es auff ſolche Art niemahls in acht nehmen moͤgen die Metallſchmel- tzer/ davon Tubalcain der erſte Erfinder geweſen/ noch die alten Feuer- kuͤnſtler/ welche doch die Metallen in ſehr heiſſen Oeſen/ und langwieri- gen Feuer gehalten haben. Dergleichen Feuerkuͤnſtler ſind die Egyptiſchen Fuͤrſten/ die al- lererſten und aͤlteſten geweſen/ welche alle von Hermete Trismegiſto an/ dieſe Kunſt verſtanden/ und ſich auff die univerſal-Medicin geleget ha- ben; nicht aber auff die vermeinte Verwandlung der Metallen/ wie Kircherus ſolches in ſeinem Oedipo behaupten will. Das Vorhaben nun der gedachten Metallſchmeltzer waͤre ver- geblich geweſen/ ſonder groſſes Feuer und Oeſen/ als welche doch offt- mals/ ſamt den Materialien/ zu einem Glaß werden geſchmoltzen ſeyn; erhellet alſo gnugſam aus dieſem/ was bißhero iſt geſaget worden/ daß zwar die Wiſſenſchafft des Glaſes ſehr alt/ die Glasmacherkunſt aber/ ei- ne von den neuern Erfindungen ſeye/ und iſt nach Plinii Zeugnis im 36. Buch/ Cap. 26. Sidon der erſte Ort geweſen/ welcher wegen dieſer Kunſt/ und den Glaßofen beruͤhmet geweſen iſt: Gleich wie auch Tibe- rius unter den Roͤmern der erſte war/ zu deſſen Zeiten laut der Hiſtorien/ Glaß bereitet wurde/ wie aus der Geſchichte deßjenigen zu erſehen/ von welchen Plinius erzehlet/ daß einer deßwegen umbgebracht wurde/ die- weil er das Glas alſo bereitete/ daß mans haͤmmern koͤnte; davon her- nach ein mehrers. Vom Gebrauch des Glaſes. Es werden zu dem Hausweſen aus dem Glaß mancherley Geſchirr/ von unterſchiedlicher Farb und Groͤß/ verfertiget: als da ſind flache und zugeſpitzte Becher/ gantz oder nur zum Theil gefaͤrbet; dienende zum Reini-

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/272>, abgerufen am 24.11.2024.