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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/
Zeit/ mit dem Fahren-Kraut am besten geschiehet. Es ist ein gemeiner
Jrrthum/ indem man vermeinet/ es trage das Fahren-Kraut/ und an-
dere dergleichen fasichte Kräuter/ keinen Saamen; da sie doch solchen/
inwendig an den Seiten der Blätter/ häuffig/ in Gestalt eines schwärtz-
lichten Pulvers/ hersürbringen: Ja auch der Muscus oder Moß selbst
hat einen Saamen/ welches eine gewisse/ wiewohl unbeschriebene Art/
des Krautes Chamaepeuces/ so unter andern in meinen trockenen Gar-
ten/ das ist unter meinen abgetrockneten Kräutern befindlich/ genugsam
erweiset/ als an dessen Sprossen/ und zwischen einem ieden Blat/ eine
ziemliche copia eines runden und schwärtzlichten Saamens/ zu finden ist.

Was die Vegetabilien nach denen Jahr-Zeiten für Unterschied
haben/ wissen diejenige am besten/ welche die höltzerne Wammes-Knöpf-
fe drehen/ indeme sie in acht nehmen/ daß der Birn-Baum im Som-
mer geschlagen/ und der Erlenbaum des Winters/ zu ihrer Arbeit am
beqvemsten sey: Der Buxbaum ist umb die Oesterliche Zeit am allerhär-
testen/ im Sommer aber schon etwas weicher; die Saurach-Staude
im October/ der Sorbus oder Speierling wird im Sommer gelin-
der/ als sonst durchs gantze Jahr gefunden werden.

Jm 6. Capitel

ERzehlet der Autor diejenigen Pflantzen/ welche zum Glasmachen
ein taugliches Saltz hergeben. Mit einem Wort/ es ist zum Glas-
machen ein iedes Vegetabile dienlich/ welches viel von einem Alkalisir-
ten Saltz bey sich hat. Die Chymici nennen dasjenige ein alkalisirtes
Saltz/ welches das stärckere Feuer erleydet/ und nicht in die Lufft davon
flieget; seinen Nahmen hat es von dem Wort Kali bekommen/ welches
so viel heisset als ein extrahirtes Saltz aus dem Kraut oder Aschen Kali:
dergleichen Saltze nun erzehlet/ wie gedacht/ unser Autor in diesem Ca-
pitel. Unser Kelp, (ist eine Art eines Englischen Glases) wird von dem
Wort Cali also geheissen/ und dienet die Seiffensieder Asche zu dem
Crystallinischen Metall:der Kelp wird am allermeisten aus einer Meer-
pflantzen bereitet/ die wir (in Engl. Sprach) Seathongs oder Laces nen-
nen; davon J. Bauhinus im 2. Capit. des 39. Buchs seiner Pflantzen-Hi-
storien also schreibet: das schmalblättrichte Meergras der Glasmacher/
so es also feuchte/ wie es gesammlet worden/ übern Hauffen gelegt/ und
etwas länger als ordinar auffbehalten wird/ so wird es/ wann mans ge-

nau

C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/
Zeit/ mit dem Fahren-Kraut am beſten geſchiehet. Es iſt ein gemeiner
Jrrthum/ indem man vermeinet/ es trage das Fahren-Kraut/ und an-
dere dergleichen faſichte Kraͤuter/ keinen Saamen; da ſie doch ſolchen/
inwendig an den Seiten der Blaͤtter/ haͤuffig/ in Geſtalt eines ſchwaͤrtz-
lichten Pulvers/ herſuͤrbringen: Ja auch der Muſcus oder Moß ſelbſt
hat einen Saamen/ welches eine gewiſſe/ wiewohl unbeſchriebene Art/
des Krautes Chamæpeuces/ ſo unter andern in meinen trockenen Gar-
ten/ das iſt unter meinen abgetrockneten Kraͤutern befindlich/ genugſam
erweiſet/ als an deſſen Sproſſen/ und zwiſchen einem ieden Blat/ eine
ziemliche copia eines runden und ſchwaͤrtzlichten Saamens/ zu finden iſt.

Was die Vegetabilien nach denen Jahr-Zeiten fuͤr Unterſchied
haben/ wiſſen diejenige am beſten/ welche die hoͤltzerne Wammes-Knoͤpf-
fe drehen/ indeme ſie in acht nehmen/ daß der Birn-Baum im Som-
mer geſchlagen/ und der Erlenbaum des Winters/ zu ihrer Arbeit am
beqvemſten ſey: Der Buxbaum iſt umb die Oeſterliche Zeit am allerhaͤr-
teſten/ im Sommer aber ſchon etwas weicher; die Saurach-Staude
im October/ der Sorbus oder Speierling wird im Sommer gelin-
der/ als ſonſt durchs gantze Jahr gefunden werden.

Jm 6. Capitel

ERzehlet der Autor diejenigen Pflantzen/ welche zum Glasmachen
ein taugliches Saltz hergeben. Mit einem Wort/ es iſt zum Glas-
machen ein iedes Vegetabile dienlich/ welches viel von einem Alkaliſir-
ten Saltz bey ſich hat. Die Chymici nennen dasjenige ein alkaliſirtes
Saltz/ welches das ſtaͤrckere Feuer erleydet/ und nicht in die Lufft davon
flieget; ſeinen Nahmen hat es von dem Wort Kali bekommen/ welches
ſo viel heiſſet als ein extrahirtes Saltz aus dem Kraut oder Aſchen Kali:
dergleichen Saltze nun erzehlet/ wie gedacht/ unſer Autor in dieſem Ca-
pitel. Unſer Kelp, (iſt eine Art eines Engliſchen Glaſes) wird von dem
Wort Cali alſo geheiſſen/ und dienet die Seiffenſieder Aſche zu dem
Cryſtalliniſchen Metall:der Kelp wird am allermeiſten aus einer Meer-
pflantzen bereitet/ die wir (in Engl. Sprach) Seathongs oder Laces nen-
nen; davon J. Bauhinus im 2. Capit. des 39. Buchs ſeiner Pflantzen-Hi-
ſtorien alſo ſchreibet: das ſchmalblaͤttrichte Meergras der Glasmacher/
ſo es alſo feuchte/ wie es geſam̃let worden/ uͤbern Hauffen gelegt/ und
etwas laͤnger als ordinar auffbehalten wird/ ſo wird es/ wann mans ge-

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[254/0298] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ Zeit/ mit dem Fahren-Kraut am beſten geſchiehet. Es iſt ein gemeiner Jrrthum/ indem man vermeinet/ es trage das Fahren-Kraut/ und an- dere dergleichen faſichte Kraͤuter/ keinen Saamen; da ſie doch ſolchen/ inwendig an den Seiten der Blaͤtter/ haͤuffig/ in Geſtalt eines ſchwaͤrtz- lichten Pulvers/ herſuͤrbringen: Ja auch der Muſcus oder Moß ſelbſt hat einen Saamen/ welches eine gewiſſe/ wiewohl unbeſchriebene Art/ des Krautes Chamæpeuces/ ſo unter andern in meinen trockenen Gar- ten/ das iſt unter meinen abgetrockneten Kraͤutern befindlich/ genugſam erweiſet/ als an deſſen Sproſſen/ und zwiſchen einem ieden Blat/ eine ziemliche copia eines runden und ſchwaͤrtzlichten Saamens/ zu finden iſt. Was die Vegetabilien nach denen Jahr-Zeiten fuͤr Unterſchied haben/ wiſſen diejenige am beſten/ welche die hoͤltzerne Wammes-Knoͤpf- fe drehen/ indeme ſie in acht nehmen/ daß der Birn-Baum im Som- mer geſchlagen/ und der Erlenbaum des Winters/ zu ihrer Arbeit am beqvemſten ſey: Der Buxbaum iſt umb die Oeſterliche Zeit am allerhaͤr- teſten/ im Sommer aber ſchon etwas weicher; die Saurach-Staude im October/ der Sorbus oder Speierling wird im Sommer gelin- der/ als ſonſt durchs gantze Jahr gefunden werden. Jm 6. Capitel ERzehlet der Autor diejenigen Pflantzen/ welche zum Glasmachen ein taugliches Saltz hergeben. Mit einem Wort/ es iſt zum Glas- machen ein iedes Vegetabile dienlich/ welches viel von einem Alkaliſir- ten Saltz bey ſich hat. Die Chymici nennen dasjenige ein alkaliſirtes Saltz/ welches das ſtaͤrckere Feuer erleydet/ und nicht in die Lufft davon flieget; ſeinen Nahmen hat es von dem Wort Kali bekommen/ welches ſo viel heiſſet als ein extrahirtes Saltz aus dem Kraut oder Aſchen Kali: dergleichen Saltze nun erzehlet/ wie gedacht/ unſer Autor in dieſem Ca- pitel. Unſer Kelp, (iſt eine Art eines Engliſchen Glaſes) wird von dem Wort Cali alſo geheiſſen/ und dienet die Seiffenſieder Aſche zu dem Cryſtalliniſchen Metall:der Kelp wird am allermeiſten aus einer Meer- pflantzen bereitet/ die wir (in Engl. Sprach) Seathongs oder Laces nen- nen; davon J. Bauhinus im 2. Capit. des 39. Buchs ſeiner Pflantzen-Hi- ſtorien alſo ſchreibet: das ſchmalblaͤttrichte Meergras der Glasmacher/ ſo es alſo feuchte/ wie es geſam̃let worden/ uͤbern Hauffen gelegt/ und etwas laͤnger als ordinar auffbehalten wird/ ſo wird es/ wann mans ge- nau

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/298>, abgerufen am 24.11.2024.