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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/
geforschet haben/ nicht gäntzlich seyn aus der Acht gelassen worden; Jn-
sonderheit nachdem sie bey allen in so starcken Gebrauch ist/ und der-
selben eine grosse Menge/ so wohl von den Glasmachern/ als auch von
den Töpffern verarbeitet wird. Der embsige und gelehrte Bergman
Agricola, kennet solche nicht/ und thut auch nicht die geringste Meldung
davon. Julius Scaliger, welcher ein Buch/ die Gläsersachen betref-
fend/ geschrieben hat/ saget nichts davon/ hat auch den Cardanum, umb
daß er solche eine Erde nennet/ in geringsten nicht gestraffet.

Derohalben bin ich dieser Memung/ und halte dafür/ daß dieses
eine neu-erfundene Sache sey/ und durch Kunst von irgend einen Teut-
schen Künstler bereitet/ auch der Ursach halben annoch in geheim ge-
halten werde; denn es ist gewiß/ daß es aus Teutschland komme: und so
ich muthmassen folte/ wolte ich dafür halten/ daß es aus Kupffer/ Sand
und vielleicht ein wenig Gallmeystein/ bereitet werde.

Die blaue Farb/ so es hat/ ist meiner Meinung nach dem Kupffer
beyzumessen/ nicht anders als die Farb der Magnesie dem Eisen: Auch
ist dieses gewiß/ daß nichts ist/ welches dem Glaß eine Farb mittheilet/
ausser die Metallen/ denn es wird das Glas von einem iedem Metall ge-
tingiret. Der Lasurstein/ ungeachtet er ziemlich hart ist/ giebet im Feuer
seine Farb von sich/ und also auch die übrigen Mineral-Steine: Das
Spiesglas tingiret zwar das Glas auch; allein solches geschiehet nur von
seinem metallischen Theil oder dem Regulo: Vielweniger kan einige Er-
den/ dergleichen starckes Feuer ausstehen; Wiewohl sich die Scotische
Ochergelb/ wie auch die Jndianische Röthe/ durch die Calcination in
keine unliebliche Farben verändern/ so sie anders recht angeordnet wer-
den/ jedoch können sie die Hitze des Glasofens nicht aushalten.

Jst also der endliche Schluß/ daß diese Zaffarae-Farb von keinen
andern/ als einem metallischen Dinge ihren Ursprung habe. Und so die-
ses ist/ was kan es wohl anders/ als das Kupffer seyn? Denn ob man
schon glauben wolte/ daß diese Farb vom Silber herkäme/ so ist doch sol-
che nur dem Kupffer/ als welches mit dem Silber eine Verwandschafft
hat/ zuzuschreiben; denn das Silber/ nachdeme es zum drittenmahl ist
ausgesotten worden/ färbet das Scheidwasser gantz und gar nicht mehr.

Das zweyte Stück/ welches zu der Composition der Zafferae kom-
met/ ist der Sand/ welches man mit der Zung und Hand fühlen und
unterscheiden kan: und wann man ein Aqva fort darzu nimmt/ so wird
man augenscheinlich befinden einen weissen und durchsichtigen Sand-

Kieß/

C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/
geforſchet haben/ nicht gaͤntzlich ſeyn aus der Acht gelaſſen worden; Jn-
ſonderheit nachdem ſie bey allen in ſo ſtarcken Gebrauch iſt/ und der-
ſelben eine groſſe Menge/ ſo wohl von den Glasmachern/ als auch von
den Toͤpffern verarbeitet wird. Der embſige und gelehrte Bergman
Agricola, kennet ſolche nicht/ und thut auch nicht die geringſte Meldung
davon. Julius Scaliger, welcher ein Buch/ die Glaͤſerſachen betref-
fend/ geſchrieben hat/ ſaget nichts davon/ hat auch den Cardanum, umb
daß er ſolche eine Erde nennet/ in geringſten nicht geſtraffet.

Derohalben bin ich dieſer Memung/ und halte dafuͤr/ daß dieſes
eine neu-erfundene Sache ſey/ und durch Kunſt von irgend einen Teut-
ſchen Kuͤnſtler bereitet/ auch der Urſach halben annoch in geheim ge-
halten werde; denn es iſt gewiß/ daß es aus Teutſchland komme: und ſo
ich muthmaſſen folte/ wolte ich dafuͤr halten/ daß es aus Kupffer/ Sand
und vielleicht ein wenig Gallmeyſtein/ bereitet werde.

Die blaue Farb/ ſo es hat/ iſt meiner Meinung nach dem Kupffer
beyzumeſſen/ nicht anders als die Farb der Magneſie dem Eiſen: Auch
iſt dieſes gewiß/ daß nichts iſt/ welches dem Glaß eine Farb mittheilet/
auſſer die Metallen/ denn es wird das Glas von einem iedem Metall ge-
tingiret. Der Laſurſtein/ ungeachtet er ziemlich hart iſt/ giebet im Feuer
ſeine Farb von ſich/ und alſo auch die uͤbrigen Mineral-Steine: Das
Spiesglas tingiret zwar das Glas auch; allein ſolches geſchiehet nur von
ſeinem metalliſchen Theil oder dem Regulo: Vielweniger kan einige Er-
den/ dergleichen ſtarckes Feuer ausſtehen; Wiewohl ſich die Scotiſche
Ochergelb/ wie auch die Jndianiſche Roͤthe/ durch die Calcination in
keine unliebliche Farben veraͤndern/ ſo ſie anders recht angeordnet wer-
den/ jedoch koͤnnen ſie die Hitze des Glasofens nicht aushalten.

Jſt alſo der endliche Schluß/ daß dieſe Zaffaræ-Farb von keinen
andern/ als einem metalliſchen Dinge ihren Urſprung habe. Und ſo die-
ſes iſt/ was kan es wohl anders/ als das Kupffer ſeyn? Denn ob man
ſchon glauben wolte/ daß dieſe Farb vom Silber herkaͤme/ ſo iſt doch ſol-
che nur dem Kupffer/ als welches mit dem Silber eine Verwandſchafft
hat/ zuzuſchreiben; denn das Silber/ nachdeme es zum drittenmahl iſt
ausgeſotten worden/ faͤrbet das Scheidwaſſer gantz und gar nicht mehr.

Das zweyte Stuͤck/ welches zu der Compoſition der Zafferæ kom-
met/ iſt der Sand/ welches man mit der Zung und Hand fuͤhlen und
unterſcheiden kan: und wann man ein Aqva fort darzu nimmt/ ſo wird
man augenſcheinlich befinden einen weiſſen und durchſichtigen Sand-

Kieß/
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[266/0310] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ geforſchet haben/ nicht gaͤntzlich ſeyn aus der Acht gelaſſen worden; Jn- ſonderheit nachdem ſie bey allen in ſo ſtarcken Gebrauch iſt/ und der- ſelben eine groſſe Menge/ ſo wohl von den Glasmachern/ als auch von den Toͤpffern verarbeitet wird. Der embſige und gelehrte Bergman Agricola, kennet ſolche nicht/ und thut auch nicht die geringſte Meldung davon. Julius Scaliger, welcher ein Buch/ die Glaͤſerſachen betref- fend/ geſchrieben hat/ ſaget nichts davon/ hat auch den Cardanum, umb daß er ſolche eine Erde nennet/ in geringſten nicht geſtraffet. Derohalben bin ich dieſer Memung/ und halte dafuͤr/ daß dieſes eine neu-erfundene Sache ſey/ und durch Kunſt von irgend einen Teut- ſchen Kuͤnſtler bereitet/ auch der Urſach halben annoch in geheim ge- halten werde; denn es iſt gewiß/ daß es aus Teutſchland komme: und ſo ich muthmaſſen folte/ wolte ich dafuͤr halten/ daß es aus Kupffer/ Sand und vielleicht ein wenig Gallmeyſtein/ bereitet werde. Die blaue Farb/ ſo es hat/ iſt meiner Meinung nach dem Kupffer beyzumeſſen/ nicht anders als die Farb der Magneſie dem Eiſen: Auch iſt dieſes gewiß/ daß nichts iſt/ welches dem Glaß eine Farb mittheilet/ auſſer die Metallen/ denn es wird das Glas von einem iedem Metall ge- tingiret. Der Laſurſtein/ ungeachtet er ziemlich hart iſt/ giebet im Feuer ſeine Farb von ſich/ und alſo auch die uͤbrigen Mineral-Steine: Das Spiesglas tingiret zwar das Glas auch; allein ſolches geſchiehet nur von ſeinem metalliſchen Theil oder dem Regulo: Vielweniger kan einige Er- den/ dergleichen ſtarckes Feuer ausſtehen; Wiewohl ſich die Scotiſche Ochergelb/ wie auch die Jndianiſche Roͤthe/ durch die Calcination in keine unliebliche Farben veraͤndern/ ſo ſie anders recht angeordnet wer- den/ jedoch koͤnnen ſie die Hitze des Glasofens nicht aushalten. Jſt alſo der endliche Schluß/ daß dieſe Zaffaræ-Farb von keinen andern/ als einem metalliſchen Dinge ihren Urſprung habe. Und ſo die- ſes iſt/ was kan es wohl anders/ als das Kupffer ſeyn? Denn ob man ſchon glauben wolte/ daß dieſe Farb vom Silber herkaͤme/ ſo iſt doch ſol- che nur dem Kupffer/ als welches mit dem Silber eine Verwandſchafft hat/ zuzuſchreiben; denn das Silber/ nachdeme es zum drittenmahl iſt ausgeſotten worden/ faͤrbet das Scheidwaſſer gantz und gar nicht mehr. Das zweyte Stuͤck/ welches zu der Compoſition der Zafferæ kom- met/ iſt der Sand/ welches man mit der Zung und Hand fuͤhlen und unterſcheiden kan: und wann man ein Aqva fort darzu nimmt/ ſo wird man augenſcheinlich befinden einen weiſſen und durchſichtigen Sand- Kieß/

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/310>, abgerufen am 24.11.2024.