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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/
"eine solche Mannigfaltigkeit der Farben erscheinen/ dergleichen man
"kaum in der Welt erdencken und erfinden kan/ ja so hell und leuchtend
"sind solche/ daß fast keine Farben/ welche man scheinbar nennet/ mit sol-
"chen mögen verglichen werden.

Jch erinnere mich/ als ich einsmals bemühet war/ die Ceruffam bey
dem Feuer wiederum in ein Bley zu reduciren/ daß ich ausser etlichen
wenig Granen des Bleys/ eine Materie in ziemlicher Qvantität bekom-
men habe (indem ich ein gespitztes Eysen darein tauchte) welche zwar
zerreiblich und dunckel/ allein mit überaus schönen Farben gezieret war/
als mit Blau/ Grün und Gelb/ welche letztere auch vor allen andern her-
vorreichte: Also auff solche Weis/ gab das Bley mit Zuthuung eines
Stücklein Schwefels/ eine so schöne blaue Farb/ als mir iemahls ist zu
Gesicht kommen/ ingleichen noch viel andere und beständige Farben/
welche nunmehro schon in das 12te Jahr dauren.

Es saget Libavius im 20. Capitel seines 7. Buchs/daß die Metal-
len-Schmeltzer/ wie auch diejenige/ welche mit den Scheiden zu thun
haben/ täglich einiges Bley zu einem Glas verändern/ und daß solches
Glas/ theils eine schwartze/ theils eine rothe/ blaue und viel andere Far-
ben habe/ nur nachdeme das Bley gecalciniret/ oder durch die Calcina-
tion
in ein Bleyglett/ Cerussam oder Mennig ist verkehret worden.

Qvercetanus bestätiget auch im 9 Cap. seiner Hermetischen Medi-
cin/ daß er mit seinen Augen einen Ring/ aus dem Bleyglas bereitet/
gesehen habe/ welcher/ so er über Nacht in einen Wein geleget wurde/
allezeit eine purgierende Krafft von sich gegeben hatte: Eben solche Man-
nigfaltigkeit ist auch an den Wißmuth und Zinnglas zu sehen; davon ein
mehrers Libavius in Syntagm. Chym. lib. 6. c. 4. handelt.

Wann das gecalcinirte Bley sich wiederum reduciret/ so zer-
reisset es den Boden der Töpffe.

Es kan das Bley schwerlich also gecalciniret werden/ daß nicht ei-
nige Particuln davon gantz verblieben/ welche hernach durch die Hitze
des Ofens wiederum zu Bley werden; eben solches kan auch von der
Cerusta und der Mennig verstanden werden; auff was Weis und We-
ge sie auch immer mögen gecalciniret werden.

Die Ursach aber/ warumb das Bley die Töpffe und Tiegel zerreis-
set/ beduncket mich diese zu seyn; nehmlich/ indem das Bley wiederum
gecalciniret wird/ so verstopffet die Fettigkeit und Schwere seines Cör-

pers/

C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/
„eine ſolche Mannigfaltigkeit der Farben erſcheinen/ dergleichen man
„kaum in der Welt erdencken und erfinden kan/ ja ſo hell und leuchtend
„ſind ſolche/ daß faſt keine Farben/ welche man ſcheinbar nennet/ mit ſol-
„chen moͤgen verglichen werden.

Jch erinnere mich/ als ich einsmals bemuͤhet war/ die Ceruffam bey
dem Feuer wiederum in ein Bley zu reduciren/ daß ich auſſer etlichen
wenig Granen des Bleys/ eine Materie in ziemlicher Qvantitaͤt bekom-
men habe (indem ich ein geſpitztes Eyſen darein tauchte) welche zwar
zerreiblich und dunckel/ allein mit uͤberaus ſchoͤnen Farben gezieret war/
als mit Blau/ Gruͤn und Gelb/ welche letztere auch vor allen andern her-
vorreichte: Alſo auff ſolche Weis/ gab das Bley mit Zuthuung eines
Stuͤcklein Schwefels/ eine ſo ſchoͤne blaue Farb/ als mir iemahls iſt zu
Geſicht kommen/ ingleichen noch viel andere und beſtaͤndige Farben/
welche nunmehro ſchon in das 12te Jahr dauren.

Es ſaget Libavius im 20. Capitel ſeines 7. Buchs/daß die Metal-
len-Schmeltzer/ wie auch diejenige/ welche mit den Scheiden zu thun
haben/ taͤglich einiges Bley zu einem Glas veraͤndern/ und daß ſolches
Glas/ theils eine ſchwartze/ theils eine rothe/ blaue und viel andere Far-
ben habe/ nur nachdeme das Bley gecalciniret/ oder durch die Calcina-
tion
in ein Bleyglett/ Ceruſſam oder Mennig iſt verkehret worden.

Qvercetanus beſtaͤtiget auch im 9 Cap. ſeiner Hermetiſchen Medi-
cin/ daß er mit ſeinen Augen einen Ring/ aus dem Bleyglas bereitet/
geſehen habe/ welcher/ ſo er uͤber Nacht in einen Wein geleget wurde/
allezeit eine purgierende Krafft von ſich gegeben hatte: Eben ſolche Man-
nigfaltigkeit iſt auch an den Wißmuth und Zinnglas zu ſehen; davon ein
mehrers Libavius in Syntagm. Chym. lib. 6. c. 4. handelt.

Wann das gecalcinirte Bley ſich wiederum reduciret/ ſo zer-
reiſſet es den Boden der Toͤpffe.

Es kan das Bley ſchwerlich alſo gecalciniret werden/ daß nicht ei-
nige Particuln davon gantz verblieben/ welche hernach durch die Hitze
des Ofens wiederum zu Bley werden; eben ſolches kan auch von der
Ceruſta und der Mennig verſtanden werden; auff was Weis und We-
ge ſie auch immer moͤgen gecalciniret werden.

Die Urſach aber/ warumb das Bley die Toͤpffe und Tiegel zerreiſ-
ſet/ beduncket mich dieſe zu ſeyn; nehmlich/ indem das Bley wiederum
gecalciniret wird/ ſo verſtopffet die Fettigkeit und Schwere ſeines Coͤr-

pers/
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[292/0336] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ „eine ſolche Mannigfaltigkeit der Farben erſcheinen/ dergleichen man „kaum in der Welt erdencken und erfinden kan/ ja ſo hell und leuchtend „ſind ſolche/ daß faſt keine Farben/ welche man ſcheinbar nennet/ mit ſol- „chen moͤgen verglichen werden. Jch erinnere mich/ als ich einsmals bemuͤhet war/ die Ceruffam bey dem Feuer wiederum in ein Bley zu reduciren/ daß ich auſſer etlichen wenig Granen des Bleys/ eine Materie in ziemlicher Qvantitaͤt bekom- men habe (indem ich ein geſpitztes Eyſen darein tauchte) welche zwar zerreiblich und dunckel/ allein mit uͤberaus ſchoͤnen Farben gezieret war/ als mit Blau/ Gruͤn und Gelb/ welche letztere auch vor allen andern her- vorreichte: Alſo auff ſolche Weis/ gab das Bley mit Zuthuung eines Stuͤcklein Schwefels/ eine ſo ſchoͤne blaue Farb/ als mir iemahls iſt zu Geſicht kommen/ ingleichen noch viel andere und beſtaͤndige Farben/ welche nunmehro ſchon in das 12te Jahr dauren. Es ſaget Libavius im 20. Capitel ſeines 7. Buchs/daß die Metal- len-Schmeltzer/ wie auch diejenige/ welche mit den Scheiden zu thun haben/ taͤglich einiges Bley zu einem Glas veraͤndern/ und daß ſolches Glas/ theils eine ſchwartze/ theils eine rothe/ blaue und viel andere Far- ben habe/ nur nachdeme das Bley gecalciniret/ oder durch die Calcina- tion in ein Bleyglett/ Ceruſſam oder Mennig iſt verkehret worden. Qvercetanus beſtaͤtiget auch im 9 Cap. ſeiner Hermetiſchen Medi- cin/ daß er mit ſeinen Augen einen Ring/ aus dem Bleyglas bereitet/ geſehen habe/ welcher/ ſo er uͤber Nacht in einen Wein geleget wurde/ allezeit eine purgierende Krafft von ſich gegeben hatte: Eben ſolche Man- nigfaltigkeit iſt auch an den Wißmuth und Zinnglas zu ſehen; davon ein mehrers Libavius in Syntagm. Chym. lib. 6. c. 4. handelt. Wann das gecalcinirte Bley ſich wiederum reduciret/ ſo zer- reiſſet es den Boden der Toͤpffe. Es kan das Bley ſchwerlich alſo gecalciniret werden/ daß nicht ei- nige Particuln davon gantz verblieben/ welche hernach durch die Hitze des Ofens wiederum zu Bley werden; eben ſolches kan auch von der Ceruſta und der Mennig verſtanden werden; auff was Weis und We- ge ſie auch immer moͤgen gecalciniret werden. Die Urſach aber/ warumb das Bley die Toͤpffe und Tiegel zerreiſ- ſet/ beduncket mich dieſe zu ſeyn; nehmlich/ indem das Bley wiederum gecalciniret wird/ ſo verſtopffet die Fettigkeit und Schwere ſeines Coͤr- pers/

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/336>, abgerufen am 24.11.2024.