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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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ihr Vater doch noch Freund', daß er vielleicht die Straf' in Geld
aufbringen kann. Und auch in dem Punkt bin ich wieder ein Ad¬
vocat: Ich weiß, daß der Herr Amtmann das Geld nicht zurückweisen
darf, weil er für das fürstliche Interesse besorgt sein muß.

Es steht aber bei mir, wie lange ich zusehen will, entgegnete der
Amtmann. Meine Nachsicht wird nicht lange dauern. Und nun sorg'
Er, daß Er mir aus den Augen kommt. Es geht mir wie meiner
Frau mit Ihm. Lass' Er sich nicht wieder im Amthaus betreten,
ohne daß ich Ihn verlangt habe.

Den andern Abend spät erschien Friedrich beinahe athemlos in
der Stube des Hirschbauern. Hier ist das Geld für die Straf', sagte
er, die blanken Münzen auf den Tisch legend.

Wie kommt Er zu dem Geld? fragte der Hirschbauer: Sein Vater
hat's ihm gewiß nicht gegeben.

Nein, antwortete Friedrich, aber ich hab's auf eine Art erworben,
daß ich's verantworten kann, das heißt, zwischen mir und dem, von
dem ich's hab', ist offene ehrliche Sach'.

Er war nicht zum Geständniß zu bewegen, wie er zu dem Gelde
gekommen sei, sondern wiederholte beharrlich seine vorige Versicherung,
schärfte jedoch dem Hirschbauer ein, er solle, wenn der Amtmann frage,
nicht angeben, von wem er das Geld habe, weil das nur neue Weit¬
läufigkeiten zur Folge haben würde; er solle sagen, es sei ein für
den äußersten Nothfall gespartes Schatzgeld, oder was ihm sonst Ge¬
scheides einfalle.

Als der Hirschbauer aus dem Amthause zurückkam, erzählte er mit
bedenklicher Miene, der Amtmann habe das Geld zwar genommen,
dabei aber bemerkt, das sei ein bedenklicher Reichthum, nach dessen
Quelle er bei Gelegenheit forschen wolle.


ihr Vater doch noch Freund', daß er vielleicht die Straf' in Geld
aufbringen kann. Und auch in dem Punkt bin ich wieder ein Ad¬
vocat: Ich weiß, daß der Herr Amtmann das Geld nicht zurückweiſen
darf, weil er für das fürſtliche Intereſſe beſorgt ſein muß.

Es ſteht aber bei mir, wie lange ich zuſehen will, entgegnete der
Amtmann. Meine Nachſicht wird nicht lange dauern. Und nun ſorg'
Er, daß Er mir aus den Augen kommt. Es geht mir wie meiner
Frau mit Ihm. Laſſ' Er ſich nicht wieder im Amthaus betreten,
ohne daß ich Ihn verlangt habe.

Den andern Abend ſpät erſchien Friedrich beinahe athemlos in
der Stube des Hirſchbauern. Hier iſt das Geld für die Straf', ſagte
er, die blanken Münzen auf den Tiſch legend.

Wie kommt Er zu dem Geld? fragte der Hirſchbauer: Sein Vater
hat's ihm gewiß nicht gegeben.

Nein, antwortete Friedrich, aber ich hab's auf eine Art erworben,
daß ich's verantworten kann, das heißt, zwiſchen mir und dem, von
dem ich's hab', iſt offene ehrliche Sach'.

Er war nicht zum Geſtändniß zu bewegen, wie er zu dem Gelde
gekommen ſei, ſondern wiederholte beharrlich ſeine vorige Verſicherung,
ſchärfte jedoch dem Hirſchbauer ein, er ſolle, wenn der Amtmann frage,
nicht angeben, von wem er das Geld habe, weil das nur neue Weit¬
läufigkeiten zur Folge haben würde; er ſolle ſagen, es ſei ein für
den äußerſten Nothfall geſpartes Schatzgeld, oder was ihm ſonſt Ge¬
ſcheides einfalle.

Als der Hirſchbauer aus dem Amthauſe zurückkam, erzählte er mit
bedenklicher Miene, der Amtmann habe das Geld zwar genommen,
dabei aber bemerkt, das ſei ein bedenklicher Reichthum, nach deſſen
Quelle er bei Gelegenheit forſchen wolle.


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[201/0217] ihr Vater doch noch Freund', daß er vielleicht die Straf' in Geld aufbringen kann. Und auch in dem Punkt bin ich wieder ein Ad¬ vocat: Ich weiß, daß der Herr Amtmann das Geld nicht zurückweiſen darf, weil er für das fürſtliche Intereſſe beſorgt ſein muß. Es ſteht aber bei mir, wie lange ich zuſehen will, entgegnete der Amtmann. Meine Nachſicht wird nicht lange dauern. Und nun ſorg' Er, daß Er mir aus den Augen kommt. Es geht mir wie meiner Frau mit Ihm. Laſſ' Er ſich nicht wieder im Amthaus betreten, ohne daß ich Ihn verlangt habe. Den andern Abend ſpät erſchien Friedrich beinahe athemlos in der Stube des Hirſchbauern. Hier iſt das Geld für die Straf', ſagte er, die blanken Münzen auf den Tiſch legend. Wie kommt Er zu dem Geld? fragte der Hirſchbauer: Sein Vater hat's ihm gewiß nicht gegeben. Nein, antwortete Friedrich, aber ich hab's auf eine Art erworben, daß ich's verantworten kann, das heißt, zwiſchen mir und dem, von dem ich's hab', iſt offene ehrliche Sach'. Er war nicht zum Geſtändniß zu bewegen, wie er zu dem Gelde gekommen ſei, ſondern wiederholte beharrlich ſeine vorige Verſicherung, ſchärfte jedoch dem Hirſchbauer ein, er ſolle, wenn der Amtmann frage, nicht angeben, von wem er das Geld habe, weil das nur neue Weit¬ läufigkeiten zur Folge haben würde; er ſolle ſagen, es ſei ein für den äußerſten Nothfall geſpartes Schatzgeld, oder was ihm ſonſt Ge¬ ſcheides einfalle. Als der Hirſchbauer aus dem Amthauſe zurückkam, erzählte er mit bedenklicher Miene, der Amtmann habe das Geld zwar genommen, dabei aber bemerkt, das ſei ein bedenklicher Reichthum, nach deſſen Quelle er bei Gelegenheit forſchen wolle.

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/217>, abgerufen am 21.11.2024.