genen gewesen und hab' ja meinem Vater gleich geofferirt, daß ich's ihm aus meinem Mütterlichen wieder ersetzen will.
Davon nachher, erwiderte der Amtmann. Wer sind Seine Hel¬ fershelfer gewesen und wo hat Er das Geld hingebracht?
Ich hab' die Frucht ganz allein auf meines Vaters Bühne geholt, es ist kein Mensch mit mir droben gewesen, antwortete der Gefangene, den Sinn der Frage durch den Wortlaut seiner Aussage umgehend.
Man hat Verdacht, daß Seine Person und einer ihrer Brüder Ihm dabei behilflich gewesen sein werden, inquirirte der Amtmann.
Friedrich wiederholte seine Versicherung und erbot sich einen Eid zu schwören, daß keines von den beiden auf seines Vaters Speicher gekommen sei. Der Amtmann belehrte ihn, daß ein Angeklagter nicht zum Eide zugelassen werden könne, und hielt ihm dann jenen bei dem Müller begangenen Bienendiebstahl vor, dessen sich der eine seiner angeblichen Schwäger mehr als verdächtig gemacht habe; es sei beinahe so gut wie erwiesen, daß er selbst bei jenem Vergehen mit im Complott gewesen sei, und man müsse jenen mit allzu großer Nachsicht bei Seite gesetz¬ ten Fall jetzt hervorziehen, weil er auch auf den neueren Vorgang ein Licht zu werfen scheine. Friedrich war nicht wenig froh, den Ver¬ dacht von seinem Lieblingsschwager auf dessen für ihn wie für die Familie unbedeutenderen Bruder abgelenkt zu sehen, betheuerte jedoch, er habe demselben an dem Abend, an welchem er den Diebstahl be¬ gangen zu haben beschuldigt sei, unwissentlich und zufällig auf der Brücke gepfiffen und sich lediglich hiedurch verdächtig gemacht. Der Amtmann setzte ihm scharf mit Kreuz- und Querfragen zu, brachte aber nichts aus ihm heraus, was einen Anhalt zum Einschreiten gegen seinen Mitbeschuldigten darbieten konnte. Eben so wenig war ihm über das aus der Frucht erlöste Geld ein Geständniß abzupressen. Da er weder den dritten Genossen verrathen, noch sich einer Hilfe, die seinem Mädchen in der Noth zu Statten kommen konnte, entschlagen wollte, so blieb er beharrlich dabei, er habe das Geld vollständig ausgegeben und sein Vater solle es eben an seinem eigenen Vermögen abziehen.
Wie hat Er das Geld verwendet? fragte der Amtmann, immer schärfer in ihn dringend.
Ich hab's verthan, antwortete er, um der Untersuchung jeden Weg abzuschneiden.
genen geweſen und hab' ja meinem Vater gleich geofferirt, daß ich's ihm aus meinem Mütterlichen wieder erſetzen will.
Davon nachher, erwiderte der Amtmann. Wer ſind Seine Hel¬ fershelfer geweſen und wo hat Er das Geld hingebracht?
Ich hab' die Frucht ganz allein auf meines Vaters Bühne geholt, es iſt kein Menſch mit mir droben geweſen, antwortete der Gefangene, den Sinn der Frage durch den Wortlaut ſeiner Ausſage umgehend.
Man hat Verdacht, daß Seine Perſon und einer ihrer Brüder Ihm dabei behilflich geweſen ſein werden, inquirirte der Amtmann.
Friedrich wiederholte ſeine Verſicherung und erbot ſich einen Eid zu ſchwören, daß keines von den beiden auf ſeines Vaters Speicher gekommen ſei. Der Amtmann belehrte ihn, daß ein Angeklagter nicht zum Eide zugelaſſen werden könne, und hielt ihm dann jenen bei dem Müller begangenen Bienendiebſtahl vor, deſſen ſich der eine ſeiner angeblichen Schwäger mehr als verdächtig gemacht habe; es ſei beinahe ſo gut wie erwieſen, daß er ſelbſt bei jenem Vergehen mit im Complott geweſen ſei, und man müſſe jenen mit allzu großer Nachſicht bei Seite geſetz¬ ten Fall jetzt hervorziehen, weil er auch auf den neueren Vorgang ein Licht zu werfen ſcheine. Friedrich war nicht wenig froh, den Ver¬ dacht von ſeinem Lieblingsſchwager auf deſſen für ihn wie für die Familie unbedeutenderen Bruder abgelenkt zu ſehen, betheuerte jedoch, er habe demſelben an dem Abend, an welchem er den Diebſtahl be¬ gangen zu haben beſchuldigt ſei, unwiſſentlich und zufällig auf der Brücke gepfiffen und ſich lediglich hiedurch verdächtig gemacht. Der Amtmann ſetzte ihm ſcharf mit Kreuz- und Querfragen zu, brachte aber nichts aus ihm heraus, was einen Anhalt zum Einſchreiten gegen ſeinen Mitbeſchuldigten darbieten konnte. Eben ſo wenig war ihm über das aus der Frucht erlöſte Geld ein Geſtändniß abzupreſſen. Da er weder den dritten Genoſſen verrathen, noch ſich einer Hilfe, die ſeinem Mädchen in der Noth zu Statten kommen konnte, entſchlagen wollte, ſo blieb er beharrlich dabei, er habe das Geld vollſtändig ausgegeben und ſein Vater ſolle es eben an ſeinem eigenen Vermögen abziehen.
Wie hat Er das Geld verwendet? fragte der Amtmann, immer ſchärfer in ihn dringend.
Ich hab's verthan, antwortete er, um der Unterſuchung jeden Weg abzuſchneiden.
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genen geweſen und hab' ja meinem Vater gleich geofferirt, daß ich's
ihm aus meinem Mütterlichen wieder erſetzen will.
Davon nachher, erwiderte der Amtmann. Wer ſind Seine Hel¬
fershelfer geweſen und wo hat Er das Geld hingebracht?
Ich hab' die Frucht ganz allein auf meines Vaters Bühne geholt,
es iſt kein Menſch mit mir droben geweſen, antwortete der Gefangene,
den Sinn der Frage durch den Wortlaut ſeiner Ausſage umgehend.
Man hat Verdacht, daß Seine Perſon und einer ihrer Brüder
Ihm dabei behilflich geweſen ſein werden, inquirirte der Amtmann.
Friedrich wiederholte ſeine Verſicherung und erbot ſich einen Eid
zu ſchwören, daß keines von den beiden auf ſeines Vaters Speicher
gekommen ſei. Der Amtmann belehrte ihn, daß ein Angeklagter nicht zum
Eide zugelaſſen werden könne, und hielt ihm dann jenen bei dem Müller
begangenen Bienendiebſtahl vor, deſſen ſich der eine ſeiner angeblichen
Schwäger mehr als verdächtig gemacht habe; es ſei beinahe ſo gut wie
erwieſen, daß er ſelbſt bei jenem Vergehen mit im Complott geweſen
ſei, und man müſſe jenen mit allzu großer Nachſicht bei Seite geſetz¬
ten Fall jetzt hervorziehen, weil er auch auf den neueren Vorgang ein
Licht zu werfen ſcheine. Friedrich war nicht wenig froh, den Ver¬
dacht von ſeinem Lieblingsſchwager auf deſſen für ihn wie für die
Familie unbedeutenderen Bruder abgelenkt zu ſehen, betheuerte jedoch,
er habe demſelben an dem Abend, an welchem er den Diebſtahl be¬
gangen zu haben beſchuldigt ſei, unwiſſentlich und zufällig auf der
Brücke gepfiffen und ſich lediglich hiedurch verdächtig gemacht. Der
Amtmann ſetzte ihm ſcharf mit Kreuz- und Querfragen zu, brachte
aber nichts aus ihm heraus, was einen Anhalt zum Einſchreiten gegen
ſeinen Mitbeſchuldigten darbieten konnte. Eben ſo wenig war ihm über
das aus der Frucht erlöſte Geld ein Geſtändniß abzupreſſen. Da er
weder den dritten Genoſſen verrathen, noch ſich einer Hilfe, die ſeinem
Mädchen in der Noth zu Statten kommen konnte, entſchlagen wollte,
ſo blieb er beharrlich dabei, er habe das Geld vollſtändig ausgegeben und
ſein Vater ſolle es eben an ſeinem eigenen Vermögen abziehen.
Wie hat Er das Geld verwendet? fragte der Amtmann, immer
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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