Jetzt muß wieder der Teufel im Spiel sein! sagte der Invalide lachend.
Wisset ihr nicht mehr, rief einer der Gäste, wie er in der Stub' da -- an dem Platz, wo jetzt der Peter sitzt, ist er gesessen -- Der Knecht rückte bei diesen Worten etwas betreten den Stuhl -- wie er da ge¬ sagt hat, er glaub' an gar nichts? Ich hab' gleich bei mir denkt, es werd sein' guten Grund han, daß er nichts zugeben will. Denn sich aus Ketten und Banden nur so 'rausschälen, und über Mauern und Felsen 'runterkommen -- Mannen! das sind Ding' die nicht natürlich zugehen.
Der Redner sah sich unwillkürlich um, ob nichts Unheimliches hinter ihm sei. Die Andern murmelten: Gott sei bei uns!
Der Invalide hatte inzwischen dem Schützen zugehört, der ihm erzählte: Man hat auf seiner Britsch' 'n Nagel gefunden, den er draus 'raus gezogen haben muß, und an der Kette ein schadhaftes Glaich, das er wahrscheinlich mit dem Nagel vollends aufdruckt hat; denn Dem ist ein Nagel mehr als einem Andern ein ganzes Hand¬ werkszeug. So gibt's bloß Ein'.
Wer hätt' sich's auch träumen lassen, begann Einer, daß die Metzelsupp' so ausging'! Sie hat so lustig angefangen.
Es kann noch Blutwürst' regnen, fiel ein Andrer ein. Jetzt kann's der Fleck' büßen müssen, daß man ihm so nachgestellt hat und erst noch vergeblich.
Es ist auch nicht recht, sagte ein Dritter, daß man einen Men¬ schen zu seinen Kindern lockt und bei ihnen überfällt. So was sollt' man ja dem unvernünftigen Thier nicht zu Leid thun.
Ja, 's ist wider die Natur, sagte ein Vierter. Ich will nichts davon, und wenn ich auch drunter mitleiden muß, so weiß ich doch wenigstens, daß mich's unschuldig trifft.
Er sagte dies so laut, daß man es in jeder Ecke der Stube hören konnte. Nun, wenn er etwa unsichtbar zugegen ist, bemerkte der In¬ valide lachend, so hat er's sicherlich gehört und wird sich darnach richten.
Der Fischer, der bei der veränderten Lage der Dinge die öffent¬ liche Meinung von sich abfallen sah, sagte ingrimmig: Die Göppinger können warten, bis ich ihnen wieder Einen fang' und mir für sie die Finger verbrenn'.
Jetzt muß wieder der Teufel im Spiel ſein! ſagte der Invalide lachend.
Wiſſet ihr nicht mehr, rief einer der Gäſte, wie er in der Stub' da — an dem Platz, wo jetzt der Peter ſitzt, iſt er geſeſſen — Der Knecht rückte bei dieſen Worten etwas betreten den Stuhl — wie er da ge¬ ſagt hat, er glaub' an gar nichts? Ich hab' gleich bei mir denkt, es werd ſein' guten Grund han, daß er nichts zugeben will. Denn ſich aus Ketten und Banden nur ſo 'rausſchälen, und über Mauern und Felſen 'runterkommen — Mannen! das ſind Ding' die nicht natürlich zugehen.
Der Redner ſah ſich unwillkürlich um, ob nichts Unheimliches hinter ihm ſei. Die Andern murmelten: Gott ſei bei uns!
Der Invalide hatte inzwiſchen dem Schützen zugehört, der ihm erzählte: Man hat auf ſeiner Britſch' 'n Nagel gefunden, den er draus 'raus gezogen haben muß, und an der Kette ein ſchadhaftes Glaich, das er wahrſcheinlich mit dem Nagel vollends aufdruckt hat; denn Dem iſt ein Nagel mehr als einem Andern ein ganzes Hand¬ werkszeug. So gibt's bloß Ein'.
Wer hätt' ſich's auch träumen laſſen, begann Einer, daß die Metzelſupp' ſo ausging'! Sie hat ſo luſtig angefangen.
Es kann noch Blutwürſt' regnen, fiel ein Andrer ein. Jetzt kann's der Fleck' büßen müſſen, daß man ihm ſo nachgeſtellt hat und erſt noch vergeblich.
Es iſt auch nicht recht, ſagte ein Dritter, daß man einen Men¬ ſchen zu ſeinen Kindern lockt und bei ihnen überfällt. So was ſollt' man ja dem unvernünftigen Thier nicht zu Leid thun.
Ja, 's iſt wider die Natur, ſagte ein Vierter. Ich will nichts davon, und wenn ich auch drunter mitleiden muß, ſo weiß ich doch wenigſtens, daß mich's unſchuldig trifft.
Er ſagte dies ſo laut, daß man es in jeder Ecke der Stube hören konnte. Nun, wenn er etwa unſichtbar zugegen iſt, bemerkte der In¬ valide lachend, ſo hat er's ſicherlich gehört und wird ſich darnach richten.
Der Fiſcher, der bei der veränderten Lage der Dinge die öffent¬ liche Meinung von ſich abfallen ſah, ſagte ingrimmig: Die Göppinger können warten, bis ich ihnen wieder Einen fang' und mir für ſie die Finger verbrenn'.
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Jetzt muß wieder der Teufel im Spiel ſein! ſagte der Invalide
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Wiſſet ihr nicht mehr, rief einer der Gäſte, wie er in der Stub' da
— an dem Platz, wo jetzt der Peter ſitzt, iſt er geſeſſen — Der Knecht
rückte bei dieſen Worten etwas betreten den Stuhl — wie er da ge¬
ſagt hat, er glaub' an gar nichts? Ich hab' gleich bei mir denkt, es
werd ſein' guten Grund han, daß er nichts zugeben will. Denn ſich
aus Ketten und Banden nur ſo 'rausſchälen, und über Mauern und
Felſen 'runterkommen — Mannen! das ſind Ding' die nicht natürlich
zugehen.
Der Redner ſah ſich unwillkürlich um, ob nichts Unheimliches
hinter ihm ſei. Die Andern murmelten: Gott ſei bei uns!
Der Invalide hatte inzwiſchen dem Schützen zugehört, der ihm
erzählte: Man hat auf ſeiner Britſch' 'n Nagel gefunden, den er
draus 'raus gezogen haben muß, und an der Kette ein ſchadhaftes
Glaich, das er wahrſcheinlich mit dem Nagel vollends aufdruckt hat;
denn Dem iſt ein Nagel mehr als einem Andern ein ganzes Hand¬
werkszeug. So gibt's bloß Ein'.
Wer hätt' ſich's auch träumen laſſen, begann Einer, daß die
Metzelſupp' ſo ausging'! Sie hat ſo luſtig angefangen.
Es kann noch Blutwürſt' regnen, fiel ein Andrer ein. Jetzt kann's
der Fleck' büßen müſſen, daß man ihm ſo nachgeſtellt hat und erſt
noch vergeblich.
Es iſt auch nicht recht, ſagte ein Dritter, daß man einen Men¬
ſchen zu ſeinen Kindern lockt und bei ihnen überfällt. So was ſollt'
man ja dem unvernünftigen Thier nicht zu Leid thun.
Ja, 's iſt wider die Natur, ſagte ein Vierter. Ich will nichts
davon, und wenn ich auch drunter mitleiden muß, ſo weiß ich doch
wenigſtens, daß mich's unſchuldig trifft.
Er ſagte dies ſo laut, daß man es in jeder Ecke der Stube hören
konnte. Nun, wenn er etwa unſichtbar zugegen iſt, bemerkte der In¬
valide lachend, ſo hat er's ſicherlich gehört und wird ſich darnach richten.
Der Fiſcher, der bei der veränderten Lage der Dinge die öffent¬
liche Meinung von ſich abfallen ſah, ſagte ingrimmig: Die Göppinger
können warten, bis ich ihnen wieder Einen fang' und mir für ſie die
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/367>, abgerufen am 28.11.2024.
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