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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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Er lachte.

Was er für einen großen Kopf hat! sagte sie.

Das Bild der Thatkraft! rief er. Verstelle dich nur nicht, ich
hab' in deine Augen gesehen und auch in die seinigen. Du mußt das
Band werden, das ihn an uns fesselt.

Eine Messe lass' ich lesen, wenn's gelingt und du wieder einmal
versorgt bist, sagte die Alte.

Amen, erwiderte ihr Sohn und bekreuzte sich andächtig.

Die Altmutter hat Recht, bemerkte Bettelmelcher: er hat etwas
Solides in seinem Aussehen und könnte treffliche Geschäfte für uns
machen.

Ich bin ihm nicht feind, versetzte Schwamenjackel, und doch ist in
seinem Gesicht etwas, das mir nicht ganz gefällt. Ich weiß nicht,
was in dem Mütterlichen für ein Vorzug liegen soll. Was die Deut¬
schen von ihren Müttern haben, das ist in der Regel eine butterherzige
Dummheit, und ich will deßhalb nur wünschen, die Altmutter möge
diesmal fehlgeschossen haben. Habt ihr's nicht gesehen, wie er über
der Beschreibung des Räderns erblaßt ist?

Ich kenne ihn, erklärte der Zigeuner mit entschiedenem Tone. Er
steht am Graben und besinnt sich. Wenn er nicht mehr rückwärts
kann, so springt er und fragt nicht wie breit oder wie tief. Aber
aus den Augen dürfen wir ihn nicht mehr lassen. An seinem Muth
ist nicht zu zweifeln, er hat Muth wie der Teufel; aber auch der
Muth will geübt sein.

Und ein tüchtiges Probestück, versetzte Bettelmelcher, müssen wir
ihm vorlegen, daß die Haar' davon fliegen, wie er selber sagt. Ich
weiß nicht mehr, welcher König es war, der über Meer in ein fremdes
Land einfiel: als er gelandet hatte, verbrannte er seine Schiffe hinter
sich, damit seinen Leuten das Heimweh verging.

Ja, auf diese Weise bringen wir ihn am besten aus der Gegend
fort, dann wird er lustiger anbeißen.

Um den Preis will ich mich zu einer Ausnahme von meiner Regel
verstehen, sagte die Alte. Hier herum werfen die Märkte ohnehin
nicht so viel ab, daß ich Lust hätte, bald wieder zu kommen und Sohn
und Tochter zu riskiren, für die hier keine gesunde Luft ist.

Er lachte.

Was er für einen großen Kopf hat! ſagte ſie.

Das Bild der Thatkraft! rief er. Verſtelle dich nur nicht, ich
hab' in deine Augen geſehen und auch in die ſeinigen. Du mußt das
Band werden, das ihn an uns feſſelt.

Eine Meſſe laſſ' ich leſen, wenn's gelingt und du wieder einmal
verſorgt biſt, ſagte die Alte.

Amen, erwiderte ihr Sohn und bekreuzte ſich andächtig.

Die Altmutter hat Recht, bemerkte Bettelmelcher: er hat etwas
Solides in ſeinem Ausſehen und könnte treffliche Geſchäfte für uns
machen.

Ich bin ihm nicht feind, verſetzte Schwamenjackel, und doch iſt in
ſeinem Geſicht etwas, das mir nicht ganz gefällt. Ich weiß nicht,
was in dem Mütterlichen für ein Vorzug liegen ſoll. Was die Deut¬
ſchen von ihren Müttern haben, das iſt in der Regel eine butterherzige
Dummheit, und ich will deßhalb nur wünſchen, die Altmutter möge
diesmal fehlgeſchoſſen haben. Habt ihr's nicht geſehen, wie er über
der Beſchreibung des Räderns erblaßt iſt?

Ich kenne ihn, erklärte der Zigeuner mit entſchiedenem Tone. Er
ſteht am Graben und beſinnt ſich. Wenn er nicht mehr rückwärts
kann, ſo ſpringt er und fragt nicht wie breit oder wie tief. Aber
aus den Augen dürfen wir ihn nicht mehr laſſen. An ſeinem Muth
iſt nicht zu zweifeln, er hat Muth wie der Teufel; aber auch der
Muth will geübt ſein.

Und ein tüchtiges Probeſtück, verſetzte Bettelmelcher, müſſen wir
ihm vorlegen, daß die Haar' davon fliegen, wie er ſelber ſagt. Ich
weiß nicht mehr, welcher König es war, der über Meer in ein fremdes
Land einfiel: als er gelandet hatte, verbrannte er ſeine Schiffe hinter
ſich, damit ſeinen Leuten das Heimweh verging.

Ja, auf dieſe Weiſe bringen wir ihn am beſten aus der Gegend
fort, dann wird er luſtiger anbeißen.

Um den Preis will ich mich zu einer Ausnahme von meiner Regel
verſtehen, ſagte die Alte. Hier herum werfen die Märkte ohnehin
nicht ſo viel ab, daß ich Luſt hätte, bald wieder zu kommen und Sohn
und Tochter zu riskiren, für die hier keine geſunde Luft iſt.

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[393/0409] Er lachte. Was er für einen großen Kopf hat! ſagte ſie. Das Bild der Thatkraft! rief er. Verſtelle dich nur nicht, ich hab' in deine Augen geſehen und auch in die ſeinigen. Du mußt das Band werden, das ihn an uns feſſelt. Eine Meſſe laſſ' ich leſen, wenn's gelingt und du wieder einmal verſorgt biſt, ſagte die Alte. Amen, erwiderte ihr Sohn und bekreuzte ſich andächtig. Die Altmutter hat Recht, bemerkte Bettelmelcher: er hat etwas Solides in ſeinem Ausſehen und könnte treffliche Geſchäfte für uns machen. Ich bin ihm nicht feind, verſetzte Schwamenjackel, und doch iſt in ſeinem Geſicht etwas, das mir nicht ganz gefällt. Ich weiß nicht, was in dem Mütterlichen für ein Vorzug liegen ſoll. Was die Deut¬ ſchen von ihren Müttern haben, das iſt in der Regel eine butterherzige Dummheit, und ich will deßhalb nur wünſchen, die Altmutter möge diesmal fehlgeſchoſſen haben. Habt ihr's nicht geſehen, wie er über der Beſchreibung des Räderns erblaßt iſt? Ich kenne ihn, erklärte der Zigeuner mit entſchiedenem Tone. Er ſteht am Graben und beſinnt ſich. Wenn er nicht mehr rückwärts kann, ſo ſpringt er und fragt nicht wie breit oder wie tief. Aber aus den Augen dürfen wir ihn nicht mehr laſſen. An ſeinem Muth iſt nicht zu zweifeln, er hat Muth wie der Teufel; aber auch der Muth will geübt ſein. Und ein tüchtiges Probeſtück, verſetzte Bettelmelcher, müſſen wir ihm vorlegen, daß die Haar' davon fliegen, wie er ſelber ſagt. Ich weiß nicht mehr, welcher König es war, der über Meer in ein fremdes Land einfiel: als er gelandet hatte, verbrannte er ſeine Schiffe hinter ſich, damit ſeinen Leuten das Heimweh verging. Ja, auf dieſe Weiſe bringen wir ihn am beſten aus der Gegend fort, dann wird er luſtiger anbeißen. Um den Preis will ich mich zu einer Ausnahme von meiner Regel verſtehen, ſagte die Alte. Hier herum werfen die Märkte ohnehin nicht ſo viel ab, daß ich Luſt hätte, bald wieder zu kommen und Sohn und Tochter zu riskiren, für die hier keine geſunde Luft iſt.

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/409>, abgerufen am 22.11.2024.