Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Was? rief der Pfarrer von A . . . berg bestürzt: du willst nicht auf die Griechen anstoßen?

Ein Gemurmel der Entrüstung erhob sich in der Gesellschaft.

Sie halten's also mit den Türken? fragte Einer geringschätzig.

Ich bin kein Politiker, antwortete der Pfarrer von Y . . . burg. Was geht der Türk' mich an --?

Das ist aus dem Wallenstein! bemerkte ein Referendarius halblaut dazwischen, und Einige lachten.

Aber muß ich deßhalb die Partei der Griechen nehmen? fuhr der Pfarrer von Y . . . burg fort. Der Deutsche freilich hält's mit jedem Volk, das für ihn die Kastanien aus dem Feuer holt und eine Revolution macht. Warum immer nur Andere vorschieben?

Wollen sie damit sagen, der Deutsche solle selbst eine Revolution machen? fragte ein Justizbeamter mit strengem Ton, indem er ihn mißtrauisch ansah.

Nein, entgegnete der Pfarrer von Y . . . burg, ich glaube, er hat kein Genie dazu.

Seien wir außer Sorgen! rief ein Anderer. Der Herr Pfarrer erlaubt ja nicht einmal den Griechen, gegen die Türken aufzustehen.

Gegen die Bluthunde! rief Alles zusammen.

Volkskriege, bemerkte der Pfarrer von Y. . . burg, werden nicht mit Sammthandschuhen geführt, auf einer Seite so wenig, wie auf der andern.

Was? rief der Pfarrer von A . . . berg bestürzt: du willst nicht auf die Griechen anstoßen?

Ein Gemurmel der Entrüstung erhob sich in der Gesellschaft.

Sie halten's also mit den Türken? fragte Einer geringschätzig.

Ich bin kein Politiker, antwortete der Pfarrer von Y . . . burg. Was geht der Türk' mich an —?

Das ist aus dem Wallenstein! bemerkte ein Referendarius halblaut dazwischen, und Einige lachten.

Aber muß ich deßhalb die Partei der Griechen nehmen? fuhr der Pfarrer von Y . . . burg fort. Der Deutsche freilich hält's mit jedem Volk, das für ihn die Kastanien aus dem Feuer holt und eine Revolution macht. Warum immer nur Andere vorschieben?

Wollen sie damit sagen, der Deutsche solle selbst eine Revolution machen? fragte ein Justizbeamter mit strengem Ton, indem er ihn mißtrauisch ansah.

Nein, entgegnete der Pfarrer von Y . . . burg, ich glaube, er hat kein Genie dazu.

Seien wir außer Sorgen! rief ein Anderer. Der Herr Pfarrer erlaubt ja nicht einmal den Griechen, gegen die Türken aufzustehen.

Gegen die Bluthunde! rief Alles zusammen.

Volkskriege, bemerkte der Pfarrer von Y. . . burg, werden nicht mit Sammthandschuhen geführt, auf einer Seite so wenig, wie auf der andern.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="3">
        <pb facs="#f0107"/>
        <p>Was? rief der Pfarrer von A . . . berg bestürzt: du willst nicht auf die Griechen                anstoßen?</p><lb/>
        <p>Ein Gemurmel der Entrüstung erhob sich in der Gesellschaft.</p><lb/>
        <p>Sie halten's also mit den Türken? fragte Einer geringschätzig.</p><lb/>
        <p>Ich bin kein Politiker, antwortete der Pfarrer von Y . . . burg. Was geht der Türk'                mich an &#x2014;?</p><lb/>
        <p>Das ist aus dem Wallenstein! bemerkte ein Referendarius halblaut dazwischen, und                Einige lachten.</p><lb/>
        <p>Aber muß ich deßhalb die Partei der Griechen nehmen? fuhr der Pfarrer von Y . . .                burg fort. Der Deutsche freilich hält's mit jedem Volk, das für ihn die Kastanien aus                dem Feuer holt und eine Revolution macht. Warum immer nur Andere vorschieben?</p><lb/>
        <p>Wollen sie damit sagen, der Deutsche solle selbst eine Revolution machen? fragte ein                Justizbeamter mit strengem Ton, indem er ihn mißtrauisch ansah.</p><lb/>
        <p>Nein, entgegnete der Pfarrer von Y . . . burg, ich glaube, er hat kein Genie                dazu.</p><lb/>
        <p>Seien wir außer Sorgen! rief ein Anderer. Der Herr Pfarrer erlaubt ja nicht einmal                den Griechen, gegen die Türken aufzustehen.</p><lb/>
        <p>Gegen die Bluthunde! rief Alles zusammen.</p><lb/>
        <p>Volkskriege, bemerkte der Pfarrer von Y. . . burg, werden nicht mit Sammthandschuhen                geführt, auf einer Seite so wenig, wie auf der andern.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0107] Was? rief der Pfarrer von A . . . berg bestürzt: du willst nicht auf die Griechen anstoßen? Ein Gemurmel der Entrüstung erhob sich in der Gesellschaft. Sie halten's also mit den Türken? fragte Einer geringschätzig. Ich bin kein Politiker, antwortete der Pfarrer von Y . . . burg. Was geht der Türk' mich an —? Das ist aus dem Wallenstein! bemerkte ein Referendarius halblaut dazwischen, und Einige lachten. Aber muß ich deßhalb die Partei der Griechen nehmen? fuhr der Pfarrer von Y . . . burg fort. Der Deutsche freilich hält's mit jedem Volk, das für ihn die Kastanien aus dem Feuer holt und eine Revolution macht. Warum immer nur Andere vorschieben? Wollen sie damit sagen, der Deutsche solle selbst eine Revolution machen? fragte ein Justizbeamter mit strengem Ton, indem er ihn mißtrauisch ansah. Nein, entgegnete der Pfarrer von Y . . . burg, ich glaube, er hat kein Genie dazu. Seien wir außer Sorgen! rief ein Anderer. Der Herr Pfarrer erlaubt ja nicht einmal den Griechen, gegen die Türken aufzustehen. Gegen die Bluthunde! rief Alles zusammen. Volkskriege, bemerkte der Pfarrer von Y. . . burg, werden nicht mit Sammthandschuhen geführt, auf einer Seite so wenig, wie auf der andern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/107
Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/107>, abgerufen am 19.05.2024.