Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm unzertrennlich ist, in das Menschengewühl, das an und zwischen den Tischen im Garten hin und her wogte.

Ums Himmels willen, Vater, sagte Wilhelm ängstlich, indem er diesen am Handgelenke preßte, da ist der Eduard von Y . . . burg! Und das dort muß nothwendig sein Vater sein!

Wahrhaftig, so ist's! sagte der Pfarrer von A . . . berg. Komm, wir wollen gleich auf sie lossteuern. Nimm du dich des Jungen an, der hier sehr verlassen sein wird.

Wilhelm sah ihn fragend und bedenklich an.

Thu's nur! flüsterte sein Vater. Ich werde es den Herren schon im rechten Lichte darstellen, damit es deinem guten Ruf nicht schaden kann.

Nach diesen heimlich gewechselten Worten, während welcher Beide scheinbar nach andern Seiten hingesehen hatten, eilte der Pfarrer von A . . . berg, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, mit einem Ausruf der Freude und Ueberraschung auf den Pfarrer von Y . . . burg zu, der ihn seinerseits ebenfalls sogleich erkannte. Er öffnete die langen Arme, der Freund stürzte sich hinein, und -- zu gleicher Zeit prallten Beide, jedoch nur ganz still im Herzen, vor einander zurück!

Es ist gefährlich, eine Freundschaft auf dem Papier anzuknüpfen. Das Papier ist -- wiewohl auch nicht immer -- das Reich der schönen Formen, die

ihm unzertrennlich ist, in das Menschengewühl, das an und zwischen den Tischen im Garten hin und her wogte.

Ums Himmels willen, Vater, sagte Wilhelm ängstlich, indem er diesen am Handgelenke preßte, da ist der Eduard von Y . . . burg! Und das dort muß nothwendig sein Vater sein!

Wahrhaftig, so ist's! sagte der Pfarrer von A . . . berg. Komm, wir wollen gleich auf sie lossteuern. Nimm du dich des Jungen an, der hier sehr verlassen sein wird.

Wilhelm sah ihn fragend und bedenklich an.

Thu's nur! flüsterte sein Vater. Ich werde es den Herren schon im rechten Lichte darstellen, damit es deinem guten Ruf nicht schaden kann.

Nach diesen heimlich gewechselten Worten, während welcher Beide scheinbar nach andern Seiten hingesehen hatten, eilte der Pfarrer von A . . . berg, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, mit einem Ausruf der Freude und Ueberraschung auf den Pfarrer von Y . . . burg zu, der ihn seinerseits ebenfalls sogleich erkannte. Er öffnete die langen Arme, der Freund stürzte sich hinein, und — zu gleicher Zeit prallten Beide, jedoch nur ganz still im Herzen, vor einander zurück!

Es ist gefährlich, eine Freundschaft auf dem Papier anzuknüpfen. Das Papier ist — wiewohl auch nicht immer — das Reich der schönen Formen, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="3">
        <p><pb facs="#f0091"/>
ihm unzertrennlich ist, in das Menschengewühl, das                an und zwischen den Tischen im Garten hin und her wogte.</p><lb/>
        <p>Ums Himmels willen, Vater, sagte Wilhelm ängstlich, indem er diesen am Handgelenke                preßte, da ist der Eduard von Y . . . burg! Und das dort muß nothwendig sein Vater                sein!</p><lb/>
        <p>Wahrhaftig, so ist's! sagte der Pfarrer von A . . . berg. Komm, wir wollen gleich auf                sie lossteuern. Nimm du dich des Jungen an, der hier sehr verlassen sein wird.</p><lb/>
        <p>Wilhelm sah ihn fragend und bedenklich an.</p><lb/>
        <p>Thu's nur! flüsterte sein Vater. Ich werde es den Herren schon im rechten Lichte                darstellen, damit es deinem guten Ruf nicht schaden kann.</p><lb/>
        <p>Nach diesen heimlich gewechselten Worten, während welcher Beide scheinbar nach andern                Seiten hingesehen hatten, eilte der Pfarrer von A . . . berg, so schnell ihn seine                kurzen Beine trugen, mit einem Ausruf der Freude und Ueberraschung auf den Pfarrer                von Y . . . burg zu, der ihn seinerseits ebenfalls sogleich erkannte. Er öffnete die                langen Arme, der Freund stürzte sich hinein, und &#x2014; zu gleicher Zeit prallten Beide,                jedoch nur ganz still im Herzen, vor einander zurück!</p><lb/>
        <p>Es ist gefährlich, eine Freundschaft auf dem Papier anzuknüpfen. Das Papier ist &#x2014;                wiewohl auch nicht immer &#x2014; das Reich der schönen Formen, die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0091] ihm unzertrennlich ist, in das Menschengewühl, das an und zwischen den Tischen im Garten hin und her wogte. Ums Himmels willen, Vater, sagte Wilhelm ängstlich, indem er diesen am Handgelenke preßte, da ist der Eduard von Y . . . burg! Und das dort muß nothwendig sein Vater sein! Wahrhaftig, so ist's! sagte der Pfarrer von A . . . berg. Komm, wir wollen gleich auf sie lossteuern. Nimm du dich des Jungen an, der hier sehr verlassen sein wird. Wilhelm sah ihn fragend und bedenklich an. Thu's nur! flüsterte sein Vater. Ich werde es den Herren schon im rechten Lichte darstellen, damit es deinem guten Ruf nicht schaden kann. Nach diesen heimlich gewechselten Worten, während welcher Beide scheinbar nach andern Seiten hingesehen hatten, eilte der Pfarrer von A . . . berg, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, mit einem Ausruf der Freude und Ueberraschung auf den Pfarrer von Y . . . burg zu, der ihn seinerseits ebenfalls sogleich erkannte. Er öffnete die langen Arme, der Freund stürzte sich hinein, und — zu gleicher Zeit prallten Beide, jedoch nur ganz still im Herzen, vor einander zurück! Es ist gefährlich, eine Freundschaft auf dem Papier anzuknüpfen. Das Papier ist — wiewohl auch nicht immer — das Reich der schönen Formen, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/91
Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/91>, abgerufen am 23.11.2024.