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Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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umsah, entdeckte er, daß sich den Tag über Tauben in der Nähe aufhielten, welche den Körnerfrüchten gleichfalls nicht abhold sind. Er verjagte sie, und sobald dies geschehen, brachten die Ameisen ihren Vorrath wieder bei Tage auf den Trockenplatz.

Eduard flunkerte zwar ein wenig. Ich hab' einmal, sagte er unter Anderem, einen Hasen gesehen, dem die Hunde über eine Stunde lang vergebens zugesetzt hatten. Nun giebt es nicht bloß dumme Hasen, sondern auch gescheidte. Denn der, wie ihm der Spaß entleibet war, trieb er einen andern Hasen auf, legte sich in dessen Lager und sah gemüthlich zu, wie die Hunde, ohne die Verwechslung zu merken, diesen seinen Einsteher jagten und am Ende faßten.

Das wäre! rief Wilhelm.

Eduard, der in seinem Elemente war, fuhr fort, die erstaunlichsten Geschichten aus dem Thierleben preiszugeben. Nachdem er gar von einem Hasen berichtet, der dem verfolgenden Hunde endlich ins Gesicht gesprungen sei, so daß dieser vor Schrecken Reißaus genommen habe -- er schien sehr auf die Verherrlichung des Buschbewohners bedacht, -- ging er auf den Specht über und erzählte, wie dieser Baumhocker ihn einmal, da er denselben mit der Flinte gefehlt, unter einem wahrhaft höllischen Hohngeschrei von Baum zu Baum bis an den Ausgang des Waldes begleitet habe, ohne sich durch das mehrmals nach ihm gerichtete Gewehr aus der

umsah, entdeckte er, daß sich den Tag über Tauben in der Nähe aufhielten, welche den Körnerfrüchten gleichfalls nicht abhold sind. Er verjagte sie, und sobald dies geschehen, brachten die Ameisen ihren Vorrath wieder bei Tage auf den Trockenplatz.

Eduard flunkerte zwar ein wenig. Ich hab' einmal, sagte er unter Anderem, einen Hasen gesehen, dem die Hunde über eine Stunde lang vergebens zugesetzt hatten. Nun giebt es nicht bloß dumme Hasen, sondern auch gescheidte. Denn der, wie ihm der Spaß entleibet war, trieb er einen andern Hasen auf, legte sich in dessen Lager und sah gemüthlich zu, wie die Hunde, ohne die Verwechslung zu merken, diesen seinen Einsteher jagten und am Ende faßten.

Das wäre! rief Wilhelm.

Eduard, der in seinem Elemente war, fuhr fort, die erstaunlichsten Geschichten aus dem Thierleben preiszugeben. Nachdem er gar von einem Hasen berichtet, der dem verfolgenden Hunde endlich ins Gesicht gesprungen sei, so daß dieser vor Schrecken Reißaus genommen habe — er schien sehr auf die Verherrlichung des Buschbewohners bedacht, — ging er auf den Specht über und erzählte, wie dieser Baumhocker ihn einmal, da er denselben mit der Flinte gefehlt, unter einem wahrhaft höllischen Hohngeschrei von Baum zu Baum bis an den Ausgang des Waldes begleitet habe, ohne sich durch das mehrmals nach ihm gerichtete Gewehr aus der

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/97>, abgerufen am 20.05.2024.