Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.Dagegen heißt Wolfram von Eschenbach seinen Helden Parzifal der Aventüre Herrn, und S. 105 a beider, sein und der Aventüre Herrn; von Schianatulander sagt er in den Bruchstücken des echten Titurels, Strophe 34: "Er wirt dirre aventure herre." Eben so wenig als Pilgrin ist aber auch dieser Meister der Rede der Schreiber Kon- rad, der selbst schrieb und nicht dictierte, sondern es muß ein anderer Dichter gemeint sein. 29) Auch auf den vielbesprochenen Umstand, daß diese Lieder damahls Gegner fanden, die von den Dichtern sag- ten, was Eschenbach den Sängern von Siegfrieds Unver- wundbarkeit vorwarf: Die habent sich an warheit missehandelt, scheint er zweimahl hinzudeuten, Z. 14 und 800 f. 30) Einmahl (Z. 29 -- 44) sagt er, den Lesern sei wohl bekannt, daß Kriemhildens Brüder, deren Namen sie wohl wüßten, mit ihr in Burgund gelebt; ihre Ältern wolle er nennen, damit man ihre Namen erfahren möge, wie sie das Buch angebe. 31) Diese auf das jetzt vorhandene Gedicht nicht passende Überschrift hat die erste Hohenemser Handschrift. 32) Auch las der Verfasser der Klage das Lied nicht, worin sie vorkam. Ich mag nicht enscheiden, welche von den verschiedenen Annahmen, durch die der Widerspruch gehoben werden kann, die richtige sein möge. 33) Dies liest man wenigstens in der ersten Hohen- emser und in der Münchner Handschrift; die Sanct-Galler hat: "Vater maniger tugende." Dagegen heißt Wolfram von Eſchenbach ſeinen Helden Parzifal der Aventüre Herrn, und S. 105 a beider, ſein und der Aventüre Herrn; von Schianatulander ſagt er in den Bruchſtücken des echten Titurels, Strophe 34: »Er wirt dirre aventu̓re herre.« Eben ſo wenig als Pilgrin iſt aber auch dieſer Meiſter der Rede der Schreiber Kon- rad, der ſelbſt ſchrieb und nicht dictierte, ſondern es muß ein anderer Dichter gemeint ſein. 29) Auch auf den vielbeſprochenen Umſtand, daß dieſe Lieder damahls Gegner fanden, die von den Dichtern ſag- ten, was Eſchenbach den Sängern von Siegfrieds Unver- wundbarkeit vorwarf: Die habent ſich an warheit miſſehandelt, ſcheint er zweimahl hinzudeuten, Z. 14 und 800 f. 30) Einmahl (Z. 29 — 44) ſagt er, den Leſern ſei wohl bekannt, daß Kriemhildens Brüder, deren Namen ſie wohl wüßten, mit ihr in Burgund gelebt; ihre Ältern wolle er nennen, damit man ihre Namen erfahren möge, wie ſie das Buch angebe. 31) Dieſe auf das jetzt vorhandene Gedicht nicht paſſende Überſchrift hat die erſte Hohenemſer Handſchrift. 32) Auch las der Verfaſſer der Klage das Lied nicht, worin ſie vorkam. Ich mag nicht enſcheiden, welche von den verſchiedenen Annahmen, durch die der Widerſpruch gehoben werden kann, die richtige ſein möge. 33) Dies lieſt man wenigſtens in der erſten Hohen- emſer und in der Münchner Handſchrift; die Sanct-Galler hat: »Vater maniger tugende.« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="en28-text" prev="#en28" place="end" n="28)"><pb facs="#f0108" n="100"/> Dagegen heißt Wolfram von Eſchenbach ſeinen Helden<lb/> Parzifal der Aventüre <hi rendition="#g">Herrn</hi>, und S. 105 a beider, ſein<lb/> und der Aventüre <hi rendition="#g">Herrn</hi>; von Schianatulander ſagt er<lb/> in den Bruchſtücken des echten Titurels, Strophe 34: »Er<lb/> wirt dirre aventu̓re herre.« Eben ſo wenig als Pilgrin<lb/> iſt aber auch dieſer Meiſter der Rede der Schreiber Kon-<lb/> rad, der ſelbſt ſchrieb und nicht dictierte, ſondern es muß<lb/> ein anderer Dichter gemeint ſein.</note><lb/> <note xml:id="en29-text" prev="#en29" place="end" n="29)">Auch auf den vielbeſprochenen Umſtand, daß dieſe<lb/> Lieder damahls Gegner fanden, die von den Dichtern ſag-<lb/> ten, was Eſchenbach den Sängern von Siegfrieds Unver-<lb/> wundbarkeit vorwarf:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Die habent ſich an warheit miſſehandelt,</quote><lb/> ſcheint er zweimahl hinzudeuten, Z. 14 und 800 f.</note><lb/> <note xml:id="en30-text" prev="#en30" place="end" n="30)">Einmahl (Z. 29 — 44) ſagt er, den Leſern ſei<lb/> wohl bekannt, daß Kriemhildens Brüder, deren Namen ſie<lb/> wohl wüßten, mit ihr in Burgund gelebt; ihre Ältern wolle<lb/> er nennen, damit man ihre Namen erfahren möge, wie ſie<lb/> das Buch angebe.</note><lb/> <note xml:id="en31-text" prev="#en31" place="end" n="31)">Dieſe auf das jetzt vorhandene Gedicht nicht<lb/> paſſende Überſchrift hat die erſte Hohenemſer Handſchrift.</note><lb/> <note xml:id="en32-text" prev="#en32" place="end" n="32)">Auch las der Verfaſſer der Klage das Lied nicht,<lb/> worin ſie vorkam. Ich mag nicht enſcheiden, welche von<lb/> den verſchiedenen Annahmen, durch die der Widerſpruch<lb/> gehoben werden kann, die richtige ſein möge.</note><lb/> <note xml:id="en33-text" prev="#en33" place="end" n="33)">Dies lieſt man wenigſtens in der erſten Hohen-<lb/> emſer und in der Münchner Handſchrift; die Sanct-Galler<lb/> hat: »Vater <hi rendition="#g">maniger</hi> tugende.«</note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [100/0108]
²⁸⁾ Dagegen heißt Wolfram von Eſchenbach ſeinen Helden
Parzifal der Aventüre Herrn, und S. 105 a beider, ſein
und der Aventüre Herrn; von Schianatulander ſagt er
in den Bruchſtücken des echten Titurels, Strophe 34: »Er
wirt dirre aventu̓re herre.« Eben ſo wenig als Pilgrin
iſt aber auch dieſer Meiſter der Rede der Schreiber Kon-
rad, der ſelbſt ſchrieb und nicht dictierte, ſondern es muß
ein anderer Dichter gemeint ſein.
²⁹⁾ Auch auf den vielbeſprochenen Umſtand, daß dieſe
Lieder damahls Gegner fanden, die von den Dichtern ſag-
ten, was Eſchenbach den Sängern von Siegfrieds Unver-
wundbarkeit vorwarf:
Die habent ſich an warheit miſſehandelt,
ſcheint er zweimahl hinzudeuten, Z. 14 und 800 f.
³⁰⁾ Einmahl (Z. 29 — 44) ſagt er, den Leſern ſei
wohl bekannt, daß Kriemhildens Brüder, deren Namen ſie
wohl wüßten, mit ihr in Burgund gelebt; ihre Ältern wolle
er nennen, damit man ihre Namen erfahren möge, wie ſie
das Buch angebe.
³¹⁾ Dieſe auf das jetzt vorhandene Gedicht nicht
paſſende Überſchrift hat die erſte Hohenemſer Handſchrift.
³²⁾ Auch las der Verfaſſer der Klage das Lied nicht,
worin ſie vorkam. Ich mag nicht enſcheiden, welche von
den verſchiedenen Annahmen, durch die der Widerſpruch
gehoben werden kann, die richtige ſein möge.
³³⁾ Dies lieſt man wenigſtens in der erſten Hohen-
emſer und in der Münchner Handſchrift; die Sanct-Galler
hat: »Vater maniger tugende.«
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |