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Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

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ken Sindolt (Z. 3968 ff.), und erzählt von Volker (Z.
1522 ff.):
Er hete bi Rine daz lant
Mit Gunthere besezzen;
Der helt vil vermezzen
Was von Alzeie erboren.

Dagegen kommen Ortwin, Gere, Hunold und Eckewart
nirgend vor, zum klaren Beweis, daß die erste Aventüre,
bei den verschiedenen Bearbeitungen, nach dem Umfange
des Inhalts anders ausgeführt war.

Ferner wird berichtet, Kriemhild habe Siegfried ge-
heirathet; ihm schreibe das Mähre große Tugenden zu,
daß er demüthig und Falsches leer, bei allen beliebt, sehr
stark, kühn und wohlgethan gewesen. Es ist uns gesagt
und aus den Büchern bekannt, daß sein Vater Siegmund,
König zu Santen, seine Mutter Siegelinde hieß. Er
wurde nachher aus Haß und Neid, durch anderer Recken
Übermuth, von Kriemhildens nächsten Verwandten ermor-
det, weil die "vil eregerende" Kriemhild Brünhilden den
Muth mit Rede erzürnt hatte; Brünhild benahm ihr ihre
Freude, was sie nachher oft bereuete 45) (Z. 4170 ff.).
Günther rieth, daß Siegfried sterben müßte (Z. 504 f.).
Hagen erschlug ihn, und nahm Kriemhilden nachher auch
ihr Gut und bot ihr zu allen Zeiten viel Schmach zu ih-
rem großen Schaden (Z. 4235 -- 4247). Der Nibelungen
Hort 46), ihre Morgengabe, war so viel, daß er nicht klei-
ner wurde, wie viel man auch davon hingab. Nach Sieg-
frieds Tode kam ihr der Schatz nach Worms. Als sie ihn
in ihre Gewalt nahm und in ihre Kammer bringen hieß,
da ließen ihre Brüder es Hagen, "mit schanden, laster-
liche," hingehen, daß er ihr den Hort raubte; er versenkte

ihn

ken Sindolt (Z. 3968 ff.), und erzählt von Volker (Z.
1522 ff.):
Er hete bi Rine daz lant
Mit Gu̓nthere beſezzen;
Der helt vil vermezzen
Was von Alzeie erboren.

Dagegen kommen Ortwin, Gere, Hunold und Eckewart
nirgend vor, zum klaren Beweis, daß die erſte Aventüre,
bei den verſchiedenen Bearbeitungen, nach dem Umfange
des Inhalts anders ausgeführt war.

Ferner wird berichtet, Kriemhild habe Siegfried ge-
heirathet; ihm ſchreibe das Mähre große Tugenden zu,
daß er demüthig und Falſches leer, bei allen beliebt, ſehr
ſtark, kühn und wohlgethan geweſen. Es iſt uns geſagt
und aus den Büchern bekannt, daß ſein Vater Siegmund,
König zu Santen, ſeine Mutter Siegelinde hieß. Er
wurde nachher aus Haß und Neid, durch anderer Recken
Übermuth, von Kriemhildens nächſten Verwandten ermor-
det, weil die »vil eregerende« Kriemhild Brünhilden den
Muth mit Rede erzürnt hatte; Brünhild benahm ihr ihre
Freude, was ſie nachher oft bereuete 45) (Z. 4170 ff.).
Günther rieth, daß Siegfried ſterben müßte (Z. 504 f.).
Hagen erſchlug ihn, und nahm Kriemhilden nachher auch
ihr Gut und bot ihr zu allen Zeiten viel Schmach zu ih-
rem großen Schaden (Z. 4235 — 4247). Der Nibelungen
Hort 46), ihre Morgengabe, war ſo viel, daß er nicht klei-
ner wurde, wie viel man auch davon hingab. Nach Sieg-
frieds Tode kam ihr der Schatz nach Worms. Als ſie ihn
in ihre Gewalt nahm und in ihre Kammer bringen hieß,
da ließen ihre Brüder es Hagen, »mit ſchanden, laſter-
liche,« hingehen, daß er ihr den Hort raubte; er verſenkte

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[64/0072] ken Sindolt (Z. 3968 ff.), und erzählt von Volker (Z. 1522 ff.): Er hete bi Rine daz lant Mit Gu̓nthere beſezzen; Der helt vil vermezzen Was von Alzeie erboren. Dagegen kommen Ortwin, Gere, Hunold und Eckewart nirgend vor, zum klaren Beweis, daß die erſte Aventüre, bei den verſchiedenen Bearbeitungen, nach dem Umfange des Inhalts anders ausgeführt war. Ferner wird berichtet, Kriemhild habe Siegfried ge- heirathet; ihm ſchreibe das Mähre große Tugenden zu, daß er demüthig und Falſches leer, bei allen beliebt, ſehr ſtark, kühn und wohlgethan geweſen. Es iſt uns geſagt und aus den Büchern bekannt, daß ſein Vater Siegmund, König zu Santen, ſeine Mutter Siegelinde hieß. Er wurde nachher aus Haß und Neid, durch anderer Recken Übermuth, von Kriemhildens nächſten Verwandten ermor- det, weil die »vil eregerende« Kriemhild Brünhilden den Muth mit Rede erzürnt hatte; Brünhild benahm ihr ihre Freude, was ſie nachher oft bereuete ⁴⁵⁾ (Z. 4170 ff.). Günther rieth, daß Siegfried ſterben müßte (Z. 504 f.). Hagen erſchlug ihn, und nahm Kriemhilden nachher auch ihr Gut und bot ihr zu allen Zeiten viel Schmach zu ih- rem großen Schaden (Z. 4235 — 4247). Der Nibelungen Hort ⁴⁶⁾ , ihre Morgengabe, war ſo viel, daß er nicht klei- ner wurde, wie viel man auch davon hingab. Nach Sieg- frieds Tode kam ihr der Schatz nach Worms. Als ſie ihn in ihre Gewalt nahm und in ihre Kammer bringen hieß, da ließen ihre Brüder es Hagen, »mit ſchanden, laſter- liche,« hingehen, daß er ihr den Hort raubte; er verſenkte ihn

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Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/72>, abgerufen am 09.11.2024.