Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.die Gebärde und Siegfried die Werke hatte: lauter Um- 26. Ich müßte mich sehr irren, oder es ist durch die bisher die Gebärde und Siegfried die Werke hatte: lauter Um- 26. Ich müßte mich ſehr irren, oder es iſt durch die bisher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="66"/> die Gebärde und Siegfried die Werke hatte: lauter Um-<lb/> ſtände, die der Verfaſſer der Klage gewiß nicht überging,<lb/> wenn ihm in ſeinem Buche etwas Beſtimmtes davon wäre<lb/> überliefert worden. Ja man darf wohl annehmen, daß<lb/> er bei ſeiner übrigen Weitläuftigkeit und dem Beſtreben,<lb/> überall neue Umſtände des Jammers zuſammenzutreiben,<lb/> uns den kleinen Günther, Siegfrieds Sohn, den Kriemhild<lb/> in Niederland gelaſſen, ſchwerlich würde geſchenkt haben.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>26.</head><lb/> <p>Ich müßte mich ſehr irren, oder es iſt durch die bisher<lb/> geführten Unterſuchungen nun nicht nur unſere Haupt-<lb/> frage ſchon großentheils ins Klare gebracht, ſondern auch<lb/> ein Bedeutendes für die Geſchichte der Ribelungenlieder<lb/> überhaupt gewonnen. Wir haben eine Anzahl interpolier-<lb/> ter Stellen und einzelner Lieder in der letzten Hälfte des<lb/> Gedichts nachgewieſen; wir haben gezeigt, wie an manchen<lb/> Liedern drei bis vier verſchiedene Hände gearbeitet; es hat<lb/> ſich neben der unſerigen eine andere Reihe theils derſelben<lb/> theils anderer Lied<supplied>er gef</supplied>unden, die durch eine Einleitung,<lb/> welche den Inhalt unſerer erſten Aventüren in der Kürze<lb/> angab, verbunden waren. Ob dieſe andere Sammlung auch<lb/> ſchon der Nibelungen Noth hieß, oder dieſe letztere Auf-<lb/> ſchrift nur allein unſerer Sammlung zukommt, läßt ſich aus<lb/> dem Umſtande, daß die Burgunden in der Klage nicht<lb/> Nibelungen heißen, wohl nicht ausmachen <note xml:id="en50" next="#en50-text" place="end" n="50)"/>. Die Ver-<lb/> bindung der Lieder war darin auf das ohne Zweifel<lb/> am Anfange oder Ende als Quelle erwähnte, entweder<lb/> erdichtete oder wirklich vorhandene Lateiniſche Buch von<lb/> Pilgrims Schreiber, Meiſter Konrad, bezogen, wie denn<lb/> auch die Verwandtſchaft Pilgrims mit den Burgunden<lb/> darin ſchon eben ſo, wie in unſeren Liedern, angegeben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0074]
die Gebärde und Siegfried die Werke hatte: lauter Um-
ſtände, die der Verfaſſer der Klage gewiß nicht überging,
wenn ihm in ſeinem Buche etwas Beſtimmtes davon wäre
überliefert worden. Ja man darf wohl annehmen, daß
er bei ſeiner übrigen Weitläuftigkeit und dem Beſtreben,
überall neue Umſtände des Jammers zuſammenzutreiben,
uns den kleinen Günther, Siegfrieds Sohn, den Kriemhild
in Niederland gelaſſen, ſchwerlich würde geſchenkt haben.
26.
Ich müßte mich ſehr irren, oder es iſt durch die bisher
geführten Unterſuchungen nun nicht nur unſere Haupt-
frage ſchon großentheils ins Klare gebracht, ſondern auch
ein Bedeutendes für die Geſchichte der Ribelungenlieder
überhaupt gewonnen. Wir haben eine Anzahl interpolier-
ter Stellen und einzelner Lieder in der letzten Hälfte des
Gedichts nachgewieſen; wir haben gezeigt, wie an manchen
Liedern drei bis vier verſchiedene Hände gearbeitet; es hat
ſich neben der unſerigen eine andere Reihe theils derſelben
theils anderer Lieder gefunden, die durch eine Einleitung,
welche den Inhalt unſerer erſten Aventüren in der Kürze
angab, verbunden waren. Ob dieſe andere Sammlung auch
ſchon der Nibelungen Noth hieß, oder dieſe letztere Auf-
ſchrift nur allein unſerer Sammlung zukommt, läßt ſich aus
dem Umſtande, daß die Burgunden in der Klage nicht
Nibelungen heißen, wohl nicht ausmachen
⁵⁰⁾
. Die Ver-
bindung der Lieder war darin auf das ohne Zweifel
am Anfange oder Ende als Quelle erwähnte, entweder
erdichtete oder wirklich vorhandene Lateiniſche Buch von
Pilgrims Schreiber, Meiſter Konrad, bezogen, wie denn
auch die Verwandtſchaft Pilgrims mit den Burgunden
darin ſchon eben ſo, wie in unſeren Liedern, angegeben
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