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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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III. Hauptstück. Erste Grundsätze
sie aus Flinten oder Stücken dagegen geschossen, so
bohret sie ein Loch durch die Thür, und die Thür bleibt
offen stehen. Man sieht leicht, daß hiebey die Co-
häsionskräfte der kleinsten Theile der Thür in Be-
trachtung gezogen werden müssen, welches bey lang-
samern Bewegungen nicht immer nothwendig ist.
Ein sehr harter Körper ist gegen eine abgeschossene
Flintenkugel, was ein weicher Thon gegen eine lang-
sam geworfene Kugel ist. Jn beyden Fällen ändert
sich die Figur, und der Begriff der Elasticität fällt
weg, vermöge welcher in andern Fällen der Körper
zurück wirket, und seine erste Figur wieder annimmt.
Die Bewegung ganzer Körper ist immer die Sum-
me der Bewegung der kleinsten wirklich soliden Thei-
le, und bey dem Stoffe der Körper müssen auch die
Kräfte mit in Betrachtung gezogen werden, wodurch
diese Theile mit einander verbunden sind, und deren
Gleichgewicht bey dem Stoße gehoben wird.

§. 97.

Wenn wir bey dem an sich ganz einfachen Begriffe
der Kraft, wie wir ihn durch das Gefühl erlangen,
bleiben, so besteht die Kraft schlechthin in dem Dru-
cke,
den wir empfinden, wenn wir einen Körper in
Bewegung setzen, oder einen bewegten Körper, oder
auch nur eine Last aufhalten. So fern wir die Grö-
ße der Kraft nach der Empfindung zu schätzen uns
begnügen wollen, so kommen unter allen diesen
dreyerley Fällen solche vor, wobey wir einen gleichen
Druck empfinden, oder gleiche Kraft anwenden
müssen. Ein kleinerer Körper, den ich im Fallen
aufhalte, kann mir eine eben so große Kraft fordern,
als ein größerer, den ich schlechthin nur auf der
Hand halte. Sollte dieses genauer, als nach der

bloßen

III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze
ſie aus Flinten oder Stuͤcken dagegen geſchoſſen, ſo
bohret ſie ein Loch durch die Thuͤr, und die Thuͤr bleibt
offen ſtehen. Man ſieht leicht, daß hiebey die Co-
haͤſionskraͤfte der kleinſten Theile der Thuͤr in Be-
trachtung gezogen werden muͤſſen, welches bey lang-
ſamern Bewegungen nicht immer nothwendig iſt.
Ein ſehr harter Koͤrper iſt gegen eine abgeſchoſſene
Flintenkugel, was ein weicher Thon gegen eine lang-
ſam geworfene Kugel iſt. Jn beyden Faͤllen aͤndert
ſich die Figur, und der Begriff der Elaſticitaͤt faͤllt
weg, vermoͤge welcher in andern Faͤllen der Koͤrper
zuruͤck wirket, und ſeine erſte Figur wieder annimmt.
Die Bewegung ganzer Koͤrper iſt immer die Sum-
me der Bewegung der kleinſten wirklich ſoliden Thei-
le, und bey dem Stoffe der Koͤrper muͤſſen auch die
Kraͤfte mit in Betrachtung gezogen werden, wodurch
dieſe Theile mit einander verbunden ſind, und deren
Gleichgewicht bey dem Stoße gehoben wird.

§. 97.

Wenn wir bey dem an ſich ganz einfachen Begriffe
der Kraft, wie wir ihn durch das Gefuͤhl erlangen,
bleiben, ſo beſteht die Kraft ſchlechthin in dem Dru-
cke,
den wir empfinden, wenn wir einen Koͤrper in
Bewegung ſetzen, oder einen bewegten Koͤrper, oder
auch nur eine Laſt aufhalten. So fern wir die Groͤ-
ße der Kraft nach der Empfindung zu ſchaͤtzen uns
begnuͤgen wollen, ſo kommen unter allen dieſen
dreyerley Faͤllen ſolche vor, wobey wir einen gleichen
Druck empfinden, oder gleiche Kraft anwenden
muͤſſen. Ein kleinerer Koͤrper, den ich im Fallen
aufhalte, kann mir eine eben ſo große Kraft fordern,
als ein groͤßerer, den ich ſchlechthin nur auf der
Hand halte. Sollte dieſes genauer, als nach der

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[74/0110] III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze ſie aus Flinten oder Stuͤcken dagegen geſchoſſen, ſo bohret ſie ein Loch durch die Thuͤr, und die Thuͤr bleibt offen ſtehen. Man ſieht leicht, daß hiebey die Co- haͤſionskraͤfte der kleinſten Theile der Thuͤr in Be- trachtung gezogen werden muͤſſen, welches bey lang- ſamern Bewegungen nicht immer nothwendig iſt. Ein ſehr harter Koͤrper iſt gegen eine abgeſchoſſene Flintenkugel, was ein weicher Thon gegen eine lang- ſam geworfene Kugel iſt. Jn beyden Faͤllen aͤndert ſich die Figur, und der Begriff der Elaſticitaͤt faͤllt weg, vermoͤge welcher in andern Faͤllen der Koͤrper zuruͤck wirket, und ſeine erſte Figur wieder annimmt. Die Bewegung ganzer Koͤrper iſt immer die Sum- me der Bewegung der kleinſten wirklich ſoliden Thei- le, und bey dem Stoffe der Koͤrper muͤſſen auch die Kraͤfte mit in Betrachtung gezogen werden, wodurch dieſe Theile mit einander verbunden ſind, und deren Gleichgewicht bey dem Stoße gehoben wird. §. 97. Wenn wir bey dem an ſich ganz einfachen Begriffe der Kraft, wie wir ihn durch das Gefuͤhl erlangen, bleiben, ſo beſteht die Kraft ſchlechthin in dem Dru- cke, den wir empfinden, wenn wir einen Koͤrper in Bewegung ſetzen, oder einen bewegten Koͤrper, oder auch nur eine Laſt aufhalten. So fern wir die Groͤ- ße der Kraft nach der Empfindung zu ſchaͤtzen uns begnuͤgen wollen, ſo kommen unter allen dieſen dreyerley Faͤllen ſolche vor, wobey wir einen gleichen Druck empfinden, oder gleiche Kraft anwenden muͤſſen. Ein kleinerer Koͤrper, den ich im Fallen aufhalte, kann mir eine eben ſo große Kraft fordern, als ein groͤßerer, den ich ſchlechthin nur auf der Hand halte. Sollte dieſes genauer, als nach der bloßen

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/110>, abgerufen am 23.11.2024.