Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Hauptstück. Erste Grundsätze
§. 122.

Da wir bey der Zusammensetzung der Dinge oh-
nehin schon gewöhnet sind, die Begriffe ihrer Theile
ebenfalls zusammen zu setzen, und den Eindruck
und die Vorstellung des Ganzen, als zusammenge-
setzt
anzusehen (§. 81.), so entstehen hier eben so
viele und so mannichfaltige zusammengesetzte Begrif-
fe, als mit dem Soliden Zusammensetzungen und
Veränderungen vorgenommen werden können, und
so viel dabey zusammengesetzte Verhältnisse entstehen,
(§. 115-117.). Das will nun sagen: So viel man
zusammengesetzte Begriffe gedenken will, las-
sen sich noch mehrere gedenken, und sie sind
den Graden und der Art nach stuffenweise
von 0 bis so viel man will, von einander ver-
schieden.
Denn so sind die vorhin (§. cit.) ange-
führten und durchaus positiven Möglichkeiten selbst,
und folglich auch ihre Begriffe, weil diese jene vor-
stellen, und daher denselben genau entsprechen müssen.

§. 123.

Wir müssen hier anmerken, daß wir zwischen Be-
griffen von Dingen und zwischen Begriffen von Be-
griffen
einen Unterschied machen. Hier ist eigent-
lich von den erstern die Rede, weil die andern schlecht-
hin ideal und logisch sind, und auf die Vergleichung
der erstern gehen. Dergleichen sind z. E. die Be-
griffe der Gattung, Art, Wesen, Eigenschaft etc.
und überhaupt bald alle abstracte Begriffe, die man
bisher in der Ontologie fast allein vortrug. Wir
werden sie ebenfalls mitnehmen, (§. 75.). Es muß
aber vorerst zu dem Beweise ihrer Entstehungsart
(§. 24.), und ihrer Allgemeinheit (§. 38.), der Weg
werden gebahnet werden. Und hiezu wird der erst

erwie-
III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze
§. 122.

Da wir bey der Zuſammenſetzung der Dinge oh-
nehin ſchon gewoͤhnet ſind, die Begriffe ihrer Theile
ebenfalls zuſammen zu ſetzen, und den Eindruck
und die Vorſtellung des Ganzen, als zuſammenge-
ſetzt
anzuſehen (§. 81.), ſo entſtehen hier eben ſo
viele und ſo mannichfaltige zuſammengeſetzte Begrif-
fe, als mit dem Soliden Zuſammenſetzungen und
Veraͤnderungen vorgenommen werden koͤnnen, und
ſo viel dabey zuſammengeſetzte Verhaͤltniſſe entſtehen,
(§. 115-117.). Das will nun ſagen: So viel man
zuſammengeſetzte Begriffe gedenken will, laſ-
ſen ſich noch mehrere gedenken, und ſie ſind
den Graden und der Art nach ſtuffenweiſe
von 0 bis ſo viel man will, von einander ver-
ſchieden.
Denn ſo ſind die vorhin (§. cit.) ange-
fuͤhrten und durchaus poſitiven Moͤglichkeiten ſelbſt,
und folglich auch ihre Begriffe, weil dieſe jene vor-
ſtellen, und daher denſelben genau entſprechen muͤſſen.

§. 123.

Wir muͤſſen hier anmerken, daß wir zwiſchen Be-
griffen von Dingen und zwiſchen Begriffen von Be-
griffen
einen Unterſchied machen. Hier iſt eigent-
lich von den erſtern die Rede, weil die andern ſchlecht-
hin ideal und logiſch ſind, und auf die Vergleichung
der erſtern gehen. Dergleichen ſind z. E. die Be-
griffe der Gattung, Art, Weſen, Eigenſchaft ꝛc.
und uͤberhaupt bald alle abſtracte Begriffe, die man
bisher in der Ontologie faſt allein vortrug. Wir
werden ſie ebenfalls mitnehmen, (§. 75.). Es muß
aber vorerſt zu dem Beweiſe ihrer Entſtehungsart
(§. 24.), und ihrer Allgemeinheit (§. 38.), der Weg
werden gebahnet werden. Und hiezu wird der erſt

erwie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0124" n="88"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck. Er&#x017F;te Grund&#x017F;a&#x0364;tze</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 122.</head><lb/>
            <p>Da wir bey der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der Dinge oh-<lb/>
nehin &#x017F;chon gewo&#x0364;hnet &#x017F;ind, die Begriffe ihrer Theile<lb/>
ebenfalls <hi rendition="#fr">zu&#x017F;ammen zu &#x017F;etzen,</hi> und den Eindruck<lb/>
und die Vor&#x017F;tellung des Ganzen, als <hi rendition="#fr">zu&#x017F;ammenge-<lb/>
&#x017F;etzt</hi> anzu&#x017F;ehen (§. 81.), &#x017F;o ent&#x017F;tehen hier eben &#x017F;o<lb/>
viele und &#x017F;o mannichfaltige zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Begrif-<lb/>
fe, als mit dem Soliden Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzungen und<lb/>
Vera&#x0364;nderungen vorgenommen werden ko&#x0364;nnen, und<lb/>
&#x017F;o viel dabey zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e ent&#x017F;tehen,<lb/>
(§. 115-117.). Das will nun &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">So viel man<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Begriffe gedenken will, la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ich noch mehrere gedenken, und &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
den Graden und der Art nach &#x017F;tuffenwei&#x017F;e<lb/>
von 0 bis &#x017F;o viel man will, von einander ver-<lb/>
&#x017F;chieden.</hi> Denn &#x017F;o &#x017F;ind die vorhin (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>) ange-<lb/>
fu&#x0364;hrten und durchaus po&#x017F;itiven Mo&#x0364;glichkeiten &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
und folglich auch ihre Begriffe, weil die&#x017F;e jene vor-<lb/>
&#x017F;tellen, und daher den&#x017F;elben genau ent&#x017F;prechen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 123.</head><lb/>
            <p>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hier anmerken, daß wir zwi&#x017F;chen Be-<lb/>
griffen von <hi rendition="#fr">Dingen</hi> und zwi&#x017F;chen Begriffen von <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
griffen</hi> einen Unter&#x017F;chied machen. Hier i&#x017F;t eigent-<lb/>
lich von den er&#x017F;tern die Rede, weil die andern &#x017F;chlecht-<lb/>
hin ideal und logi&#x017F;ch &#x017F;ind, und auf die Vergleichung<lb/>
der er&#x017F;tern gehen. Dergleichen &#x017F;ind z. E. die Be-<lb/>
griffe der Gattung, Art, We&#x017F;en, Eigen&#x017F;chaft &#xA75B;c.<lb/>
und u&#x0364;berhaupt bald alle <hi rendition="#fr">ab&#x017F;tracte</hi> Begriffe, die man<lb/>
bisher in der Ontologie fa&#x017F;t allein vortrug. Wir<lb/>
werden &#x017F;ie ebenfalls mitnehmen, (§. 75.). Es muß<lb/>
aber vorer&#x017F;t zu dem Bewei&#x017F;e ihrer Ent&#x017F;tehungsart<lb/>
(§. 24.), und ihrer Allgemeinheit (§. 38.), der Weg<lb/>
werden gebahnet werden. Und hiezu wird der er&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">erwie-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0124] III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze §. 122. Da wir bey der Zuſammenſetzung der Dinge oh- nehin ſchon gewoͤhnet ſind, die Begriffe ihrer Theile ebenfalls zuſammen zu ſetzen, und den Eindruck und die Vorſtellung des Ganzen, als zuſammenge- ſetzt anzuſehen (§. 81.), ſo entſtehen hier eben ſo viele und ſo mannichfaltige zuſammengeſetzte Begrif- fe, als mit dem Soliden Zuſammenſetzungen und Veraͤnderungen vorgenommen werden koͤnnen, und ſo viel dabey zuſammengeſetzte Verhaͤltniſſe entſtehen, (§. 115-117.). Das will nun ſagen: So viel man zuſammengeſetzte Begriffe gedenken will, laſ- ſen ſich noch mehrere gedenken, und ſie ſind den Graden und der Art nach ſtuffenweiſe von 0 bis ſo viel man will, von einander ver- ſchieden. Denn ſo ſind die vorhin (§. cit.) ange- fuͤhrten und durchaus poſitiven Moͤglichkeiten ſelbſt, und folglich auch ihre Begriffe, weil dieſe jene vor- ſtellen, und daher denſelben genau entſprechen muͤſſen. §. 123. Wir muͤſſen hier anmerken, daß wir zwiſchen Be- griffen von Dingen und zwiſchen Begriffen von Be- griffen einen Unterſchied machen. Hier iſt eigent- lich von den erſtern die Rede, weil die andern ſchlecht- hin ideal und logiſch ſind, und auf die Vergleichung der erſtern gehen. Dergleichen ſind z. E. die Be- griffe der Gattung, Art, Weſen, Eigenſchaft ꝛc. und uͤberhaupt bald alle abſtracte Begriffe, die man bisher in der Ontologie faſt allein vortrug. Wir werden ſie ebenfalls mitnehmen, (§. 75.). Es muß aber vorerſt zu dem Beweiſe ihrer Entſtehungsart (§. 24.), und ihrer Allgemeinheit (§. 38.), der Weg werden gebahnet werden. Und hiezu wird der erſt erwie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/124
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/124>, abgerufen am 23.11.2024.