Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.IV. Hauptstück. Grundsätze fange der Bedeutung, welche erst in besondern Fäl-len aus dem Verstande der Redensarten bestimmet werden muß, und darinn individualere und genauere Bestimmungen erhält. Sie taugen daher über- haupt auch besser zu Prädicaten, als zu Sub- jecten. Denn wo sie in einzeln Fällen als Prädi- cate, besonders bejahender Sätze, gebraucht werden, da giebt der Begriff des Subjectes die nähern Be- stimmungen ihrer Bedeutung an, weil diese sich in solchen Sätzen just so weit erstrecket, als es der Be- griff des Subjectes jedesmal erfordert. Nimmt man sie hingegen als Subjecte an, so wird immer der Begriff Ding mit verstanden, welcher gleichsam eine metaphysische Einheit ist, womit sich alles multipliciren läßt. Bey solchen Subjecten liegt aber kein determinirter klarer Begriff zum Grunde, da- ferne nicht die Einbildungskraft Beyspielsweise einen individualen Begriff dargiebt, wie es denn gemeinig- lich geschieht, (§. 33. Dianoiol. §. 566. Phänomenol. §. 123.). Solche individuale Beyspiele und Bilder sollten aber wegbleiben, wenn wir den abstracten Be- griff rein denken wollen, und da habe ich an an- gezogenem Orte der Phänomenologie bereits ange- merket, daß wir uns sodann schlechthin nur die Worte vorstellen, und zwar mit dem Be- wußtseyn, daß sie etwas Wahres und Allge- meines ausdrücken oder anzeigen, welches sich auf jede durch die Worte vorgestellte Fälle anwenden lasse. Und auf diese Art ist unsere ab- stracte Erkänntniß, dafern sie anders rein ist, schlecht- hin symbolisch, (§. 9.). Bey den abstracten Ver- hältnißbegriffen, dergleichen die in gegenwärtigem Hauptstücke betrachtete sind, ist dieses auf eine emi- nonte Art wahr, weil Verhältnißbegriffe auch in
IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze fange der Bedeutung, welche erſt in beſondern Faͤl-len aus dem Verſtande der Redensarten beſtimmet werden muß, und darinn individualere und genauere Beſtimmungen erhaͤlt. Sie taugen daher uͤber- haupt auch beſſer zu Praͤdicaten, als zu Sub- jecten. Denn wo ſie in einzeln Faͤllen als Praͤdi- cate, beſonders bejahender Saͤtze, gebraucht werden, da giebt der Begriff des Subjectes die naͤhern Be- ſtimmungen ihrer Bedeutung an, weil dieſe ſich in ſolchen Saͤtzen juſt ſo weit erſtrecket, als es der Be- griff des Subjectes jedesmal erfordert. Nimmt man ſie hingegen als Subjecte an, ſo wird immer der Begriff Ding mit verſtanden, welcher gleichſam eine metaphyſiſche Einheit iſt, womit ſich alles multipliciren laͤßt. Bey ſolchen Subjecten liegt aber kein determinirter klarer Begriff zum Grunde, da- ferne nicht die Einbildungskraft Beyſpielsweiſe einen individualen Begriff dargiebt, wie es denn gemeinig- lich geſchieht, (§. 33. Dianoiol. §. 566. Phaͤnomenol. §. 123.). Solche individuale Beyſpiele und Bilder ſollten aber wegbleiben, wenn wir den abſtracten Be- griff rein denken wollen, und da habe ich an an- gezogenem Orte der Phaͤnomenologie bereits ange- merket, daß wir uns ſodann ſchlechthin nur die Worte vorſtellen, und zwar mit dem Be- wußtſeyn, daß ſie etwas Wahres und Allge- meines ausdruͤcken oder anzeigen, welches ſich auf jede durch die Worte vorgeſtellte Faͤlle anwenden laſſe. Und auf dieſe Art iſt unſere ab- ſtracte Erkaͤnntniß, dafern ſie anders rein iſt, ſchlecht- hin ſymboliſch, (§. 9.). Bey den abſtracten Ver- haͤltnißbegriffen, dergleichen die in gegenwaͤrtigem Hauptſtuͤcke betrachtete ſind, iſt dieſes auf eine emi- nonte Art wahr, weil Verhaͤltnißbegriffe auch in
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IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze
fange der Bedeutung, welche erſt in beſondern Faͤl-
len aus dem Verſtande der Redensarten beſtimmet
werden muß, und darinn individualere und genauere
Beſtimmungen erhaͤlt. Sie taugen daher uͤber-
haupt auch beſſer zu Praͤdicaten, als zu Sub-
jecten. Denn wo ſie in einzeln Faͤllen als Praͤdi-
cate, beſonders bejahender Saͤtze, gebraucht werden,
da giebt der Begriff des Subjectes die naͤhern Be-
ſtimmungen ihrer Bedeutung an, weil dieſe ſich in
ſolchen Saͤtzen juſt ſo weit erſtrecket, als es der Be-
griff des Subjectes jedesmal erfordert. Nimmt
man ſie hingegen als Subjecte an, ſo wird immer
der Begriff Ding mit verſtanden, welcher gleichſam
eine metaphyſiſche Einheit iſt, womit ſich alles
multipliciren laͤßt. Bey ſolchen Subjecten liegt aber
kein determinirter klarer Begriff zum Grunde, da-
ferne nicht die Einbildungskraft Beyſpielsweiſe einen
individualen Begriff dargiebt, wie es denn gemeinig-
lich geſchieht, (§. 33. Dianoiol. §. 566. Phaͤnomenol.
§. 123.). Solche individuale Beyſpiele und Bilder
ſollten aber wegbleiben, wenn wir den abſtracten Be-
griff rein denken wollen, und da habe ich an an-
gezogenem Orte der Phaͤnomenologie bereits ange-
merket, daß wir uns ſodann ſchlechthin nur
die Worte vorſtellen, und zwar mit dem Be-
wußtſeyn, daß ſie etwas Wahres und Allge-
meines ausdruͤcken oder anzeigen, welches ſich
auf jede durch die Worte vorgeſtellte Faͤlle
anwenden laſſe. Und auf dieſe Art iſt unſere ab-
ſtracte Erkaͤnntniß, dafern ſie anders rein iſt, ſchlecht-
hin ſymboliſch, (§. 9.). Bey den abſtracten Ver-
haͤltnißbegriffen, dergleichen die in gegenwaͤrtigem
Hauptſtuͤcke betrachtete ſind, iſt dieſes auf eine emi-
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