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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Vorrede.
genstande hat, nicht nur vorschlagen, sondern,
wenn er die Mathesin mit neuen Theilen berei-
chern will, anrathen. Er wird das, was er in
andern Metaphysiken von der Größe gesaget
findet, kaum mehr erkennen, wiewohl ich es im
geringsten nicht durchaus verwerfe. Jn dem
dritten Theile habe ich mir immer angelegen seyn
lassen, die Kraft zu Denken, zu Wollen und
zu Thun oder zu Wirken, jede besonders zu
nehmen, um was ich darüber sage, der wirkli-
chen Anwendung
näher zu rücken, und eben
dadurch auch die Grundlehre von Seiten ihrer
Brauchbarkeit zu zeigen. Bey den physischen
Kräften mache ich jedesmal den Anfang, und
such das Tertium comparationis auf, um
sodann aus der Körperwelt desto sicherer und
mit desto mehrerer Klarheit in die Geisterwelt
hinüber gehen zu können. Diese Vorerinnerung
machet es begreiflich, wie ich den Weg finde, die
Ontologie mit der Moral und Staatslehre
in eine sehr unmittelbare Verbindung zu bringen.
Eben so wird auch daraus begreiflich, wie ich im
17ten Hauptstücke, wo das Zusammensetzen
untersuchet wird, diese Lehre nicht bloß den ein-
fachen Dingen
zugefallen vortrage, wie es in
den Metaphysiken gewöhnlich geschieht, sondern
mich bey den Gesetzen zusammengesetzter Dinge
umständlicher aufhalte, und diese Gesetze nicht
bloß auf die Körper, sondern auch zugleich auf
die zusammengesetzten Dinge der Jntelle-

ctual-

Vorrede.
genſtande hat, nicht nur vorſchlagen, ſondern,
wenn er die Matheſin mit neuen Theilen berei-
chern will, anrathen. Er wird das, was er in
andern Metaphyſiken von der Groͤße geſaget
findet, kaum mehr erkennen, wiewohl ich es im
geringſten nicht durchaus verwerfe. Jn dem
dritten Theile habe ich mir immer angelegen ſeyn
laſſen, die Kraft zu Denken, zu Wollen und
zu Thun oder zu Wirken, jede beſonders zu
nehmen, um was ich daruͤber ſage, der wirkli-
chen Anwendung
naͤher zu ruͤcken, und eben
dadurch auch die Grundlehre von Seiten ihrer
Brauchbarkeit zu zeigen. Bey den phyſiſchen
Kraͤften mache ich jedesmal den Anfang, und
ſuch das Tertium comparationis auf, um
ſodann aus der Koͤrperwelt deſto ſicherer und
mit deſto mehrerer Klarheit in die Geiſterwelt
hinuͤber gehen zu koͤnnen. Dieſe Vorerinnerung
machet es begreiflich, wie ich den Weg finde, die
Ontologie mit der Moral und Staatslehre
in eine ſehr unmittelbare Verbindung zu bringen.
Eben ſo wird auch daraus begreiflich, wie ich im
17ten Hauptſtuͤcke, wo das Zuſammenſetzen
unterſuchet wird, dieſe Lehre nicht bloß den ein-
fachen Dingen
zugefallen vortrage, wie es in
den Metaphyſiken gewoͤhnlich geſchieht, ſondern
mich bey den Geſetzen zuſammengeſetzter Dinge
umſtaͤndlicher aufhalte, und dieſe Geſetze nicht
bloß auf die Koͤrper, ſondern auch zugleich auf
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ctual-
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[XI/0015] Vorrede. genſtande hat, nicht nur vorſchlagen, ſondern, wenn er die Matheſin mit neuen Theilen berei- chern will, anrathen. Er wird das, was er in andern Metaphyſiken von der Groͤße geſaget findet, kaum mehr erkennen, wiewohl ich es im geringſten nicht durchaus verwerfe. Jn dem dritten Theile habe ich mir immer angelegen ſeyn laſſen, die Kraft zu Denken, zu Wollen und zu Thun oder zu Wirken, jede beſonders zu nehmen, um was ich daruͤber ſage, der wirkli- chen Anwendung naͤher zu ruͤcken, und eben dadurch auch die Grundlehre von Seiten ihrer Brauchbarkeit zu zeigen. Bey den phyſiſchen Kraͤften mache ich jedesmal den Anfang, und ſuch das Tertium comparationis auf, um ſodann aus der Koͤrperwelt deſto ſicherer und mit deſto mehrerer Klarheit in die Geiſterwelt hinuͤber gehen zu koͤnnen. Dieſe Vorerinnerung machet es begreiflich, wie ich den Weg finde, die Ontologie mit der Moral und Staatslehre in eine ſehr unmittelbare Verbindung zu bringen. Eben ſo wird auch daraus begreiflich, wie ich im 17ten Hauptſtuͤcke, wo das Zuſammenſetzen unterſuchet wird, dieſe Lehre nicht bloß den ein- fachen Dingen zugefallen vortrage, wie es in den Metaphyſiken gewoͤhnlich geſchieht, ſondern mich bey den Geſetzen zuſammengeſetzter Dinge umſtaͤndlicher aufhalte, und dieſe Geſetze nicht bloß auf die Koͤrper, ſondern auch zugleich auf die zuſammengeſetzten Dinge der Jntelle- ctual-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/15>, abgerufen am 23.11.2024.