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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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V. Hauptstück.
höhern Gattungen. Hat es außer diesen Merk-
malen keine andere mehr, so ist es selbst eine der
höhern Gattungen. Hat es aber noch andere
Merkmale, so gehöret es in eine andere Ablei-
tungslinie
von einer der höhern Gattungen,
oder ist mit der fürgegebenen Art oder Gattung
mehr oder minder verwandt.
30°. Was nicht unter eine fürgegebene Gattung
gehöret, das gehöret auch unter keine von ihren
Arten. Und hinwiederum, was nicht unter eine
der Arten einer fürgegebenen Gattung gehöret,
das gehöret auch unter die Gattung selbst nicht.
§. 179.

Diese Sätze zeigen nun auf eine umständlichere
Art an, wie die Abtheilung der Dinge und der zu-
sammen gesetzten Begriffe in Arten und Gattungen
aussehen sollte, und wie sie sodann zu gebrauchen
wäre. Wir haben allerdings noch lange kein voll-
ständiges System jeder Arten und Gattungen. So
unvollständig wir es aber noch dermalen haben, so
lassen sich dennoch die meisten von diesen Sätzen dabey
anwenden, den ein und zwanzigsten und den fünf und
zwanzigsten allein ausgenommen, als welche nur da
sicher anwendbar sind, wo die Eintheilung nach aller
Schärfe richtig und genau getroffen worden. Diese
beyden Sätze sind aber gerade diejenigen, die sich
am vortheilhaftesten gebrauchen ließen, wie es aus
dem im fünften Hauptstücke der Phänomenologie
(§. 176. seqq.) angeführten Beyspiele erhellet. Denn
beyde geben ein Mittel an, vom Theile auf das Ganze
zu schließen, und solche Mittel sind an sich allemal ein
Vorzug der wissenschaftlichen Erkenntniß, (§. 15.).

§. 180.
V. Hauptſtuͤck.
hoͤhern Gattungen. Hat es außer dieſen Merk-
malen keine andere mehr, ſo iſt es ſelbſt eine der
hoͤhern Gattungen. Hat es aber noch andere
Merkmale, ſo gehoͤret es in eine andere Ablei-
tungslinie
von einer der hoͤhern Gattungen,
oder iſt mit der fuͤrgegebenen Art oder Gattung
mehr oder minder verwandt.
30°. Was nicht unter eine fuͤrgegebene Gattung
gehoͤret, das gehoͤret auch unter keine von ihren
Arten. Und hinwiederum, was nicht unter eine
der Arten einer fuͤrgegebenen Gattung gehoͤret,
das gehoͤret auch unter die Gattung ſelbſt nicht.
§. 179.

Dieſe Saͤtze zeigen nun auf eine umſtaͤndlichere
Art an, wie die Abtheilung der Dinge und der zu-
ſammen geſetzten Begriffe in Arten und Gattungen
ausſehen ſollte, und wie ſie ſodann zu gebrauchen
waͤre. Wir haben allerdings noch lange kein voll-
ſtaͤndiges Syſtem jeder Arten und Gattungen. So
unvollſtaͤndig wir es aber noch dermalen haben, ſo
laſſen ſich dennoch die meiſten von dieſen Saͤtzen dabey
anwenden, den ein und zwanzigſten und den fuͤnf und
zwanzigſten allein ausgenommen, als welche nur da
ſicher anwendbar ſind, wo die Eintheilung nach aller
Schaͤrfe richtig und genau getroffen worden. Dieſe
beyden Saͤtze ſind aber gerade diejenigen, die ſich
am vortheilhafteſten gebrauchen ließen, wie es aus
dem im fuͤnften Hauptſtuͤcke der Phaͤnomenologie
(§. 176. ſeqq.) angefuͤhrten Beyſpiele erhellet. Denn
beyde geben ein Mittel an, vom Theile auf das Ganze
zu ſchließen, und ſolche Mittel ſind an ſich allemal ein
Vorzug der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß, (§. 15.).

§. 180.
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[142/0178] V. Hauptſtuͤck. hoͤhern Gattungen. Hat es außer dieſen Merk- malen keine andere mehr, ſo iſt es ſelbſt eine der hoͤhern Gattungen. Hat es aber noch andere Merkmale, ſo gehoͤret es in eine andere Ablei- tungslinie von einer der hoͤhern Gattungen, oder iſt mit der fuͤrgegebenen Art oder Gattung mehr oder minder verwandt. 30°. Was nicht unter eine fuͤrgegebene Gattung gehoͤret, das gehoͤret auch unter keine von ihren Arten. Und hinwiederum, was nicht unter eine der Arten einer fuͤrgegebenen Gattung gehoͤret, das gehoͤret auch unter die Gattung ſelbſt nicht. §. 179. Dieſe Saͤtze zeigen nun auf eine umſtaͤndlichere Art an, wie die Abtheilung der Dinge und der zu- ſammen geſetzten Begriffe in Arten und Gattungen ausſehen ſollte, und wie ſie ſodann zu gebrauchen waͤre. Wir haben allerdings noch lange kein voll- ſtaͤndiges Syſtem jeder Arten und Gattungen. So unvollſtaͤndig wir es aber noch dermalen haben, ſo laſſen ſich dennoch die meiſten von dieſen Saͤtzen dabey anwenden, den ein und zwanzigſten und den fuͤnf und zwanzigſten allein ausgenommen, als welche nur da ſicher anwendbar ſind, wo die Eintheilung nach aller Schaͤrfe richtig und genau getroffen worden. Dieſe beyden Saͤtze ſind aber gerade diejenigen, die ſich am vortheilhafteſten gebrauchen ließen, wie es aus dem im fuͤnften Hauptſtuͤcke der Phaͤnomenologie (§. 176. ſeqq.) angefuͤhrten Beyſpiele erhellet. Denn beyde geben ein Mittel an, vom Theile auf das Ganze zu ſchließen, und ſolche Mittel ſind an ſich allemal ein Vorzug der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß, (§. 15.). §. 180.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/178>, abgerufen am 24.11.2024.