merket, daß wir sie aus diesem Grunde selten sicher gebrauchen können, (§. 179.).
§. 184.
Sodann nehmen wir bey der Eintheilung einer Gattung in ihre Arten einen dem vorhin (§. 178.) beschriebenen Abstrahiren ganz entgegengesetzten Weg. Denn um aus den Arten die Gattung zu finden, lassen wir die eigene Merkmale, Bestimmungen und Verhältnisse der Arten ganz weg, damit nur die ge- meinsamen bleiben. Hingegen, wenn aus der Gat- tung die Arten gefunden werden sollen; so müssen wir alle diese Merkmale, Bestimmungen und Ver- hältnisse wiederum zusetzen. Dieses thun wir nun gemeiniglich nur stückweise, und eben daher entstehen auch unsere Eintheilungen in einzeln Absichten. Wir nehmen einen Theil oder ein Merkmal des Begrif- fes besonders heraus, und sehen wie vielerley Be- stimmungen es leidet, so daß wenn dieses Merkmal die eine von diesen Bestimmungen hat, es nicht zu- gleich die andere haben könne. Jst dieses gesche- hen, so sehen wir den ganzen Begriff als eingetheilet an, und machen so viele Arten, als wir Bestimmun- gen des Merkmales gefunden. Dieses Verfahren scheint nun sehr ordentlich zu seyn. Die Gewohn- heit, die Einrichtung der Sprache und etwann auch das Bewußtseyn einiger Fälle, wo es mag angehen, helfen sämmtlich, die dabey vorkommenden Unvoll- ständigkeiten, Lücken, Verwirrungen und Fehler zu bedecken, und machen zugleich, daß sich der Begriff von wesentlichen Eintheilungen schwerer entwickeln läßt. Wir werden demnach sehen, wie ferne sich in dieser Sache Licht und Ordnung finden lasse. Die Aufgabe ist zwar, wie verschiedene bisherige Be-
trach-
V. Hauptſtuͤck.
merket, daß wir ſie aus dieſem Grunde ſelten ſicher gebrauchen koͤnnen, (§. 179.).
§. 184.
Sodann nehmen wir bey der Eintheilung einer Gattung in ihre Arten einen dem vorhin (§. 178.) beſchriebenen Abſtrahiren ganz entgegengeſetzten Weg. Denn um aus den Arten die Gattung zu finden, laſſen wir die eigene Merkmale, Beſtimmungen und Verhaͤltniſſe der Arten ganz weg, damit nur die ge- meinſamen bleiben. Hingegen, wenn aus der Gat- tung die Arten gefunden werden ſollen; ſo muͤſſen wir alle dieſe Merkmale, Beſtimmungen und Ver- haͤltniſſe wiederum zuſetzen. Dieſes thun wir nun gemeiniglich nur ſtuͤckweiſe, und eben daher entſtehen auch unſere Eintheilungen in einzeln Abſichten. Wir nehmen einen Theil oder ein Merkmal des Begrif- fes beſonders heraus, und ſehen wie vielerley Be- ſtimmungen es leidet, ſo daß wenn dieſes Merkmal die eine von dieſen Beſtimmungen hat, es nicht zu- gleich die andere haben koͤnne. Jſt dieſes geſche- hen, ſo ſehen wir den ganzen Begriff als eingetheilet an, und machen ſo viele Arten, als wir Beſtimmun- gen des Merkmales gefunden. Dieſes Verfahren ſcheint nun ſehr ordentlich zu ſeyn. Die Gewohn- heit, die Einrichtung der Sprache und etwann auch das Bewußtſeyn einiger Faͤlle, wo es mag angehen, helfen ſaͤmmtlich, die dabey vorkommenden Unvoll- ſtaͤndigkeiten, Luͤcken, Verwirrungen und Fehler zu bedecken, und machen zugleich, daß ſich der Begriff von weſentlichen Eintheilungen ſchwerer entwickeln laͤßt. Wir werden demnach ſehen, wie ferne ſich in dieſer Sache Licht und Ordnung finden laſſe. Die Aufgabe iſt zwar, wie verſchiedene bisherige Be-
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V. Hauptſtuͤck.
merket, daß wir ſie aus dieſem Grunde ſelten ſicher
gebrauchen koͤnnen, (§. 179.).
§. 184.
Sodann nehmen wir bey der Eintheilung einer
Gattung in ihre Arten einen dem vorhin (§. 178.)
beſchriebenen Abſtrahiren ganz entgegengeſetzten Weg.
Denn um aus den Arten die Gattung zu finden,
laſſen wir die eigene Merkmale, Beſtimmungen und
Verhaͤltniſſe der Arten ganz weg, damit nur die ge-
meinſamen bleiben. Hingegen, wenn aus der Gat-
tung die Arten gefunden werden ſollen; ſo muͤſſen
wir alle dieſe Merkmale, Beſtimmungen und Ver-
haͤltniſſe wiederum zuſetzen. Dieſes thun wir nun
gemeiniglich nur ſtuͤckweiſe, und eben daher entſtehen
auch unſere Eintheilungen in einzeln Abſichten. Wir
nehmen einen Theil oder ein Merkmal des Begrif-
fes beſonders heraus, und ſehen wie vielerley Be-
ſtimmungen es leidet, ſo daß wenn dieſes Merkmal
die eine von dieſen Beſtimmungen hat, es nicht zu-
gleich die andere haben koͤnne. Jſt dieſes geſche-
hen, ſo ſehen wir den ganzen Begriff als eingetheilet
an, und machen ſo viele Arten, als wir Beſtimmun-
gen des Merkmales gefunden. Dieſes Verfahren
ſcheint nun ſehr ordentlich zu ſeyn. Die Gewohn-
heit, die Einrichtung der Sprache und etwann auch
das Bewußtſeyn einiger Faͤlle, wo es mag angehen,
helfen ſaͤmmtlich, die dabey vorkommenden Unvoll-
ſtaͤndigkeiten, Luͤcken, Verwirrungen und Fehler zu
bedecken, und machen zugleich, daß ſich der Begriff
von weſentlichen Eintheilungen ſchwerer entwickeln
laͤßt. Wir werden demnach ſehen, wie ferne ſich in
dieſer Sache Licht und Ordnung finden laſſe. Die
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/182>, abgerufen am 24.11.2024.
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