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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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VI. Hauptstück.
Gattungen zu vertheilen, (§. 177. seqq.). Wir haben
dabey angemerket, daß man bey den Indiuiduis an-
fängt, die ähnlichsten besonders zusammennimmt, und
dadurch solche Classen herausbringt, die die untersten
Arten ausmachen: ferner, wie man vermittelst der
Aehnlichkeiten dieser Arten die nächst höhern Gattun-
gen, und aus diesen die stufenweise höhern findet etc.
Die über dieses Verfahren besonders in Absicht auf die
wesentliche Vertheilung von den Indiuiduis gemachten
Anmerkungen werden wir hier nicht wiederholen: son-
dern nur anmerken, daß dabey gleichsam still-
schweigend angenommen wird, als wenn die

Indiuidua sämmtlich unveränderlich wären, und
ein für allemal blieben, was sie sind.
Dieses
findet nun einmal in der Natur nicht statt, und ist
auch, in Absicht auf die bloße Möglichkeit betrachtet,
nicht absolut nothwendig, weil die oben angeführten
Postulata zu so vielen und vielerley Veränderungen
Möglichkeiten angeben, als man nur immer will,
(§. 120. seqq.). Die erst angestellten Betrachtungen
machen nun ferner begreiflich, daß die Verände-
rung eines
Indiuidui so weit gehen könne, daß
es in der in vorgehendem Hauptstücke angege-
benen Geschlechtstafel aus einer Classe in die
andere gleichsam versetzet werden müsse; daß
aber auch nicht jede Veränderung sich in ihren
Folgen so weit erstrecke, und ein
Indiuiduum
vieler Veränderungen unerachtet, nicht nur
von gleicher Art bleiben, sondern als eben das-
selbe angesehen werden, und daher auch aller-
dings seinen Namen behalten könne.
Man sieht
leicht, daß diese Betrachtung andere nach sich zieht,
die zwar von den in vorhergehendem Hauptstücke
gemachten ganz verschieden, aber dessen unerachtet

damit

VI. Hauptſtuͤck.
Gattungen zu vertheilen, (§. 177. ſeqq.). Wir haben
dabey angemerket, daß man bey den Indiuiduis an-
faͤngt, die aͤhnlichſten beſonders zuſammennimmt, und
dadurch ſolche Claſſen herausbringt, die die unterſten
Arten ausmachen: ferner, wie man vermittelſt der
Aehnlichkeiten dieſer Arten die naͤchſt hoͤhern Gattun-
gen, und aus dieſen die ſtufenweiſe hoͤhern findet ꝛc.
Die uͤber dieſes Verfahren beſonders in Abſicht auf die
weſentliche Vertheilung von den Indiuiduis gemachten
Anmerkungen werden wir hier nicht wiederholen: ſon-
dern nur anmerken, daß dabey gleichſam ſtill-
ſchweigend angenommen wird, als wenn die

Indiuidua ſaͤmmtlich unveraͤnderlich waͤren, und
ein fuͤr allemal blieben, was ſie ſind.
Dieſes
findet nun einmal in der Natur nicht ſtatt, und iſt
auch, in Abſicht auf die bloße Moͤglichkeit betrachtet,
nicht abſolut nothwendig, weil die oben angefuͤhrten
Poſtulata zu ſo vielen und vielerley Veraͤnderungen
Moͤglichkeiten angeben, als man nur immer will,
(§. 120. ſeqq.). Die erſt angeſtellten Betrachtungen
machen nun ferner begreiflich, daß die Veraͤnde-
rung eines
Indiuidui ſo weit gehen koͤnne, daß
es in der in vorgehendem Hauptſtuͤcke angege-
benen Geſchlechtstafel aus einer Claſſe in die
andere gleichſam verſetzet werden muͤſſe; daß
aber auch nicht jede Veraͤnderung ſich in ihren
Folgen ſo weit erſtrecke, und ein
Indiuiduum
vieler Veraͤnderungen unerachtet, nicht nur
von gleicher Art bleiben, ſondern als eben daſ-
ſelbe angeſehen werden, und daher auch aller-
dings ſeinen Namen behalten koͤnne.
Man ſieht
leicht, daß dieſe Betrachtung andere nach ſich zieht,
die zwar von den in vorhergehendem Hauptſtuͤcke
gemachten ganz verſchieden, aber deſſen unerachtet

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[170/0206] VI. Hauptſtuͤck. Gattungen zu vertheilen, (§. 177. ſeqq.). Wir haben dabey angemerket, daß man bey den Indiuiduis an- faͤngt, die aͤhnlichſten beſonders zuſammennimmt, und dadurch ſolche Claſſen herausbringt, die die unterſten Arten ausmachen: ferner, wie man vermittelſt der Aehnlichkeiten dieſer Arten die naͤchſt hoͤhern Gattun- gen, und aus dieſen die ſtufenweiſe hoͤhern findet ꝛc. Die uͤber dieſes Verfahren beſonders in Abſicht auf die weſentliche Vertheilung von den Indiuiduis gemachten Anmerkungen werden wir hier nicht wiederholen: ſon- dern nur anmerken, daß dabey gleichſam ſtill- ſchweigend angenommen wird, als wenn die Indiuidua ſaͤmmtlich unveraͤnderlich waͤren, und ein fuͤr allemal blieben, was ſie ſind. Dieſes findet nun einmal in der Natur nicht ſtatt, und iſt auch, in Abſicht auf die bloße Moͤglichkeit betrachtet, nicht abſolut nothwendig, weil die oben angefuͤhrten Poſtulata zu ſo vielen und vielerley Veraͤnderungen Moͤglichkeiten angeben, als man nur immer will, (§. 120. ſeqq.). Die erſt angeſtellten Betrachtungen machen nun ferner begreiflich, daß die Veraͤnde- rung eines Indiuidui ſo weit gehen koͤnne, daß es in der in vorgehendem Hauptſtuͤcke angege- benen Geſchlechtstafel aus einer Claſſe in die andere gleichſam verſetzet werden muͤſſe; daß aber auch nicht jede Veraͤnderung ſich in ihren Folgen ſo weit erſtrecke, und ein Indiuiduum vieler Veraͤnderungen unerachtet, nicht nur von gleicher Art bleiben, ſondern als eben daſ- ſelbe angeſehen werden, und daher auch aller- dings ſeinen Namen behalten koͤnne. Man ſieht leicht, daß dieſe Betrachtung andere nach ſich zieht, die zwar von den in vorhergehendem Hauptſtuͤcke gemachten ganz verſchieden, aber deſſen unerachtet damit

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/206>, abgerufen am 21.11.2024.