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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Etwas seyn und das Nichts seyn.
nicht B seyn, weil es solche Bestimmungen Nicht - B
hat, die das B schlechthin ausschließen.

§. 258.

Auf diese Art können wir z. E. sagen: Ein
Mensch ist gelehrt,
und dieses ist ganz positiv,
weil die Gelehrsamkeit in der That unter den mensch-
lichen Prädicaten ist. Sagen wir hingegen: Ein
Mensch ist nicht gelehrt,
so ist dieses privativ,
weil er die Gelehrsamkeit, die er als Mensch doch
haben könnte, schlechthin nur nicht hat. Sagen wir:
Ein Stein ist gelehrt, so ist dieses absurd, weil
die Gelehrsamkeit unter den Prädicaten eines Steins
gar nicht vorkömmt, und so fern sie nicht darinn vor-
kommen kann, können wir den Terminum infinitum
nicht - gelehrt mit seiner völligen Categorie von
dem Steine bejahen. Denn dieser Terminus ist
eigentlich ein abgekürzter Ausdruck, den wir statt der
Umschreibung gebrauchen können; ein Stein habe
solche Bestimmungen, bey welchen die Gelehrsamkeit
nicht als Prädicat vorkommen könne. Wir werden
nun aus dem bisher Gesagten einige Folgen ziehen.

§. 259.

Die erste ist, daß die Theorie des Termini in-
finiti
eigentlich nur bey den Indiniduis angebracht
werden könne.
Denn die Begriffe der Arten und
Gattungen, sind dadurch allgemein, weil wir die Be-
stimmungen, die sie in den Indiuiduis haben, schlecht-
hin nur weglassen, oder davon abstrahiren. So z. E.
ist ein Mensch, überhaupt betrachtet, weder gelehrt
noch ungelehrt, weil in dem Begriffe der Gattung
die bloße Möglichkeit, gelehrt zu werden, oder un-
gelehrt zu bleiben, beybehalten wird. Wenn wir

dem-
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Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
nicht B ſeyn, weil es ſolche Beſtimmungen NichtB
hat, die das B ſchlechthin ausſchließen.

§. 258.

Auf dieſe Art koͤnnen wir z. E. ſagen: Ein
Menſch iſt gelehrt,
und dieſes iſt ganz poſitiv,
weil die Gelehrſamkeit in der That unter den menſch-
lichen Praͤdicaten iſt. Sagen wir hingegen: Ein
Menſch iſt nicht gelehrt,
ſo iſt dieſes privativ,
weil er die Gelehrſamkeit, die er als Menſch doch
haben koͤnnte, ſchlechthin nur nicht hat. Sagen wir:
Ein Stein iſt gelehrt, ſo iſt dieſes abſurd, weil
die Gelehrſamkeit unter den Praͤdicaten eines Steins
gar nicht vorkoͤmmt, und ſo fern ſie nicht darinn vor-
kommen kann, koͤnnen wir den Terminum infinitum
nicht ‒ gelehrt mit ſeiner voͤlligen Categorie von
dem Steine bejahen. Denn dieſer Terminus iſt
eigentlich ein abgekuͤrzter Ausdruck, den wir ſtatt der
Umſchreibung gebrauchen koͤnnen; ein Stein habe
ſolche Beſtimmungen, bey welchen die Gelehrſamkeit
nicht als Praͤdicat vorkommen koͤnne. Wir werden
nun aus dem bisher Geſagten einige Folgen ziehen.

§. 259.

Die erſte iſt, daß die Theorie des Termini in-
finiti
eigentlich nur bey den Indiniduis angebracht
werden koͤnne.
Denn die Begriffe der Arten und
Gattungen, ſind dadurch allgemein, weil wir die Be-
ſtimmungen, die ſie in den Indiuiduis haben, ſchlecht-
hin nur weglaſſen, oder davon abſtrahiren. So z. E.
iſt ein Menſch, uͤberhaupt betrachtet, weder gelehrt
noch ungelehrt, weil in dem Begriffe der Gattung
die bloße Moͤglichkeit, gelehrt zu werden, oder un-
gelehrt zu bleiben, beybehalten wird. Wenn wir

dem-
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[231/0267] Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn. nicht B ſeyn, weil es ſolche Beſtimmungen Nicht ‒ B hat, die das B ſchlechthin ausſchließen. §. 258. Auf dieſe Art koͤnnen wir z. E. ſagen: Ein Menſch iſt gelehrt, und dieſes iſt ganz poſitiv, weil die Gelehrſamkeit in der That unter den menſch- lichen Praͤdicaten iſt. Sagen wir hingegen: Ein Menſch iſt nicht gelehrt, ſo iſt dieſes privativ, weil er die Gelehrſamkeit, die er als Menſch doch haben koͤnnte, ſchlechthin nur nicht hat. Sagen wir: Ein Stein iſt gelehrt, ſo iſt dieſes abſurd, weil die Gelehrſamkeit unter den Praͤdicaten eines Steins gar nicht vorkoͤmmt, und ſo fern ſie nicht darinn vor- kommen kann, koͤnnen wir den Terminum infinitum nicht ‒ gelehrt mit ſeiner voͤlligen Categorie von dem Steine bejahen. Denn dieſer Terminus iſt eigentlich ein abgekuͤrzter Ausdruck, den wir ſtatt der Umſchreibung gebrauchen koͤnnen; ein Stein habe ſolche Beſtimmungen, bey welchen die Gelehrſamkeit nicht als Praͤdicat vorkommen koͤnne. Wir werden nun aus dem bisher Geſagten einige Folgen ziehen. §. 259. Die erſte iſt, daß die Theorie des Termini in- finiti eigentlich nur bey den Indiniduis angebracht werden koͤnne. Denn die Begriffe der Arten und Gattungen, ſind dadurch allgemein, weil wir die Be- ſtimmungen, die ſie in den Indiuiduis haben, ſchlecht- hin nur weglaſſen, oder davon abſtrahiren. So z. E. iſt ein Menſch, uͤberhaupt betrachtet, weder gelehrt noch ungelehrt, weil in dem Begriffe der Gattung die bloße Moͤglichkeit, gelehrt zu werden, oder un- gelehrt zu bleiben, beybehalten wird. Wenn wir dem- P 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/267>, abgerufen am 22.11.2024.