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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Der Zusammenhang.
Weltbau, als ein Ganzes betrachtet, muß an sich
schon, wenn er soll existiren und im Beharrungs-
stande bleiben können, in seiner innern metaphysi-
schen Güte, Ordnung, Zusammenhang und Voll-
kommenheit ein Maximum haben, (350. 358. 368.
427.). Und eben so wird er auch dem göttlichen
Willen, der auf das Beste geht, gemäß angenom-
men. Die Güte und Vollkommenheit in dem Ein-
fachen ist die Realität, und diese ist zugleich die erste
Anlage zu jeden Vollkommenheiten im Zusammen-
gesetzten, (§. 358.). So weit nun in dem Weltbaue
die göttlichen Vollkommenheiten thätig wirken, ist
die Wirkung Realität und Vollkommenheit. Dem-
nach ist das metaphysische Uebel, welches bey endli-
chen Dingen schlechthin in dem Mangel fernerer Rea-
lität und Vollkommenheit besteht, nur da, wo die
göttlichen Vollkommenheiten nicht wirken, und sie
wirken da nicht, weil die Summe ihrer Wirkungen
jedesmal complet, und allem Ansehen nach, wegen
der Unveränderlichkeit Gottes, beständig gleich ist.
Dieses ist auf die Frage zu antworten, warum in
jeden endlichen Dingen Unvollkommenheiten oder ein
Mangel mehrerer Vollkommenheiten zurücke bleibt
und nicht gehoben wird. Jn die Berechnung der
Summe dieser Wirkungen, und ob sie jedesmal rich-
tig angebracht ist, wird sich wohl kein Sterblicher
einlassen. Man kann aber überhaupt einsehen, daß
die Erforderniß des Beharrungsstandes in den Thei-
len und im Ganzen, Maxima erfordert, daß diese
Summe für jedes Moment eine Absicht, und die
Summe jeder Momente zugleich die Summe jeder
dieser Absichten sey, und daß sie, ungeachtet sie
niemal complet wird, sondern immer anwächst,
dessen unerachtet mit ähnlichen Summen von je-

den
G 2

Der Zuſammenhang.
Weltbau, als ein Ganzes betrachtet, muß an ſich
ſchon, wenn er ſoll exiſtiren und im Beharrungs-
ſtande bleiben koͤnnen, in ſeiner innern metaphyſi-
ſchen Guͤte, Ordnung, Zuſammenhang und Voll-
kommenheit ein Maximum haben, (350. 358. 368.
427.). Und eben ſo wird er auch dem goͤttlichen
Willen, der auf das Beſte geht, gemaͤß angenom-
men. Die Guͤte und Vollkommenheit in dem Ein-
fachen iſt die Realitaͤt, und dieſe iſt zugleich die erſte
Anlage zu jeden Vollkommenheiten im Zuſammen-
geſetzten, (§. 358.). So weit nun in dem Weltbaue
die goͤttlichen Vollkommenheiten thaͤtig wirken, iſt
die Wirkung Realitaͤt und Vollkommenheit. Dem-
nach iſt das metaphyſiſche Uebel, welches bey endli-
chen Dingen ſchlechthin in dem Mangel fernerer Rea-
litaͤt und Vollkommenheit beſteht, nur da, wo die
goͤttlichen Vollkommenheiten nicht wirken, und ſie
wirken da nicht, weil die Summe ihrer Wirkungen
jedesmal complet, und allem Anſehen nach, wegen
der Unveraͤnderlichkeit Gottes, beſtaͤndig gleich iſt.
Dieſes iſt auf die Frage zu antworten, warum in
jeden endlichen Dingen Unvollkommenheiten oder ein
Mangel mehrerer Vollkommenheiten zuruͤcke bleibt
und nicht gehoben wird. Jn die Berechnung der
Summe dieſer Wirkungen, und ob ſie jedesmal rich-
tig angebracht iſt, wird ſich wohl kein Sterblicher
einlaſſen. Man kann aber uͤberhaupt einſehen, daß
die Erforderniß des Beharrungsſtandes in den Thei-
len und im Ganzen, Maxima erfordert, daß dieſe
Summe fuͤr jedes Moment eine Abſicht, und die
Summe jeder Momente zugleich die Summe jeder
dieſer Abſichten ſey, und daß ſie, ungeachtet ſie
niemal complet wird, ſondern immer anwaͤchſt,
deſſen unerachtet mit aͤhnlichen Summen von je-

den
G 2
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[99/0107] Der Zuſammenhang. Weltbau, als ein Ganzes betrachtet, muß an ſich ſchon, wenn er ſoll exiſtiren und im Beharrungs- ſtande bleiben koͤnnen, in ſeiner innern metaphyſi- ſchen Guͤte, Ordnung, Zuſammenhang und Voll- kommenheit ein Maximum haben, (350. 358. 368. 427.). Und eben ſo wird er auch dem goͤttlichen Willen, der auf das Beſte geht, gemaͤß angenom- men. Die Guͤte und Vollkommenheit in dem Ein- fachen iſt die Realitaͤt, und dieſe iſt zugleich die erſte Anlage zu jeden Vollkommenheiten im Zuſammen- geſetzten, (§. 358.). So weit nun in dem Weltbaue die goͤttlichen Vollkommenheiten thaͤtig wirken, iſt die Wirkung Realitaͤt und Vollkommenheit. Dem- nach iſt das metaphyſiſche Uebel, welches bey endli- chen Dingen ſchlechthin in dem Mangel fernerer Rea- litaͤt und Vollkommenheit beſteht, nur da, wo die goͤttlichen Vollkommenheiten nicht wirken, und ſie wirken da nicht, weil die Summe ihrer Wirkungen jedesmal complet, und allem Anſehen nach, wegen der Unveraͤnderlichkeit Gottes, beſtaͤndig gleich iſt. Dieſes iſt auf die Frage zu antworten, warum in jeden endlichen Dingen Unvollkommenheiten oder ein Mangel mehrerer Vollkommenheiten zuruͤcke bleibt und nicht gehoben wird. Jn die Berechnung der Summe dieſer Wirkungen, und ob ſie jedesmal rich- tig angebracht iſt, wird ſich wohl kein Sterblicher einlaſſen. Man kann aber uͤberhaupt einſehen, daß die Erforderniß des Beharrungsſtandes in den Thei- len und im Ganzen, Maxima erfordert, daß dieſe Summe fuͤr jedes Moment eine Abſicht, und die Summe jeder Momente zugleich die Summe jeder dieſer Abſichten ſey, und daß ſie, ungeachtet ſie niemal complet wird, ſondern immer anwaͤchſt, deſſen unerachtet mit aͤhnlichen Summen von je- den G 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/107>, abgerufen am 23.11.2024.