Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Bestimmen.
bey dem Abstrahiren bald alles weggelassen worden,
und weil die Bedingung, daß ein Ding müsse exi-
stiren können, gewissermaßen als eine Folge nach sich
zog, ein Ding müsse ein Indiuiduum seyn. Jn der
That war auch dieses Verfahren eben nicht so weit
vom Ziele weg. Man hätte nur das, was man ein
allgemeines Ding, Ens vniuersale, nennete (§. 178.
N°. 8.), zu den idealen Erdichtungen und zu dem
symbolischen (§. 163. seqq.) rechnen dörfen, so würde
der Begriff eines Dinges und eines Indiuidui von
gleicher Allgemeinheit gewesen seyn. Jch sage, man
kehrte zu den Indiuiduis zurücke, um von diesen die
Begriffe: Bestimmung, Realität, Aehnlich,
Einerley, Wesen, Affectiones, Eigenschaften,
Modificationen
etc. zu abstrahiren, und daraus
endlich herzuleiten, daß ein jedes Ding eine innere
metaphysische Einheit, Wahrheit und Güte habe.
Man sehe das in dem §. 304. und 350. hierüber an-
gemerkte. Dieses waren nun die drey innern allge-
meinen Eigenschaften oder Prädicate eines Dinges
überhaupt betrachtet, denen noch das quale, quan-
tum, numerabile, possibile, cogitabile, ordinatum,
relationis capax, existentiae capax, reale,
etc. bey-
gefüget werden kann, und zwar 1°. das Quale, so fern
ein Ding innere Eigenschaften hat, und wenn es in
seine Arten getheilet wird, haben kann, und in den
Indiuiduis wirklich hat. 2°. Das Quantum, so fern
jedes Ding eine absolute Größe hat, diese mag nun
mit andern verglichen werden können oder nicht.
3°. Das Numerabile, so fern es eine Einheit ist, und
auch so fern sich mehreres in demselben gedenken läßt.
4°. Possibile, so fern es keinen Widerspruch hat.
5°. Cogitabile in Verhältniß oder in Absicht auf ein
denkendes Wesen. 6°. Ordinatum, so fern das meh-

rere
J 5

Das Beſtimmen.
bey dem Abſtrahiren bald alles weggelaſſen worden,
und weil die Bedingung, daß ein Ding muͤſſe exi-
ſtiren koͤnnen, gewiſſermaßen als eine Folge nach ſich
zog, ein Ding muͤſſe ein Indiuiduum ſeyn. Jn der
That war auch dieſes Verfahren eben nicht ſo weit
vom Ziele weg. Man haͤtte nur das, was man ein
allgemeines Ding, Ens vniuerſale, nennete (§. 178.
N°. 8.), zu den idealen Erdichtungen und zu dem
ſymboliſchen (§. 163. ſeqq.) rechnen doͤrfen, ſo wuͤrde
der Begriff eines Dinges und eines Indiuidui von
gleicher Allgemeinheit geweſen ſeyn. Jch ſage, man
kehrte zu den Indiuiduis zuruͤcke, um von dieſen die
Begriffe: Beſtimmung, Realitaͤt, Aehnlich,
Einerley, Weſen, Affectiones, Eigenſchaften,
Modificationen
ꝛc. zu abſtrahiren, und daraus
endlich herzuleiten, daß ein jedes Ding eine innere
metaphyſiſche Einheit, Wahrheit und Guͤte habe.
Man ſehe das in dem §. 304. und 350. hieruͤber an-
gemerkte. Dieſes waren nun die drey innern allge-
meinen Eigenſchaften oder Praͤdicate eines Dinges
uͤberhaupt betrachtet, denen noch das quale, quan-
tum, numerabile, poſſibile, cogitabile, ordinatum,
relationis capax, exiſtentiae capax, reale,
ꝛc. bey-
gefuͤget werden kann, und zwar 1°. das Quale, ſo fern
ein Ding innere Eigenſchaften hat, und wenn es in
ſeine Arten getheilet wird, haben kann, und in den
Indiuiduis wirklich hat. 2°. Das Quantum, ſo fern
jedes Ding eine abſolute Groͤße hat, dieſe mag nun
mit andern verglichen werden koͤnnen oder nicht.
3°. Das Numerabile, ſo fern es eine Einheit iſt, und
auch ſo fern ſich mehreres in demſelben gedenken laͤßt.
4°. Poſſibile, ſo fern es keinen Widerſpruch hat.
5°. Cogitabile in Verhaͤltniß oder in Abſicht auf ein
denkendes Weſen. 6°. Ordinatum, ſo fern das meh-

rere
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0145" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Be&#x017F;timmen.</hi></fw><lb/>
bey dem Ab&#x017F;trahiren bald alles weggela&#x017F;&#x017F;en worden,<lb/>
und weil die Bedingung, daß ein <hi rendition="#fr">Ding</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e exi-<lb/>
&#x017F;tiren ko&#x0364;nnen, gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen als eine Folge nach &#x017F;ich<lb/>
zog, ein <hi rendition="#fr">Ding</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ein <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> &#x017F;eyn. Jn der<lb/>
That war auch die&#x017F;es Verfahren eben nicht &#x017F;o weit<lb/>
vom Ziele weg. Man ha&#x0364;tte nur das, was man ein<lb/><hi rendition="#fr">allgemeines Ding,</hi> <hi rendition="#aq">Ens vniuer&#x017F;ale,</hi> nennete (§. 178.<lb/><hi rendition="#aq">N°.</hi> 8.), zu den idealen Erdichtungen und zu dem<lb/>
&#x017F;ymboli&#x017F;chen (§. 163. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi>) rechnen do&#x0364;rfen, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
der Begriff eines <hi rendition="#fr">Dinges</hi> und eines <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Indiuidui</hi></hi> von<lb/>
gleicher Allgemeinheit gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. Jch &#x017F;age, man<lb/>
kehrte zu den <hi rendition="#aq">Indiuiduis</hi> zuru&#x0364;cke, um von die&#x017F;en die<lb/>
Begriffe: <hi rendition="#fr">Be&#x017F;timmung, Realita&#x0364;t, Aehnlich,<lb/>
Einerley, We&#x017F;en, Affectiones, Eigen&#x017F;chaften,<lb/>
Modificationen</hi> &#xA75B;c. zu ab&#x017F;trahiren, und daraus<lb/>
endlich herzuleiten, daß ein jedes Ding eine innere<lb/>
metaphy&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#fr">Einheit, Wahrheit</hi> und <hi rendition="#fr">Gu&#x0364;te</hi> habe.<lb/>
Man &#x017F;ehe das in dem §. 304. und 350. hieru&#x0364;ber an-<lb/>
gemerkte. Die&#x017F;es waren nun die drey innern allge-<lb/>
meinen Eigen&#x017F;chaften oder Pra&#x0364;dicate eines <hi rendition="#fr">Dinges</hi><lb/>
u&#x0364;berhaupt betrachtet, denen noch das <hi rendition="#aq">quale, quan-<lb/>
tum, numerabile, po&#x017F;&#x017F;ibile, cogitabile, ordinatum,<lb/>
relationis capax, exi&#x017F;tentiae capax, reale,</hi> &#xA75B;c. bey-<lb/>
gefu&#x0364;get werden kann, und zwar 1°. das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quale</hi>,</hi> &#x017F;o fern<lb/>
ein Ding innere Eigen&#x017F;chaften hat, und wenn es in<lb/>
&#x017F;eine Arten getheilet wird, haben kann, und in den<lb/><hi rendition="#aq">Indiuiduis</hi> wirklich hat. 2°. Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quantum</hi>,</hi> &#x017F;o fern<lb/>
jedes Ding eine ab&#x017F;olute Gro&#x0364;ße hat, die&#x017F;e mag nun<lb/>
mit andern verglichen werden ko&#x0364;nnen oder nicht.<lb/>
3°. Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Numerabile</hi>,</hi> &#x017F;o fern es eine Einheit i&#x017F;t, und<lb/>
auch &#x017F;o fern &#x017F;ich mehreres in dem&#x017F;elben gedenken la&#x0364;ßt.<lb/>
4°. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Po&#x017F;&#x017F;ibile</hi>,</hi> &#x017F;o fern es keinen Wider&#x017F;pruch hat.<lb/>
5°. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cogitabile</hi></hi> in Verha&#x0364;ltniß oder in Ab&#x017F;icht auf ein<lb/>
denkendes We&#x017F;en. 6°. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ordinatum</hi>,</hi> &#x017F;o fern das meh-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><fw place="bottom" type="catch">rere</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0145] Das Beſtimmen. bey dem Abſtrahiren bald alles weggelaſſen worden, und weil die Bedingung, daß ein Ding muͤſſe exi- ſtiren koͤnnen, gewiſſermaßen als eine Folge nach ſich zog, ein Ding muͤſſe ein Indiuiduum ſeyn. Jn der That war auch dieſes Verfahren eben nicht ſo weit vom Ziele weg. Man haͤtte nur das, was man ein allgemeines Ding, Ens vniuerſale, nennete (§. 178. N°. 8.), zu den idealen Erdichtungen und zu dem ſymboliſchen (§. 163. ſeqq.) rechnen doͤrfen, ſo wuͤrde der Begriff eines Dinges und eines Indiuidui von gleicher Allgemeinheit geweſen ſeyn. Jch ſage, man kehrte zu den Indiuiduis zuruͤcke, um von dieſen die Begriffe: Beſtimmung, Realitaͤt, Aehnlich, Einerley, Weſen, Affectiones, Eigenſchaften, Modificationen ꝛc. zu abſtrahiren, und daraus endlich herzuleiten, daß ein jedes Ding eine innere metaphyſiſche Einheit, Wahrheit und Guͤte habe. Man ſehe das in dem §. 304. und 350. hieruͤber an- gemerkte. Dieſes waren nun die drey innern allge- meinen Eigenſchaften oder Praͤdicate eines Dinges uͤberhaupt betrachtet, denen noch das quale, quan- tum, numerabile, poſſibile, cogitabile, ordinatum, relationis capax, exiſtentiae capax, reale, ꝛc. bey- gefuͤget werden kann, und zwar 1°. das Quale, ſo fern ein Ding innere Eigenſchaften hat, und wenn es in ſeine Arten getheilet wird, haben kann, und in den Indiuiduis wirklich hat. 2°. Das Quantum, ſo fern jedes Ding eine abſolute Groͤße hat, dieſe mag nun mit andern verglichen werden koͤnnen oder nicht. 3°. Das Numerabile, ſo fern es eine Einheit iſt, und auch ſo fern ſich mehreres in demſelben gedenken laͤßt. 4°. Poſſibile, ſo fern es keinen Widerſpruch hat. 5°. Cogitabile in Verhaͤltniß oder in Abſicht auf ein denkendes Weſen. 6°. Ordinatum, ſo fern das meh- rere J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/145
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/145>, abgerufen am 24.11.2024.