Die eigentlichen und individualen Bestimmungen sind demnach schlechthin nur Zahl und Grade, alles übrige muß das Sceleton des allgemeinen Begriffes an sich schon enthalten, und bey dem Analysiren des- selben thun wir auch weiter nichts, als daß wir es schlechthin nur finden, um unsere Vorstellung und die Sacherklärung davon vollständiger zu machen, (§. 526.). Die Anomalien, so die Sprache hiebey veranlaßt, haben wir bereits oben (§. 453-461.) aus- führlich angezeiget.
§. 529.
So sehr nun aber das Sceleton, so ein abstracter Begriff von den Indiuiduis vorstellet, zusammenge- setzet ist, so läßt es sich, an sich betrachtet, auf eine ideale Art in Theile zerfällen, und so fern jeder Theil in der Sprache einen Namen hat, kann auch das Ganze durch die Zusammensetzung dieser Namen, nach seinen Haupttheilen und vollständig vorgestellet werden, und diese Vorstellung ist sodann ein abge- kürzter, dabey aber dennoch vollständiger Ausdruck, welchen man statt des Namens des ganzen Begriffes gebrauchen kann, weil er die Anlage zu der vollstän- digen und ausführlichen Sacherklärung ist. Bey diesem Verfahren muß die Möglichkeit, das Sceleton auf mehrerley Arten in Theile zu zerfällen, mit der Möglichkeit, jeden Theil und dessen Verbindung mit den übrigen, durch schickliche Wörter zu benennen, verglichen werden. Denn dabey bleibt man zuweilen zurück, zuweilen aber findet man mehrere solcher ab- gekürzten Erklärungen, welche demnach, wenn sie sämmtlich richtig sind, einen und eben denselben Be- griff aber nach verschiedenen Arten der Zergliederung
vor-
XVI. Hauptſtuͤck.
§. 528.
Die eigentlichen und individualen Beſtimmungen ſind demnach ſchlechthin nur Zahl und Grade, alles uͤbrige muß das Sceleton des allgemeinen Begriffes an ſich ſchon enthalten, und bey dem Analyſiren deſ- ſelben thun wir auch weiter nichts, als daß wir es ſchlechthin nur finden, um unſere Vorſtellung und die Sacherklaͤrung davon vollſtaͤndiger zu machen, (§. 526.). Die Anomalien, ſo die Sprache hiebey veranlaßt, haben wir bereits oben (§. 453-461.) aus- fuͤhrlich angezeiget.
§. 529.
So ſehr nun aber das Sceleton, ſo ein abſtracter Begriff von den Indiuiduis vorſtellet, zuſammenge- ſetzet iſt, ſo laͤßt es ſich, an ſich betrachtet, auf eine ideale Art in Theile zerfaͤllen, und ſo fern jeder Theil in der Sprache einen Namen hat, kann auch das Ganze durch die Zuſammenſetzung dieſer Namen, nach ſeinen Haupttheilen und vollſtaͤndig vorgeſtellet werden, und dieſe Vorſtellung iſt ſodann ein abge- kuͤrzter, dabey aber dennoch vollſtaͤndiger Ausdruck, welchen man ſtatt des Namens des ganzen Begriffes gebrauchen kann, weil er die Anlage zu der vollſtaͤn- digen und ausfuͤhrlichen Sacherklaͤrung iſt. Bey dieſem Verfahren muß die Moͤglichkeit, das Sceleton auf mehrerley Arten in Theile zu zerfaͤllen, mit der Moͤglichkeit, jeden Theil und deſſen Verbindung mit den uͤbrigen, durch ſchickliche Woͤrter zu benennen, verglichen werden. Denn dabey bleibt man zuweilen zuruͤck, zuweilen aber findet man mehrere ſolcher ab- gekuͤrzten Erklaͤrungen, welche demnach, wenn ſie ſaͤmmtlich richtig ſind, einen und eben denſelben Be- griff aber nach verſchiedenen Arten der Zergliederung
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XVI. Hauptſtuͤck.
§. 528.
Die eigentlichen und individualen Beſtimmungen
ſind demnach ſchlechthin nur Zahl und Grade, alles
uͤbrige muß das Sceleton des allgemeinen Begriffes
an ſich ſchon enthalten, und bey dem Analyſiren deſ-
ſelben thun wir auch weiter nichts, als daß wir es
ſchlechthin nur finden, um unſere Vorſtellung und
die Sacherklaͤrung davon vollſtaͤndiger zu machen,
(§. 526.). Die Anomalien, ſo die Sprache hiebey
veranlaßt, haben wir bereits oben (§. 453-461.) aus-
fuͤhrlich angezeiget.
§. 529.
So ſehr nun aber das Sceleton, ſo ein abſtracter
Begriff von den Indiuiduis vorſtellet, zuſammenge-
ſetzet iſt, ſo laͤßt es ſich, an ſich betrachtet, auf eine
ideale Art in Theile zerfaͤllen, und ſo fern jeder Theil
in der Sprache einen Namen hat, kann auch das
Ganze durch die Zuſammenſetzung dieſer Namen,
nach ſeinen Haupttheilen und vollſtaͤndig vorgeſtellet
werden, und dieſe Vorſtellung iſt ſodann ein abge-
kuͤrzter, dabey aber dennoch vollſtaͤndiger Ausdruck,
welchen man ſtatt des Namens des ganzen Begriffes
gebrauchen kann, weil er die Anlage zu der vollſtaͤn-
digen und ausfuͤhrlichen Sacherklaͤrung iſt. Bey
dieſem Verfahren muß die Moͤglichkeit, das Sceleton
auf mehrerley Arten in Theile zu zerfaͤllen, mit der
Moͤglichkeit, jeden Theil und deſſen Verbindung mit
den uͤbrigen, durch ſchickliche Woͤrter zu benennen,
verglichen werden. Denn dabey bleibt man zuweilen
zuruͤck, zuweilen aber findet man mehrere ſolcher ab-
gekuͤrzten Erklaͤrungen, welche demnach, wenn ſie
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/156>, abgerufen am 27.11.2024.
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