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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Zusammensetzen.
getheilet werden können, dennoch in der That nicht
ferner getheilet oder getrennet sind; so ferne können
wir sie nur noch als einen Haufen von kleinern Theil-
chen ansehen, in welchem keine andere Verbindung
ist, als daß sie dichte aneinander liegen, und folg-
lich den Raum ganz ausfüllen, daferne wir nicht
Kräfte mit annehmen, durch welche sie verbunden
sind, und durch diese Verbindung ein ganzes ausma-
chen. Diese Kräfte sind nun Nicht das Solide selbst,
sondern das Solide hat sie, oder sie sind in demsel-
ben. Wir haben dieses bereits oben a posteriori
daraus hergeleitet, daß es elastische Körper giebt,
(§. 389. 392. 393.). Denn die erste Anlage zur Ela-
sticität kann man, ohne den Begriff der Kraft mit-
zunehmen, in dem Soliden selbst nicht finden, weil
z. E. ohne dieselbe, die Luft so wenig elastisch seyn
würde, als ein Haufen Staubes. Ferner haben
wir oben (§. 96.) bereits angemerket, daß die Ela-
sticität nur relativ ist, und ihre Grade von der Ge-
schwindigkeit abhängen, mit welcher die Figur des
Körpers bey dem Stoße verändert wird, (§. 420.).
Das will nun sagen, die Kräfte, womit die Theile des
elastischen Körpers verbunden sind, und zur Wieder-
herstellung der Figur bey dem Stoße sich äußern, ha-
ben eine bestimmte Stärke und Größe, welche, wenn
sie überwältiget wird, sich nicht mehr wieder herstellet.

§. 540.

Man hat in der Metaphysic die Dinge in einfa-
che
und zusammengesetzte eingetheilet, und den
Beweis, daß es einfache Dinge gebe, darauf ge-
gründet, daß die Theilung des Zusammengesetzten
nicht ins Unendliche fortgehen könne, folglich irgend-
wo aufhören müsse. Meines Erachtens ist alles,

was

Das Zuſammenſetzen.
getheilet werden koͤnnen, dennoch in der That nicht
ferner getheilet oder getrennet ſind; ſo ferne koͤnnen
wir ſie nur noch als einen Haufen von kleinern Theil-
chen anſehen, in welchem keine andere Verbindung
iſt, als daß ſie dichte aneinander liegen, und folg-
lich den Raum ganz ausfuͤllen, daferne wir nicht
Kraͤfte mit annehmen, durch welche ſie verbunden
ſind, und durch dieſe Verbindung ein ganzes ausma-
chen. Dieſe Kraͤfte ſind nun Nicht das Solide ſelbſt,
ſondern das Solide hat ſie, oder ſie ſind in demſel-
ben. Wir haben dieſes bereits oben a poſteriori
daraus hergeleitet, daß es elaſtiſche Koͤrper giebt,
(§. 389. 392. 393.). Denn die erſte Anlage zur Ela-
ſticitaͤt kann man, ohne den Begriff der Kraft mit-
zunehmen, in dem Soliden ſelbſt nicht finden, weil
z. E. ohne dieſelbe, die Luft ſo wenig elaſtiſch ſeyn
wuͤrde, als ein Haufen Staubes. Ferner haben
wir oben (§. 96.) bereits angemerket, daß die Ela-
ſticitaͤt nur relativ iſt, und ihre Grade von der Ge-
ſchwindigkeit abhaͤngen, mit welcher die Figur des
Koͤrpers bey dem Stoße veraͤndert wird, (§. 420.).
Das will nun ſagen, die Kraͤfte, womit die Theile des
elaſtiſchen Koͤrpers verbunden ſind, und zur Wieder-
herſtellung der Figur bey dem Stoße ſich aͤußern, ha-
ben eine beſtimmte Staͤrke und Groͤße, welche, wenn
ſie uͤberwaͤltiget wird, ſich nicht mehr wieder herſtellet.

§. 540.

Man hat in der Metaphyſic die Dinge in einfa-
che
und zuſammengeſetzte eingetheilet, und den
Beweis, daß es einfache Dinge gebe, darauf ge-
gruͤndet, daß die Theilung des Zuſammengeſetzten
nicht ins Unendliche fortgehen koͤnne, folglich irgend-
wo aufhoͤren muͤſſe. Meines Erachtens iſt alles,

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[157/0165] Das Zuſammenſetzen. getheilet werden koͤnnen, dennoch in der That nicht ferner getheilet oder getrennet ſind; ſo ferne koͤnnen wir ſie nur noch als einen Haufen von kleinern Theil- chen anſehen, in welchem keine andere Verbindung iſt, als daß ſie dichte aneinander liegen, und folg- lich den Raum ganz ausfuͤllen, daferne wir nicht Kraͤfte mit annehmen, durch welche ſie verbunden ſind, und durch dieſe Verbindung ein ganzes ausma- chen. Dieſe Kraͤfte ſind nun Nicht das Solide ſelbſt, ſondern das Solide hat ſie, oder ſie ſind in demſel- ben. Wir haben dieſes bereits oben a poſteriori daraus hergeleitet, daß es elaſtiſche Koͤrper giebt, (§. 389. 392. 393.). Denn die erſte Anlage zur Ela- ſticitaͤt kann man, ohne den Begriff der Kraft mit- zunehmen, in dem Soliden ſelbſt nicht finden, weil z. E. ohne dieſelbe, die Luft ſo wenig elaſtiſch ſeyn wuͤrde, als ein Haufen Staubes. Ferner haben wir oben (§. 96.) bereits angemerket, daß die Ela- ſticitaͤt nur relativ iſt, und ihre Grade von der Ge- ſchwindigkeit abhaͤngen, mit welcher die Figur des Koͤrpers bey dem Stoße veraͤndert wird, (§. 420.). Das will nun ſagen, die Kraͤfte, womit die Theile des elaſtiſchen Koͤrpers verbunden ſind, und zur Wieder- herſtellung der Figur bey dem Stoße ſich aͤußern, ha- ben eine beſtimmte Staͤrke und Groͤße, welche, wenn ſie uͤberwaͤltiget wird, ſich nicht mehr wieder herſtellet. §. 540. Man hat in der Metaphyſic die Dinge in einfa- che und zuſammengeſetzte eingetheilet, und den Beweis, daß es einfache Dinge gebe, darauf ge- gruͤndet, daß die Theilung des Zuſammengeſetzten nicht ins Unendliche fortgehen koͤnne, folglich irgend- wo aufhoͤren muͤſſe. Meines Erachtens iſt alles, was

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/165>, abgerufen am 23.11.2024.