Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.XIX. Hauptstück. So z. E. kann man in Ansehung des Blitzes zuge-ben, daß sich dabey wirklich etwas schweflichtes ent- zünde. Ob aber nichts mehr sey, und ob die Ent- zündung bey den schweflichten Theilchen anfange, das bleibt noch unerörtert. Man kann zugeben, daß bey der Entzündung wirklich electrische Erschütterungen vorkommen; ob diese aber vorgehen oder folgen, oder zugleich mit dabey sind, und von einer gemeinsamen Ursache herrühren, ist wiederum eine andere Frage, und eben so auch, ob zu der Entzündung eine chymi- sche Fermentation und Aufhäufung des dazu gehöri- gen Stoffes vorgehen müsse. Die Erfahrungen von den Ausdünstungen lehren uns zwar, daß die Luft voller Theilchen von allen Arten Materien ist, und daß dabey vielerley Vermischungen vorgehen können. Von dem Mechanismo aber, der dabey statt hat, und von den erforderlichen Jngredientien lehren sie uns nichts. Und daher können wir hiebey auch nur die Analogien gebrauchen, so weit sie reichen, das will sagen: was wir bey dem Blitze beobachten, und was wir demselben ähnlich finden, können wir dabey nur als Prädicat, nicht aber als Subject gebrau- chen, weil wir sicher schließen können, der Blitz habe noch mehrere Bestimmungen, und lasse sich folglich mit den bisher bekannten noch nicht identificiren. Denn diese Jdentification muß bewiesen werden, und ein solcher Beweis fordert, daß man zeige, es kom- me bey dem Blitze weiter nichts unbekanntes vor, welches aber allerdings so leicht nicht angeht. §. 609. Man ist, wie wir bereits (§. 596.) angemerket kennet,
XIX. Hauptſtuͤck. So z. E. kann man in Anſehung des Blitzes zuge-ben, daß ſich dabey wirklich etwas ſchweflichtes ent- zuͤnde. Ob aber nichts mehr ſey, und ob die Ent- zuͤndung bey den ſchweflichten Theilchen anfange, das bleibt noch uneroͤrtert. Man kann zugeben, daß bey der Entzuͤndung wirklich electriſche Erſchuͤtterungen vorkommen; ob dieſe aber vorgehen oder folgen, oder zugleich mit dabey ſind, und von einer gemeinſamen Urſache herruͤhren, iſt wiederum eine andere Frage, und eben ſo auch, ob zu der Entzuͤndung eine chymi- ſche Fermentation und Aufhaͤufung des dazu gehoͤri- gen Stoffes vorgehen muͤſſe. Die Erfahrungen von den Ausduͤnſtungen lehren uns zwar, daß die Luft voller Theilchen von allen Arten Materien iſt, und daß dabey vielerley Vermiſchungen vorgehen koͤnnen. Von dem Mechanismo aber, der dabey ſtatt hat, und von den erforderlichen Jngredientien lehren ſie uns nichts. Und daher koͤnnen wir hiebey auch nur die Analogien gebrauchen, ſo weit ſie reichen, das will ſagen: was wir bey dem Blitze beobachten, und was wir demſelben aͤhnlich finden, koͤnnen wir dabey nur als Praͤdicat, nicht aber als Subject gebrau- chen, weil wir ſicher ſchließen koͤnnen, der Blitz habe noch mehrere Beſtimmungen, und laſſe ſich folglich mit den bisher bekannten noch nicht identificiren. Denn dieſe Jdentification muß bewieſen werden, und ein ſolcher Beweis fordert, daß man zeige, es kom- me bey dem Blitze weiter nichts unbekanntes vor, welches aber allerdings ſo leicht nicht angeht. §. 609. Man iſt, wie wir bereits (§. 596.) angemerket kennet,
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XIX. Hauptſtuͤck.
So z. E. kann man in Anſehung des Blitzes zuge-
ben, daß ſich dabey wirklich etwas ſchweflichtes ent-
zuͤnde. Ob aber nichts mehr ſey, und ob die Ent-
zuͤndung bey den ſchweflichten Theilchen anfange, das
bleibt noch uneroͤrtert. Man kann zugeben, daß bey
der Entzuͤndung wirklich electriſche Erſchuͤtterungen
vorkommen; ob dieſe aber vorgehen oder folgen, oder
zugleich mit dabey ſind, und von einer gemeinſamen
Urſache herruͤhren, iſt wiederum eine andere Frage,
und eben ſo auch, ob zu der Entzuͤndung eine chymi-
ſche Fermentation und Aufhaͤufung des dazu gehoͤri-
gen Stoffes vorgehen muͤſſe. Die Erfahrungen von
den Ausduͤnſtungen lehren uns zwar, daß die Luft
voller Theilchen von allen Arten Materien iſt, und
daß dabey vielerley Vermiſchungen vorgehen koͤnnen.
Von dem Mechanismo aber, der dabey ſtatt hat,
und von den erforderlichen Jngredientien lehren ſie
uns nichts. Und daher koͤnnen wir hiebey auch nur
die Analogien gebrauchen, ſo weit ſie reichen, das
will ſagen: was wir bey dem Blitze beobachten, und
was wir demſelben aͤhnlich finden, koͤnnen wir dabey
nur als Praͤdicat, nicht aber als Subject gebrau-
chen, weil wir ſicher ſchließen koͤnnen, der Blitz habe
noch mehrere Beſtimmungen, und laſſe ſich folglich
mit den bisher bekannten noch nicht identificiren.
Denn dieſe Jdentification muß bewieſen werden, und
ein ſolcher Beweis fordert, daß man zeige, es kom-
me bey dem Blitze weiter nichts unbekanntes vor,
welches aber allerdings ſo leicht nicht angeht.
§. 609.
Man iſt, wie wir bereits (§. 596.) angemerket
haben, mit der Kenntniß der Urſache mehrentheils
bald fertig, wenn man die Wirkung ſelbſt vollſtaͤndig
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