Wir können nun ferner erzählungsweise anmerken, daß man in den ältern Metaphysiken eine Liste von Accidenzen angegeben, und sie überhaupt in zwo Clas- sen, nämlich in die physischen und logischen getheilt hat. Die physischen waren 1°. Quantitas. 2°. Qualitas. 3°. Relatio. 4°. Actio. 5°. Passio. 6°. Quando. 7°. Vbi. 8°. Situs. 9°. Habitus, und diese machen nebst dem Begriff der Substanz die bekannten zehen Categorien des Aristoteles aus Die logischen hingegen, 1°. Genus. 2°. Species. 3°. Differentia. 4°. Proprium. 5°. Accidens in specie (Modus). Es ist unnöthig, hier zu untersuchen, wiefern diese Eintheilung richtig getroffen, oder die Abzählung vollständig sey. Man sieht überhaupt daraus so viel, daß, wenn man bey den Substanzen von allen diesen Accidenzen abstrahirt, eben nicht viel mehr als der einfache Begriff des Substantialen übrig bleibt, und daß die Metaphysi- ker die Absicht hatten, eigentlich nur diesen übrig zu lassen. Sodann sieht man, daß sie zwischen den realen Accidenzen, die etwas in der Sache selbst sind, und zwischen den bloß idealen die sich auf ein denkendes Wesen und dessen Er- kenntniß beziehen, einen Unterschied machen woll- ten, und in so fern erstere physisch letztere aber logisch nenneten. Hingegen geben sie in dieser Abzählung so eigentlich nicht an, welche von diesen Accidenzen dem materiellen Soliden, welche andere der Kraft eigen sind, und welche endlich beyden zugleich anhän- gen, (§. 627.). Und so finden sich auch einige dar- unter, die nicht bloß unmittelbare Accidenzen von Substanzen, sondern zugleich auch Accidenzen von Accidenzen sind, (§. 619.). Dieses aber machet, daß sie in der Metaphysic nicht nur in Absicht auf
die
Subſtanzen und Accidenzen.
§. 639.
Wir koͤnnen nun ferner erzaͤhlungsweiſe anmerken, daß man in den aͤltern Metaphyſiken eine Liſte von Accidenzen angegeben, und ſie uͤberhaupt in zwo Claſ- ſen, naͤmlich in die phyſiſchen und logiſchen getheilt hat. Die phyſiſchen waren 1°. Quantitas. 2°. Qualitas. 3°. Relatio. 4°. Actio. 5°. Paſſio. 6°. Quando. 7°. Vbi. 8°. Situs. 9°. Habitus, und dieſe machen nebſt dem Begriff der Subſtanz die bekannten zehen Categorien des Ariſtoteles aus Die logiſchen hingegen, 1°. Genus. 2°. Species. 3°. Differentia. 4°. Proprium. 5°. Accidens in ſpecie (Modus). Es iſt unnoͤthig, hier zu unterſuchen, wiefern dieſe Eintheilung richtig getroffen, oder die Abzaͤhlung vollſtaͤndig ſey. Man ſieht uͤberhaupt daraus ſo viel, daß, wenn man bey den Subſtanzen von allen dieſen Accidenzen abſtrahirt, eben nicht viel mehr als der einfache Begriff des Subſtantialen uͤbrig bleibt, und daß die Metaphyſi- ker die Abſicht hatten, eigentlich nur dieſen uͤbrig zu laſſen. Sodann ſieht man, daß ſie zwiſchen den realen Accidenzen, die etwas in der Sache ſelbſt ſind, und zwiſchen den bloß idealen die ſich auf ein denkendes Weſen und deſſen Er- kenntniß beziehen, einen Unterſchied machen woll- ten, und in ſo fern erſtere phyſiſch letztere aber logiſch nenneten. Hingegen geben ſie in dieſer Abzaͤhlung ſo eigentlich nicht an, welche von dieſen Accidenzen dem materiellen Soliden, welche andere der Kraft eigen ſind, und welche endlich beyden zugleich anhaͤn- gen, (§. 627.). Und ſo finden ſich auch einige dar- unter, die nicht bloß unmittelbare Accidenzen von Subſtanzen, ſondern zugleich auch Accidenzen von Accidenzen ſind, (§. 619.). Dieſes aber machet, daß ſie in der Metaphyſic nicht nur in Abſicht auf
die
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Subſtanzen und Accidenzen.
§. 639.
Wir koͤnnen nun ferner erzaͤhlungsweiſe anmerken,
daß man in den aͤltern Metaphyſiken eine Liſte von
Accidenzen angegeben, und ſie uͤberhaupt in zwo Claſ-
ſen, naͤmlich in die phyſiſchen und logiſchen getheilt
hat. Die phyſiſchen waren 1°. Quantitas. 2°. Qualitas.
3°. Relatio. 4°. Actio. 5°. Paſſio. 6°. Quando. 7°. Vbi.
8°. Situs. 9°. Habitus, und dieſe machen nebſt dem
Begriff der Subſtanz die bekannten zehen Categorien
des Ariſtoteles aus Die logiſchen hingegen,
1°. Genus. 2°. Species. 3°. Differentia. 4°. Proprium.
5°. Accidens in ſpecie (Modus). Es iſt unnoͤthig,
hier zu unterſuchen, wiefern dieſe Eintheilung richtig
getroffen, oder die Abzaͤhlung vollſtaͤndig ſey. Man
ſieht uͤberhaupt daraus ſo viel, daß, wenn man bey
den Subſtanzen von allen dieſen Accidenzen abſtrahirt,
eben nicht viel mehr als der einfache Begriff des
Subſtantialen uͤbrig bleibt, und daß die Metaphyſi-
ker die Abſicht hatten, eigentlich nur dieſen uͤbrig zu
laſſen. Sodann ſieht man, daß ſie zwiſchen den
realen Accidenzen, die etwas in der Sache
ſelbſt ſind, und zwiſchen den bloß idealen die
ſich auf ein denkendes Weſen und deſſen Er-
kenntniß beziehen, einen Unterſchied machen woll-
ten, und in ſo fern erſtere phyſiſch letztere aber logiſch
nenneten. Hingegen geben ſie in dieſer Abzaͤhlung
ſo eigentlich nicht an, welche von dieſen Accidenzen
dem materiellen Soliden, welche andere der Kraft
eigen ſind, und welche endlich beyden zugleich anhaͤn-
gen, (§. 627.). Und ſo finden ſich auch einige dar-
unter, die nicht bloß unmittelbare Accidenzen von
Subſtanzen, ſondern zugleich auch Accidenzen von
Accidenzen ſind, (§. 619.). Dieſes aber machet,
daß ſie in der Metaphyſic nicht nur in Abſicht auf
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/277>, abgerufen am 21.11.2024.
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