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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Zeichen und Bedeutungen.
§. 670.

Besonders aber hat man bey solchen Ganzen, die
in andern gleichsam verstecket sind, und äußerlich
kaum einige Spuren zeigen, darauf zu sehen, ob diese
äußerlichen Anzeichen etwas fortdauerndes, wesent-
liches, natürliches, nothwendiges haben, oder ob sie
nur gelegentlich, zufälliger Weise aus Ursachen her-
rühren, die in der Sache selbst ganz fremd sind, und
daher auch nicht länger dauern. Wir haben diesen
Fall bereits oben (§. 597.), bey Anlaß des Satzes,
daß die Wirkung nicht besser sey, als die Ursache,
betrachtet, und die daselbst angeführten Beyspiele
mögen auch hier zur Erläuterung dienen. Wir mer-
ken noch mit an, daß diese Anmerkung desto noth-
wendiger ist, je öfters man wider dieselbe verstößt,
und gar zu leicht von Umständen und Zufälligkeiten,
die man ein einiges mal an einer Sache wahrgenom-
men, auf ihre wesentliche Art und Natur schließt.
Daß man ex vngue leonem, an der Klaue den Lö-
wen erkennen könne, ist an sich richtig. Man muß
sich aber in besondern Fällen versichern, daß es wirk-
lich eine Klaue, das will sagen, ein dem Löwen we-
sentlich anhangender Theil sey. Denn sonst läßt sich
auch aus dem Schafspelze, der darunter versteckte
Wolf erkennen, weil ihn nicht die Natur damit be-
kleidet hat.

§. 671.

Zu diesem erst betrachteten Beständigen können
wir noch das Häufige rechnen, welches ebenfalls ein
sichereres Zeichen von Ganzen ist. So z. E. machet
man aus einem irgend gefundenen Stückchen Erzte
oder Münze nicht sogleich den Schluß, daß daselbst

in
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Zeichen und Bedeutungen.
§. 670.

Beſonders aber hat man bey ſolchen Ganzen, die
in andern gleichſam verſtecket ſind, und aͤußerlich
kaum einige Spuren zeigen, darauf zu ſehen, ob dieſe
aͤußerlichen Anzeichen etwas fortdauerndes, weſent-
liches, natuͤrliches, nothwendiges haben, oder ob ſie
nur gelegentlich, zufaͤlliger Weiſe aus Urſachen her-
ruͤhren, die in der Sache ſelbſt ganz fremd ſind, und
daher auch nicht laͤnger dauern. Wir haben dieſen
Fall bereits oben (§. 597.), bey Anlaß des Satzes,
daß die Wirkung nicht beſſer ſey, als die Urſache,
betrachtet, und die daſelbſt angefuͤhrten Beyſpiele
moͤgen auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Wir mer-
ken noch mit an, daß dieſe Anmerkung deſto noth-
wendiger iſt, je oͤfters man wider dieſelbe verſtoͤßt,
und gar zu leicht von Umſtaͤnden und Zufaͤlligkeiten,
die man ein einiges mal an einer Sache wahrgenom-
men, auf ihre weſentliche Art und Natur ſchließt.
Daß man ex vngue leonem, an der Klaue den Loͤ-
wen erkennen koͤnne, iſt an ſich richtig. Man muß
ſich aber in beſondern Faͤllen verſichern, daß es wirk-
lich eine Klaue, das will ſagen, ein dem Loͤwen we-
ſentlich anhangender Theil ſey. Denn ſonſt laͤßt ſich
auch aus dem Schafspelze, der darunter verſteckte
Wolf erkennen, weil ihn nicht die Natur damit be-
kleidet hat.

§. 671.

Zu dieſem erſt betrachteten Beſtaͤndigen koͤnnen
wir noch das Haͤufige rechnen, welches ebenfalls ein
ſichereres Zeichen von Ganzen iſt. So z. E. machet
man aus einem irgend gefundenen Stuͤckchen Erzte
oder Muͤnze nicht ſogleich den Schluß, daß daſelbſt

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T 4
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[295/0303] Zeichen und Bedeutungen. §. 670. Beſonders aber hat man bey ſolchen Ganzen, die in andern gleichſam verſtecket ſind, und aͤußerlich kaum einige Spuren zeigen, darauf zu ſehen, ob dieſe aͤußerlichen Anzeichen etwas fortdauerndes, weſent- liches, natuͤrliches, nothwendiges haben, oder ob ſie nur gelegentlich, zufaͤlliger Weiſe aus Urſachen her- ruͤhren, die in der Sache ſelbſt ganz fremd ſind, und daher auch nicht laͤnger dauern. Wir haben dieſen Fall bereits oben (§. 597.), bey Anlaß des Satzes, daß die Wirkung nicht beſſer ſey, als die Urſache, betrachtet, und die daſelbſt angefuͤhrten Beyſpiele moͤgen auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Wir mer- ken noch mit an, daß dieſe Anmerkung deſto noth- wendiger iſt, je oͤfters man wider dieſelbe verſtoͤßt, und gar zu leicht von Umſtaͤnden und Zufaͤlligkeiten, die man ein einiges mal an einer Sache wahrgenom- men, auf ihre weſentliche Art und Natur ſchließt. Daß man ex vngue leonem, an der Klaue den Loͤ- wen erkennen koͤnne, iſt an ſich richtig. Man muß ſich aber in beſondern Faͤllen verſichern, daß es wirk- lich eine Klaue, das will ſagen, ein dem Loͤwen we- ſentlich anhangender Theil ſey. Denn ſonſt laͤßt ſich auch aus dem Schafspelze, der darunter verſteckte Wolf erkennen, weil ihn nicht die Natur damit be- kleidet hat. §. 671. Zu dieſem erſt betrachteten Beſtaͤndigen koͤnnen wir noch das Haͤufige rechnen, welches ebenfalls ein ſichereres Zeichen von Ganzen iſt. So z. E. machet man aus einem irgend gefundenen Stuͤckchen Erzte oder Muͤnze nicht ſogleich den Schluß, daß daſelbſt in T 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/303>, abgerufen am 22.11.2024.