sie nicht mit den gemeinen zu verwechseln hat, son- dern sich dieselben genau bekannt machen muß, um sie, besonders bey Erfindung neuer Theorien, richtig anwenden zu können. Wir wollen, um dieses noch mehr aufzuklären, noch einige Betrachtungen beyfü- gen, um die Quellen solcher Fehltritte kenntlicher zu machen.
§. 714.
Einmal drücket die Sprache bald alles, was auch im weitläuftigsten Verstande mehr oder minder seyn, oder genennet werden kann, durch ihre Comparatiuos aus, und nimmt das Wort größer und kleiner in einem eben so ausgedehnten Verstande. Dadurch wird man nun ohnehin schon leicht verleitet, in dem, was solche Comparatiui anzeigen, ganz einfache Di- mensionen aufzusuchen, und die Grade gleichförmig über die ganze Sache auszudehnen. Sieht man aber genauer nach, so werden dadurch nicht selten Dinge zusammen addirt und subtrahirt, die nicht mehr Gleichartigkeit unter sich haben, als z. E. ein Cubic- fuß Raum und ein Jahr Zeit. Wir haben dieses Beyspiel in dem §. 434. angeführet, um daselbst den Begriff einer Art von Rechenkunst zu erläutern, wel- che schlechthin sich nicht weiter als auf das bloße Nu- meriren auszudehnen scheint, wie z. E. wenn man jemand der Länge nach vorzählet, was man unter einem Haufen Hausgeräthes gefunden. Jndessen kann man auf gut metaphysisch sagen, dieser Haufe Hausgeräthes sey desto größer, je mehr und je grö- ßere Stücke denselben ausmachen, und dabey bliebe nun unbestimmt, in welcher Absicht das Wort Größe genommen wird. Ein Mathematiker aber ist dar- auf bedacht, daß er bey seinen Größen könne Sum- men, Differenzen, Producte etc. finden. Und so
würde
Die Einheit.
ſie nicht mit den gemeinen zu verwechſeln hat, ſon- dern ſich dieſelben genau bekannt machen muß, um ſie, beſonders bey Erfindung neuer Theorien, richtig anwenden zu koͤnnen. Wir wollen, um dieſes noch mehr aufzuklaͤren, noch einige Betrachtungen beyfuͤ- gen, um die Quellen ſolcher Fehltritte kenntlicher zu machen.
§. 714.
Einmal druͤcket die Sprache bald alles, was auch im weitlaͤuftigſten Verſtande mehr oder minder ſeyn, oder genennet werden kann, durch ihre Comparatiuos aus, und nimmt das Wort groͤßer und kleiner in einem eben ſo ausgedehnten Verſtande. Dadurch wird man nun ohnehin ſchon leicht verleitet, in dem, was ſolche Comparatiui anzeigen, ganz einfache Di- menſionen aufzuſuchen, und die Grade gleichfoͤrmig uͤber die ganze Sache auszudehnen. Sieht man aber genauer nach, ſo werden dadurch nicht ſelten Dinge zuſammen addirt und ſubtrahirt, die nicht mehr Gleichartigkeit unter ſich haben, als z. E. ein Cubic- fuß Raum und ein Jahr Zeit. Wir haben dieſes Beyſpiel in dem §. 434. angefuͤhret, um daſelbſt den Begriff einer Art von Rechenkunſt zu erlaͤutern, wel- che ſchlechthin ſich nicht weiter als auf das bloße Nu- meriren auszudehnen ſcheint, wie z. E. wenn man jemand der Laͤnge nach vorzaͤhlet, was man unter einem Haufen Hausgeraͤthes gefunden. Jndeſſen kann man auf gut metaphyſiſch ſagen, dieſer Haufe Hausgeraͤthes ſey deſto groͤßer, je mehr und je groͤ- ßere Stuͤcke denſelben ausmachen, und dabey bliebe nun unbeſtimmt, in welcher Abſicht das Wort Groͤße genommen wird. Ein Mathematiker aber iſt dar- auf bedacht, daß er bey ſeinen Groͤßen koͤnne Sum- men, Differenzen, Producte ꝛc. finden. Und ſo
wuͤrde
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Die Einheit.
ſie nicht mit den gemeinen zu verwechſeln hat, ſon-
dern ſich dieſelben genau bekannt machen muß, um
ſie, beſonders bey Erfindung neuer Theorien, richtig
anwenden zu koͤnnen. Wir wollen, um dieſes noch
mehr aufzuklaͤren, noch einige Betrachtungen beyfuͤ-
gen, um die Quellen ſolcher Fehltritte kenntlicher zu
machen.
§. 714.
Einmal druͤcket die Sprache bald alles, was auch
im weitlaͤuftigſten Verſtande mehr oder minder ſeyn,
oder genennet werden kann, durch ihre Comparatiuos
aus, und nimmt das Wort groͤßer und kleiner in
einem eben ſo ausgedehnten Verſtande. Dadurch
wird man nun ohnehin ſchon leicht verleitet, in dem,
was ſolche Comparatiui anzeigen, ganz einfache Di-
menſionen aufzuſuchen, und die Grade gleichfoͤrmig
uͤber die ganze Sache auszudehnen. Sieht man aber
genauer nach, ſo werden dadurch nicht ſelten Dinge
zuſammen addirt und ſubtrahirt, die nicht mehr
Gleichartigkeit unter ſich haben, als z. E. ein Cubic-
fuß Raum und ein Jahr Zeit. Wir haben dieſes
Beyſpiel in dem §. 434. angefuͤhret, um daſelbſt den
Begriff einer Art von Rechenkunſt zu erlaͤutern, wel-
che ſchlechthin ſich nicht weiter als auf das bloße Nu-
meriren auszudehnen ſcheint, wie z. E. wenn man
jemand der Laͤnge nach vorzaͤhlet, was man unter
einem Haufen Hausgeraͤthes gefunden. Jndeſſen
kann man auf gut metaphyſiſch ſagen, dieſer Haufe
Hausgeraͤthes ſey deſto groͤßer, je mehr und je groͤ-
ßere Stuͤcke denſelben ausmachen, und dabey bliebe
nun unbeſtimmt, in welcher Abſicht das Wort Groͤße
genommen wird. Ein Mathematiker aber iſt dar-
auf bedacht, daß er bey ſeinen Groͤßen koͤnne Sum-
men, Differenzen, Producte ꝛc. finden. Und ſo
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/343>, abgerufen am 22.11.2024.
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