Sodann haben wir anzumerken, daß man selten oder gar nicht eine Sache für sich, sondern in gewissen und einzeln Absichten auszumessen suchet, weil bald jede Sache, außert mehren absoluten Einheiten, die sie hat, und die weiter kein mehr und minder zulassen, auf sehr vielerley und durch aus verschiedene Arten etwas auszumessen darbeut, wie z. E. ein Körper in Absicht auf den körperli- chen Raum, in Absicht auf die Schwere, Gewicht, Dichtigkeit, Härtigkeit, Elasticität, Klang, Farbe, Helligkeit, Erwärmbarkeit, Dilatation, Cohäsion der Theile, Masse etc. Dieses nimmt man nun nicht gleich alles zusammen, sondern entweder jedes einzeln, oder wenigstens nur so viel, als zusammen genommen für sich betrachtet werden kann. Und erst, nach dem man die Art, in solchen einzeln Absichten Ausmessungen vorzunehmen, bestimmet hat, sieht man sich etwann um, wie fern, was nach der einen Absicht verändert wird, Veränderun- gen nach den andern Absichten nach sich ziehe, und dieses geht sodann um desto ehender und leichter an, weil man jede Veränderung für sich durch Zahl und Maaß bestimmen, und sie folglich desto leichter und genauer mit einander vergleichen kann. Da die wissenschaftliche Erkenntniß größtentheils auf der Theorie von solchen Abhänglichkeiten beru- het (Dianoiolog. §. 605. seqq.), und selbst auch der ächte Weg zur Entdeckung der Ursachen dahin geht (§. 611.), so sieht man überhaupt, daß dieses Vornehmen von nicht geringer Erheblichkeit ist. Man wird eben dieses auch aus den in den §. 452-462. gemachten Anmerkungen ersehen.
§. 718.
XXIII. Hauptſtuͤck.
§. 717.
Sodann haben wir anzumerken, daß man ſelten oder gar nicht eine Sache fuͤr ſich, ſondern in gewiſſen und einzeln Abſichten auszumeſſen ſuchet, weil bald jede Sache, außert mehren abſoluten Einheiten, die ſie hat, und die weiter kein mehr und minder zulaſſen, auf ſehr vielerley und durch aus verſchiedene Arten etwas auszumeſſen darbeut, wie z. E. ein Koͤrper in Abſicht auf den koͤrperli- chen Raum, in Abſicht auf die Schwere, Gewicht, Dichtigkeit, Haͤrtigkeit, Elaſticitaͤt, Klang, Farbe, Helligkeit, Erwaͤrmbarkeit, Dilatation, Cohaͤſion der Theile, Maſſe ꝛc. Dieſes nimmt man nun nicht gleich alles zuſammen, ſondern entweder jedes einzeln, oder wenigſtens nur ſo viel, als zuſammen genommen fuͤr ſich betrachtet werden kann. Und erſt, nach dem man die Art, in ſolchen einzeln Abſichten Ausmeſſungen vorzunehmen, beſtimmet hat, ſieht man ſich etwann um, wie fern, was nach der einen Abſicht veraͤndert wird, Veraͤnderun- gen nach den andern Abſichten nach ſich ziehe, und dieſes geht ſodann um deſto ehender und leichter an, weil man jede Veraͤnderung fuͤr ſich durch Zahl und Maaß beſtimmen, und ſie folglich deſto leichter und genauer mit einander vergleichen kann. Da die wiſſenſchaftliche Erkenntniß groͤßtentheils auf der Theorie von ſolchen Abhaͤnglichkeiten beru- het (Dianoiolog. §. 605. ſeqq.), und ſelbſt auch der aͤchte Weg zur Entdeckung der Urſachen dahin geht (§. 611.), ſo ſieht man uͤberhaupt, daß dieſes Vornehmen von nicht geringer Erheblichkeit iſt. Man wird eben dieſes auch aus den in den §. 452-462. gemachten Anmerkungen erſehen.
§. 718.
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XXIII. Hauptſtuͤck.
§. 717.
Sodann haben wir anzumerken, daß man ſelten
oder gar nicht eine Sache fuͤr ſich, ſondern in
gewiſſen und einzeln Abſichten auszumeſſen ſuchet,
weil bald jede Sache, außert mehren abſoluten
Einheiten, die ſie hat, und die weiter kein mehr
und minder zulaſſen, auf ſehr vielerley und durch
aus verſchiedene Arten etwas auszumeſſen darbeut,
wie z. E. ein Koͤrper in Abſicht auf den koͤrperli-
chen Raum, in Abſicht auf die Schwere, Gewicht,
Dichtigkeit, Haͤrtigkeit, Elaſticitaͤt, Klang, Farbe,
Helligkeit, Erwaͤrmbarkeit, Dilatation, Cohaͤſion
der Theile, Maſſe ꝛc. Dieſes nimmt man nun
nicht gleich alles zuſammen, ſondern entweder jedes
einzeln, oder wenigſtens nur ſo viel, als zuſammen
genommen fuͤr ſich betrachtet werden kann. Und
erſt, nach dem man die Art, in ſolchen einzeln
Abſichten Ausmeſſungen vorzunehmen, beſtimmet
hat, ſieht man ſich etwann um, wie fern, was
nach der einen Abſicht veraͤndert wird, Veraͤnderun-
gen nach den andern Abſichten nach ſich ziehe, und
dieſes geht ſodann um deſto ehender und leichter
an, weil man jede Veraͤnderung fuͤr ſich durch
Zahl und Maaß beſtimmen, und ſie folglich deſto
leichter und genauer mit einander vergleichen kann.
Da die wiſſenſchaftliche Erkenntniß groͤßtentheils
auf der Theorie von ſolchen Abhaͤnglichkeiten beru-
het (Dianoiolog. §. 605. ſeqq.), und ſelbſt auch
der aͤchte Weg zur Entdeckung der Urſachen dahin
geht (§. 611.), ſo ſieht man uͤberhaupt, daß dieſes
Vornehmen von nicht geringer Erheblichkeit iſt.
Man wird eben dieſes auch aus den in den
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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