So entwickelt und in die Augen fallend finden wir aber die erst betrachtete Begriffe von der einfachsten Gestalt der Größen und Maaßstäbe von mehr als ei- ner Dimension in andern Fällen selten oder gar nicht. Jndessen wollen wir doch einige von diesen Fällen durchgehen, um die Unterschiede anzumerken. Der erste, welcher noch am meisten Aehnlichkeit damit hat, findet sich in der Mechanic bey der Lehre von der Zusammensetzung und Auflösung der Kräfte. Denn da gedenket man sich drey ebene Flächen, die einander rechtwinklicht durchschneiden, und wenn man will, sämmtlich durch den Körper gehen, welcher von mehrern Kräften nach mehrerley Directionen getrie- ben wird. Jede Kraft, wird nach ihrer Direction durch eine derselben proportionale Linie vorgestellet, und in drey andere Kräfte aufgelöset, welche nach Di- rectionen wirken, die auf erst gedachte drey Flächen perpendicular sind. Dadurch ist man sodann in Stand gesetzt, daß man die gegen jede dieser Flächen wirkende Kräfte besonders zusammen addiren, und die Summen von ihren Wirkungen bloß durch dieses addiren bestimmen kann. Diese Summen lassen sich sodann wiederum zusammen setzen, um die mittlere Direction und die nach derselben erfolgende Bewe- gung des Körpers und seine Geschwindigkeit zu fin- den. Dieses Beyspiel hat mit dem aus der Geome- trie hergenommenen, noch die größte Aehnlichkeit, zu- mal da hier die drey Dimensionen des Raumes eben- falls vorkommen, und die Absicht dabey ist, die Wir- kung der Summe von Kräften zu finden, welche sich wegen der Verschiedenheit der Directionen nicht so unbedingt, oder ohne vorhergehende Decomposition zusammen addiren lassen.
§. 745.
XXV. Hauptſtuͤck.
§. 744.
So entwickelt und in die Augen fallend finden wir aber die erſt betrachtete Begriffe von der einfachſten Geſtalt der Groͤßen und Maaßſtaͤbe von mehr als ei- ner Dimenſion in andern Faͤllen ſelten oder gar nicht. Jndeſſen wollen wir doch einige von dieſen Faͤllen durchgehen, um die Unterſchiede anzumerken. Der erſte, welcher noch am meiſten Aehnlichkeit damit hat, findet ſich in der Mechanic bey der Lehre von der Zuſammenſetzung und Aufloͤſung der Kraͤfte. Denn da gedenket man ſich drey ebene Flaͤchen, die einander rechtwinklicht durchſchneiden, und wenn man will, ſaͤmmtlich durch den Koͤrper gehen, welcher von mehrern Kraͤften nach mehrerley Directionen getrie- ben wird. Jede Kraft, wird nach ihrer Direction durch eine derſelben proportionale Linie vorgeſtellet, und in drey andere Kraͤfte aufgeloͤſet, welche nach Di- rectionen wirken, die auf erſt gedachte drey Flaͤchen perpendicular ſind. Dadurch iſt man ſodann in Stand geſetzt, daß man die gegen jede dieſer Flaͤchen wirkende Kraͤfte beſonders zuſammen addiren, und die Summen von ihren Wirkungen bloß durch dieſes addiren beſtimmen kann. Dieſe Summen laſſen ſich ſodann wiederum zuſammen ſetzen, um die mittlere Direction und die nach derſelben erfolgende Bewe- gung des Koͤrpers und ſeine Geſchwindigkeit zu fin- den. Dieſes Beyſpiel hat mit dem aus der Geome- trie hergenommenen, noch die groͤßte Aehnlichkeit, zu- mal da hier die drey Dimenſionen des Raumes eben- falls vorkommen, und die Abſicht dabey iſt, die Wir- kung der Summe von Kraͤften zu finden, welche ſich wegen der Verſchiedenheit der Directionen nicht ſo unbedingt, oder ohne vorhergehende Decompoſition zuſammen addiren laſſen.
§. 745.
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XXV. Hauptſtuͤck.
§. 744.
So entwickelt und in die Augen fallend finden wir
aber die erſt betrachtete Begriffe von der einfachſten
Geſtalt der Groͤßen und Maaßſtaͤbe von mehr als ei-
ner Dimenſion in andern Faͤllen ſelten oder gar nicht.
Jndeſſen wollen wir doch einige von dieſen Faͤllen
durchgehen, um die Unterſchiede anzumerken. Der
erſte, welcher noch am meiſten Aehnlichkeit damit
hat, findet ſich in der Mechanic bey der Lehre von
der Zuſammenſetzung und Aufloͤſung der Kraͤfte.
Denn da gedenket man ſich drey ebene Flaͤchen, die
einander rechtwinklicht durchſchneiden, und wenn man
will, ſaͤmmtlich durch den Koͤrper gehen, welcher von
mehrern Kraͤften nach mehrerley Directionen getrie-
ben wird. Jede Kraft, wird nach ihrer Direction
durch eine derſelben proportionale Linie vorgeſtellet,
und in drey andere Kraͤfte aufgeloͤſet, welche nach Di-
rectionen wirken, die auf erſt gedachte drey Flaͤchen
perpendicular ſind. Dadurch iſt man ſodann in
Stand geſetzt, daß man die gegen jede dieſer Flaͤchen
wirkende Kraͤfte beſonders zuſammen addiren, und
die Summen von ihren Wirkungen bloß durch dieſes
addiren beſtimmen kann. Dieſe Summen laſſen ſich
ſodann wiederum zuſammen ſetzen, um die mittlere
Direction und die nach derſelben erfolgende Bewe-
gung des Koͤrpers und ſeine Geſchwindigkeit zu fin-
den. Dieſes Beyſpiel hat mit dem aus der Geome-
trie hergenommenen, noch die groͤßte Aehnlichkeit, zu-
mal da hier die drey Dimenſionen des Raumes eben-
falls vorkommen, und die Abſicht dabey iſt, die Wir-
kung der Summe von Kraͤften zu finden, welche ſich
wegen der Verſchiedenheit der Directionen nicht ſo
unbedingt, oder ohne vorhergehende Decompoſition
zuſammen addiren laſſen.
§. 745.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/374>, abgerufen am 22.11.2024.
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