Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.XXVII. Hauptstück. Stralen sich auf dem Augennetze wiederum in einenPunct vereinigen, und die anliegenden Fibern nicht zugleich mit in Bewegung gesetzet werden. Sind aber diese Stralen auf dem Augennetze in einen Cirkel zerstreuet, und wird dieser Cirkel durch die Aufhäu- fung der Stralen und Mittheilung der Bewegung noch größer, so sieht man undeutlich, und die Un- deutlichkeit ist in Verhältniß des Raumes dieses Cir- kels, (Photometr. §. 1102-1125.). Auf diese Art erhält man das absolute Maaß der Undeutlichkeit, welches man sodann ohne Mühe auf die Objecte an- wenden kann. Es ist kein Zweifel, daß nicht auch in den Fibern des Gehirnes etwas ähnliches vorkom- me, welches veranlasset, daß man Unterschiede und Harmonien von sehr verschiedenen Graden der Fein- heit in den Vorstellungen der Dinge empfinden kann, und daß öfters wie durch einen Nebel im Ge- hirne die feinern Empfindungen gehemmet werden, (Phänomenol. §. 133. 135. 100.). §. 789. Die Begriffe der Möglichkeit, Nothwen- hypo-
XXVII. Hauptſtuͤck. Stralen ſich auf dem Augennetze wiederum in einenPunct vereinigen, und die anliegenden Fibern nicht zugleich mit in Bewegung geſetzet werden. Sind aber dieſe Stralen auf dem Augennetze in einen Cirkel zerſtreuet, und wird dieſer Cirkel durch die Aufhaͤu- fung der Stralen und Mittheilung der Bewegung noch groͤßer, ſo ſieht man undeutlich, und die Un- deutlichkeit iſt in Verhaͤltniß des Raumes dieſes Cir- kels, (Photometr. §. 1102-1125.). Auf dieſe Art erhaͤlt man das abſolute Maaß der Undeutlichkeit, welches man ſodann ohne Muͤhe auf die Objecte an- wenden kann. Es iſt kein Zweifel, daß nicht auch in den Fibern des Gehirnes etwas aͤhnliches vorkom- me, welches veranlaſſet, daß man Unterſchiede und Harmonien von ſehr verſchiedenen Graden der Fein- heit in den Vorſtellungen der Dinge empfinden kann, und daß oͤfters wie durch einen Nebel im Ge- hirne die feinern Empfindungen gehemmet werden, (Phaͤnomenol. §. 133. 135. 100.). §. 789. Die Begriffe der Moͤglichkeit, Nothwen- hypo-
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XXVII. Hauptſtuͤck.
Stralen ſich auf dem Augennetze wiederum in einen
Punct vereinigen, und die anliegenden Fibern nicht
zugleich mit in Bewegung geſetzet werden. Sind
aber dieſe Stralen auf dem Augennetze in einen Cirkel
zerſtreuet, und wird dieſer Cirkel durch die Aufhaͤu-
fung der Stralen und Mittheilung der Bewegung
noch groͤßer, ſo ſieht man undeutlich, und die Un-
deutlichkeit iſt in Verhaͤltniß des Raumes dieſes Cir-
kels, (Photometr. §. 1102-1125.). Auf dieſe Art
erhaͤlt man das abſolute Maaß der Undeutlichkeit,
welches man ſodann ohne Muͤhe auf die Objecte an-
wenden kann. Es iſt kein Zweifel, daß nicht auch
in den Fibern des Gehirnes etwas aͤhnliches vorkom-
me, welches veranlaſſet, daß man Unterſchiede und
Harmonien von ſehr verſchiedenen Graden der Fein-
heit in den Vorſtellungen der Dinge empfinden
kann, und daß oͤfters wie durch einen Nebel im Ge-
hirne die feinern Empfindungen gehemmet werden,
(Phaͤnomenol. §. 133. 135. 100.).
§. 789.
Die Begriffe der Moͤglichkeit, Nothwen-
digkeit, Zufaͤlligkeit, Erwartung, Verwunde-
rung, biethen uns aͤhnliche Beyſpiele an. Wir ha-
ben das, was man, in Abſicht auf die Groͤße, bey
der Moͤglichkeit zu fragen hat, bereits oben (§. 685.)
angefuͤhret, und (§. 243.) die Kraft als den poſitiven
Grund, oder als das Principium eſſendi (§. 298.
491.) der Moͤglichkeit angegeben. Dieſe Anmer-
kungen gehen ebenfalls auf die Nothwendigkeit
und Zufaͤlligkeit, ſofern man jene durch die Unmoͤg-
lichkeit, dieſe durch die Moͤglichkeit des Gegentheils
definiret. Wir haben daher im vorhergehenden
(§. 283. 697. 718.) die Berechnung der Grade der
hypo-
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