Uebersetzungen, so viel sichs nur thun ließe, vorzu- nehmen, weil man es sonst gemeiniglich bey den For- meln bewenden läßt, ungeachtet sie, wenn man sich die Mühe sie näher zu betrachten nicht will reuen las- sen, nicht selten in die nettesten Lehrsätze übersetzet werden können.
§. 817.
Sofern nun bey jeder Größe, ungeachtet sie für sich betrachtet, absolut ist, eine Einheit von gleicher Art zum Grunde liegt, sofern wird sie unmittelbar mit dieser Einheit, mittelbarer Weise aber mit an- dern Größen von gleicher Art in Verhältniß gebracht, und in so fern verhalten sie sich gegen einander, wie Zahlen zu Zahlen, wenn man nämlich nicht nur ganze Zahlen, sondern auch jede gebrochene Zahlen und De- cimalreihen dadurch versteht. Vermittelst solcher Verhältnisse ist man nun in Stand gesetzt, auch un- gleichartige Größen in Vergleichung zu bringen. Man muß aber immer von jeder Art zwo nehmen, und zwar solche zwo, die einerley Verhältniß haben, weil eigentlich dadurch nicht die Größen, sondern die Verhältnisse mit einander verglichen werden.
§. 818.
Wir müssen aber auch hiebey das bloß Symboli- sche von dem, was bey einer solchen Vergleichung in der That zum Grunde liegt, unterscheiden. Denn so z. E. kann man allerdings sagen, daß sich ein Fuß Raum zu zween Fuß Raum verhalte, wie eine Minute Zeit zu zwo Minuten Zeit. Liegt aber hiebey nichts anderes zum Grunde, weswegen man diese Ver- gleichung anstellet, so hat sie auch weiter nichts zu sa- gen, und sie ist gleichsam bloß arithmetisch, weil man
die
XXVIII. Hauptſtuͤck.
Ueberſetzungen, ſo viel ſichs nur thun ließe, vorzu- nehmen, weil man es ſonſt gemeiniglich bey den For- meln bewenden laͤßt, ungeachtet ſie, wenn man ſich die Muͤhe ſie naͤher zu betrachten nicht will reuen laſ- ſen, nicht ſelten in die netteſten Lehrſaͤtze uͤberſetzet werden koͤnnen.
§. 817.
Sofern nun bey jeder Groͤße, ungeachtet ſie fuͤr ſich betrachtet, abſolut iſt, eine Einheit von gleicher Art zum Grunde liegt, ſofern wird ſie unmittelbar mit dieſer Einheit, mittelbarer Weiſe aber mit an- dern Groͤßen von gleicher Art in Verhaͤltniß gebracht, und in ſo fern verhalten ſie ſich gegen einander, wie Zahlen zu Zahlen, wenn man naͤmlich nicht nur ganze Zahlen, ſondern auch jede gebrochene Zahlen und De- cimalreihen dadurch verſteht. Vermittelſt ſolcher Verhaͤltniſſe iſt man nun in Stand geſetzt, auch un- gleichartige Groͤßen in Vergleichung zu bringen. Man muß aber immer von jeder Art zwo nehmen, und zwar ſolche zwo, die einerley Verhaͤltniß haben, weil eigentlich dadurch nicht die Groͤßen, ſondern die Verhaͤltniſſe mit einander verglichen werden.
§. 818.
Wir muͤſſen aber auch hiebey das bloß Symboli- ſche von dem, was bey einer ſolchen Vergleichung in der That zum Grunde liegt, unterſcheiden. Denn ſo z. E. kann man allerdings ſagen, daß ſich ein Fuß Raum zu zween Fuß Raum verhalte, wie eine Minute Zeit zu zwo Minuten Zeit. Liegt aber hiebey nichts anderes zum Grunde, weswegen man dieſe Ver- gleichung anſtellet, ſo hat ſie auch weiter nichts zu ſa- gen, und ſie iſt gleichſam bloß arithmetiſch, weil man
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0452"n="444"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXVIII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>
Ueberſetzungen, ſo viel ſichs nur thun ließe, vorzu-<lb/>
nehmen, weil man es ſonſt gemeiniglich bey den For-<lb/>
meln bewenden laͤßt, ungeachtet ſie, wenn man ſich<lb/>
die Muͤhe ſie naͤher zu betrachten nicht will reuen laſ-<lb/>ſen, nicht ſelten in die netteſten Lehrſaͤtze uͤberſetzet<lb/>
werden koͤnnen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 817.</head><lb/><p>Sofern nun bey jeder Groͤße, ungeachtet ſie fuͤr<lb/>ſich betrachtet, abſolut iſt, eine Einheit von gleicher<lb/>
Art zum Grunde liegt, ſofern wird ſie unmittelbar<lb/>
mit dieſer Einheit, mittelbarer Weiſe aber mit an-<lb/>
dern Groͤßen von gleicher Art in Verhaͤltniß gebracht,<lb/>
und in ſo fern verhalten ſie ſich gegen einander, wie<lb/>
Zahlen zu Zahlen, wenn man naͤmlich nicht nur ganze<lb/>
Zahlen, ſondern auch jede gebrochene Zahlen und De-<lb/>
cimalreihen dadurch verſteht. Vermittelſt ſolcher<lb/>
Verhaͤltniſſe iſt man nun in Stand geſetzt, auch un-<lb/>
gleichartige Groͤßen in Vergleichung zu bringen.<lb/>
Man muß aber immer von jeder Art zwo nehmen,<lb/>
und zwar ſolche zwo, die einerley Verhaͤltniß haben,<lb/>
weil eigentlich dadurch nicht die Groͤßen, ſondern die<lb/>
Verhaͤltniſſe mit einander verglichen werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 818.</head><lb/><p>Wir muͤſſen aber auch hiebey das bloß Symboli-<lb/>ſche von dem, was bey einer ſolchen Vergleichung in<lb/>
der That zum Grunde liegt, unterſcheiden. Denn<lb/>ſo z. E. kann man allerdings ſagen, daß ſich ein Fuß<lb/>
Raum zu zween Fuß Raum verhalte, wie eine<lb/>
Minute Zeit zu zwo Minuten Zeit. Liegt aber hiebey<lb/>
nichts anderes zum Grunde, weswegen man dieſe Ver-<lb/>
gleichung anſtellet, ſo hat ſie auch weiter nichts zu ſa-<lb/>
gen, und ſie iſt gleichſam bloß arithmetiſch, weil man<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[444/0452]
XXVIII. Hauptſtuͤck.
Ueberſetzungen, ſo viel ſichs nur thun ließe, vorzu-
nehmen, weil man es ſonſt gemeiniglich bey den For-
meln bewenden laͤßt, ungeachtet ſie, wenn man ſich
die Muͤhe ſie naͤher zu betrachten nicht will reuen laſ-
ſen, nicht ſelten in die netteſten Lehrſaͤtze uͤberſetzet
werden koͤnnen.
§. 817.
Sofern nun bey jeder Groͤße, ungeachtet ſie fuͤr
ſich betrachtet, abſolut iſt, eine Einheit von gleicher
Art zum Grunde liegt, ſofern wird ſie unmittelbar
mit dieſer Einheit, mittelbarer Weiſe aber mit an-
dern Groͤßen von gleicher Art in Verhaͤltniß gebracht,
und in ſo fern verhalten ſie ſich gegen einander, wie
Zahlen zu Zahlen, wenn man naͤmlich nicht nur ganze
Zahlen, ſondern auch jede gebrochene Zahlen und De-
cimalreihen dadurch verſteht. Vermittelſt ſolcher
Verhaͤltniſſe iſt man nun in Stand geſetzt, auch un-
gleichartige Groͤßen in Vergleichung zu bringen.
Man muß aber immer von jeder Art zwo nehmen,
und zwar ſolche zwo, die einerley Verhaͤltniß haben,
weil eigentlich dadurch nicht die Groͤßen, ſondern die
Verhaͤltniſſe mit einander verglichen werden.
§. 818.
Wir muͤſſen aber auch hiebey das bloß Symboli-
ſche von dem, was bey einer ſolchen Vergleichung in
der That zum Grunde liegt, unterſcheiden. Denn
ſo z. E. kann man allerdings ſagen, daß ſich ein Fuß
Raum zu zween Fuß Raum verhalte, wie eine
Minute Zeit zu zwo Minuten Zeit. Liegt aber hiebey
nichts anderes zum Grunde, weswegen man dieſe Ver-
gleichung anſtellet, ſo hat ſie auch weiter nichts zu ſa-
gen, und ſie iſt gleichſam bloß arithmetiſch, weil man
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/452>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.